02. Februar 2007 · Amsterdam, Muziektheater, 18:30 Uhr
R. Wagner: Tannhäuser (Wiener Fassung)
De Nederlandse Opera
Nederlands Philharmonisch Orkest, Chor der Niederländischen Oper, Hermann: Kristinn Sigmundson; Tannhäuser: Robert Gambill; Wolfram: Roman Trekel; Walther: Marcel Reijans; Biterolf: Werner van Mechelen; Heinrich: David Griffith; Elisabeth: Martina Serafin; Venus: Petra Lang; junger Hirt: Katharina Müller; Inszenierung: Nikolaus Lehnhoff
Premiere
Pressestimmen
opernwelt, Heft 3 2007
Die Amsterdamer "Tannhäuser"-Premiere hatte durchweg anderes Format, was sich schon mit der Wahl der aus der Pariser Fassung ins Deutsche zurücktransponierter Wiener Fassung ankündigte. Dirigent Hartmut Haenchen hatte autografische Palimpsestforschung betrieben – erst im Jahre 2003 wurde die Wiener Fassung erstmalig komplett als Partitur in der neuen Gesamtausgabe veröffentlicht. Zum Hauptorchester treten zwei verschieden positionierte „Venusberg“-Orchester, was in Amsterdam einen effektvollen Raumklang ergab. Zusätzliches Schlagzeug, Glocken, vierfache Harfen, zwölf Hörner der Jagdgesellschaft, sechs Trompeten für die Wartburggesellschaft – man könnte fast meinen, Gustav Mahler bereitete seine elfte Sinfonie vor. Haenchen dirigierte den Riesenapparat des Nederlands Philharmonisch Orkest souverän, ohne Übersteuerung, mit schönen Instrumentalfarben und einer Energie, die von innen gespeist wurde.
Gerhard Rohde
Opernwelt · 01. März 2007
www.8weekly.nl 5.2.2007
Orchestrales Feuerwerk
Wie klingt es? Es gibt nur ein Wort: Überwältigend. Trotz der riesigen Besetzung von Chor und Orchester ist „Tannhäuser“ sicher kein Spektakelstück, im Gegenteil. Hartmut Haenchen hat es bereits früher bewiesen, aber wie kein anderer ist er im Stande um ein großes Orchester auch sehr leise und subtil spielen zu lassen. Das wird sofort bei den ersten Noten der Ouvertüre deutlich, die ich selten so durchsichtig hörte. Großes Lob für die Holz- und Blechbläser der Niederländischen Philharmonie, denn die Streicher haben dann wohl die technisch schwierigsten Passagen zu spielen, es sind aber meistens die Bläser, die eine Aufführung von „Tannhäuser“ weniger erfolgreich machen.
Dass Dirigent Hartmut Haenchen dem Orchester, den verschiedenen Bühnenorchestern, den Bläsern in den Bühnentürmen, dem riesigen Chor, wo er auch stand, und den Solisten so einen zusammenhängenden und klaren Klang zu entlocken wusste, darf ein kleines Wunder genannt werden. Die minutenlang anhaltenden Jubelschreie waren dann auch mehr als verdient.
Henri Dorst
www.8weekly.nl · 01. März 2007
www.ik hou van theater.nl
Eine Wohltat war es auch, nach dem inzwischen zurückgetretenen Ingo Metzmacher, aufs Neue Dirigent Hartmut Haenchen mit der Niederländischen Philharmonie mit Wagner zu hören. Durch das Publikum wurden er und die Produktion dann auch mit einem ungewöhnlichen Applaus empfangen.
Mark Duijnstee
www.ikhouvantheater.nl · 01. März 2007
La Libre Belgique, 19.2.2007
Il faut par exemple aller y voir le „Tannhäuser“ actuellement à l’affiche, qui confirme l’excellent niveau des productions wagnériennes du Muziektheater. Comme pour la Tétralogie (récemment parue en DVD chez Opus Arte), la direction musicale échoit à Hartmut Haenchen, chef allemand d’un grand raffinement.
Übersetzung:
Man muss z.B. den Tannhäuser sehen, der heute gespielt wird und der das ausgezeichnete Niveau der Wagnerproduktionen des Muziektheaters bestätigt. Wie beim Ring (neulich erschienen auf DVD bei Opus Arte) führt die musikalische Leitung Hartmut Haenchen, der deutsche Dirigent mit dem großen Raffinement.
La Libre Belgique · 19. Februar 2007
Luxemburger Wort 16.2.2007
Mais la palme revient à Hartmut Haenchen, ancien directeur musical du Nederlandse Opera, dont le public a chaleureusement acclamé le retour à la tête du Nederlands Philharmonisch Orkest, dans une lecture fluide et illuminée de l’intérieur, toujours en parfaite cohésion avec le plateau malgré la présence, dans le finale, de 145 musiciens, dont une cinquantaine faisant fonction de « musique de scène », comme le veut la version viennoise de l’œuvre.
Übersetzung:
Aber die Krone gebührt Hartmut Haenchen, dem früheren Musikdirektor der Nederlandse Opera, dessen Rückkehr das Publikum mit Begeisterung bejubelt hat. Er dirigiert das Nederlands Philharmonisch Orkest in einer von innen leuchtenden Interpretation, immer perfekt zusammen mit der Bühne, trotz der Anwesenheit von (am Schluss) 145 Musiker, von denen 50 als Bühnenmusik funktionieren, wie es die Wiener Fassung dieses Stückes will.
Jean Lucas
Luxemburger Wort · 16. Februar 2007
Libération, 15.2.2007
..ce « Tannhäuser » vaut surtout sur le plan musical
A Amsterdam, le chef Hartmut Haenchen est l’atout majeur de la novelle production de l’œuvre de Wagner.
Un « Tannhäuser » des mains d’un maître
Au générique de ce « Tannhäuser », Hartmut Haenchen, un chef que les Parisiens ont découvert récemment dans la reprise de « Salomé » à Bastille, et Nikolaus Lehnhoff, vétéran de la mise en scène lyrique, qui s’est signalé dès 1972 à Garnier avec un « femme sans ombre » de Strauss, dirigée par Böhm.
Torrent Dès l’ouverture, le premier comble au-delà de l’attente : mise en place, équilibres dynamiques, articulations, phrasés, son Wagner ciselé n’en jaillit pas moins avec la puissance d’un torrent. Il est vrai que le Philharmonique, à la sonorité sans doute exaltée ….est en forme. Cordes moelleuses, bois fruités et cuivres racés respirent, chantent et bondissent ensemble, remplissant tout l’espace acoustique avec un relief vivifiant.… Un beau Wagner à écouter.
Èric Dahan
Übersetzung:
... ist dieser Tannhäuser vor allem in musikalischer Hinsicht preisenswert.
In Amsterdam ist der Dirigent Hartmut Haenchen der höchste Trumpf in der neuen Wagner-Produktion.
Ein Tannhäuser aus den Händen eines Meisters
Zum Team vom Tannhäuser gehören Hartmut Haenchen, ein Dirigent den die Pariser neulich in der Wiederaufnahme von Salome in der Bastille entdeckt haben , und Nikolaus Lehnhoff, ein Veteran der Opernregie, der 1972 im Garnier hervortrat mit Die Frau ohne Schatten, geleitet von Böhm.
Strom
Gleich von der Ouvertüre an übertrifft Haenchen die Erwartungen: Interpretationsansatz, dynamisches Gleichgewicht, Artikulation, Phrasierung. Sein ziselierter Wagner stürmt dennoch vorwärts mit der Kraft eines Stroms. Das Nederlands Philharmonisch Orkest ... ist in guter Form. Weiche Streicher, 'saftige' Holzbläser und erstrangige Blechbläser atmen, singen und springen zusammen und füllen den akustischen Raum mit einem hinreißenden Relief.
...Ein schöner Wagner zum Hören.
Éric Dahan
Libération (F) · 15. Februar 2007
www.anaclase.com/opera/articles/tannhauser1.htm, 11.2.2007
Le miracle de la production est venu de la fosse. À la tète d’un Nederlands Philharmonisch Orkest souverain et exemplaire d’engagement, de puissance et de fluidité, la grand Hartmut Haenchen a livré une véritable leçon de direction wagnérienne, liant finesse et tension dramatique.
Pierre-Jean Tribot
Übersetzung:
Das Wunder der Produktion kommt aus dem Orchestergraben. Als Dirigent des Nederlands Philharmonisch Orkest, das souverän und mit exemplarischem Engagement spielt, bietet der große Hartmut Haenchen ein wirkliches Vorbild des Wagner-Dirigierens, Finesse und dramatische Spannung miteinander verbindend.
www.anaclase.com · 11. Februar 2007
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.2.2007
Hartmut Haenchen...wurde mit stehenden Ovationen für seine sehr kultivierte und vorbildlich transparente Interpretation umjubelt. ... Haenchen hatte philologische Vorarbeit geleistet und eigens das Stimmenmaterial einer „Wiener Fassung“ erstellen lassen, in welcher Wagner sämtliche als Verbesserungen angesehenen Errungenschaften der Pariser Umarbeitungen anlässlich der 1875 von ihm selbst inszenierten Wiener Aufführung zusammengefügt habe. Diese betrachtet Haenchen als Fassung aus letzter Hand. Außer dem Hauptorchester wurde daher in Amsterdam mit zwei großen „Venusberg-Orchestern“ musiziert, mit zwölf zusätzlichen, seitlich der Bühne platzierten Hörnern für die Jagdgesellschaft, Trompeten für die Wartburggäste, zusätzlichem Schlagwerk sowie verschiedenen Glocken.
Julia Spinola
Frankfurter Allgemeine Zeitung · 09. Februar 2007
HET FINANCIEELE DAGBLAD, 9.2.2007
Dirigent Hartmut Haenchen lässt seine Musiker in der Ouvertüre und in den Zwischenspielen optimal klingen. Die Instrumentalisten gehen für ihren früheren Chefdirigenten durchs Feuer. Und dann der Chor, der für die Hälfte hinter den Kulissen singt, aber im zweiten und dritten Akt auch hundertköpfig auf der Bühne. Wenn die Männer allein singen klingt ihr Gesang wie weicher Samt über den gerade eine milde, frische Brise gegangen ist. Wenn das Orchester nach einiger Zeit wieder hinzukommt, zeigt sich, dass sie gut auf Tonhöhe geblieben sind. So selbstverständlich aber so schwierig zu realisieren. Und es gibt so eine Gänsehaut, wenn es so gut gelingt.
Jurjen Vis
Het Financieele Dagblad · 09. Februar 2007
Algemeen Dagblad, 6.2.2007
Himmlische Wagner-Aufführung der Niederländischen Oper
Tannhäuser auf höchstem Niveau
Man muss nicht nach Bayreuth oder New York für einen Wagner auf Topniveau. Die neue Produktion der Niederländischen Oper (Tannhäuser) kann sich mit der internationalen Konkurrenz mühelos vergleichen. „Tannhäuser“ ist der letzte Teil eines jahrelangen Amsterdamer Wagner-Zyklus. Es ist auch einer der vielen Triumphe für Hartmut Haenchen und der Niederländischen Philharmonie. Als nach Ende der Vorstellung der Vorhang fiel und Haenchen auf das Podium kam, entlud sich die Spannung in einen euphorischen Applaus für die mehr als vier Stunden lang schönsten Klangfarben, die er dem Orchester zu entlocken wusste. Dieser Mann ließ die Niederländischen Philharmonie mit unglaublichem Raffinement spielen. Ohne einen schwachen Moment strahlte Wagners Musik aus dem Orchestergraben. Es klang schön, graziös, aber auch intim, zerbrechlich und spannend: nichts fehlte....
Es ist nur ein guter Rat möglich: Man muss das sehen und hören!
Oswin Schneeweisz
Algemeen Dagblad · 06. Februar 2007
NRC Handelsblad, 5.2.2007
Wagners Tannhäuser ist musikalisch und szenisch großartig
...Die lange Vorstellung war Freitagabend ein großer Erfolg. Der geliebte Dirigent Hartmut Haenchen, ehemaliger Chefdirigent und großer Wagner-Spezialist, der bei der Niederländischen Oper keine weiteren Projekte geplant hat, wurde vor und nach jedem der drei Akte durch das Publikum enthusiastisch gefeiert....
Die eindrucksvolle Vorstellung beruht auf einer urgründlichen, aber auch phantasiereichen und intensiven Begleitung durch die ausgezeichnet spielende Niederländische Philharmonie und Hartmut Haenchen, die hier seit dem „Parsifal“ 1990 gemeinsame Wagner-Erfahrung aufgebaut haben. Wagners Musik wechselt zwischen klein und groß, zwischen transparent und imposant, resultierend in einem großartigen und effektvollen Schluss: Tannhäuser wird doch gerettet.
Kaspar Jansen
NRC Handelsblad · 05. Februar 2007
de Volkskrant, 5.2.2007
Haenchen beweist sich wieder als Wagner-Meister
...Dirigent Hartmut Haenchen ist noch einmal zur Niederländischen Philharmonie zurückgekehrt, die ihn – wie man hören kann – auf Händen trägt. Er hat sich ausdrücklich dafür entschieden, „Tannhäuser“ in der letzten von Wagner bearbeiteten Fassung, der so genannten Wiener Fassung von 1875, aufzuführen, die erst 2003 im Druck erschienen ist. Die Oper bietet damit eine Zusammenfassung von Wagners musikalischer Entwicklung. Die reicht von den merkwürdigen Resten von Rezitativen mit Anklängen an das 18. Jahrhundert, die unter anderem in dem „Idols“-artigen Sängerwettstreit vorkommen, bis zum harmonischen Treibsand, worauf Teile der sinnlichen Venusbergmusik gebaut sind.
Schließlich ist es vor allem Wagners Vermögen, um dem Orchester neue Farben zu entlocken und diese zu einem eindringlichen Musikdrama zusammenzuschmieden, voll von Stereo-Effekten und überwältigenden Chorpassagen, denen “Tannhäuser“ seine Überzeugungskraft zu danken hat. Allerdings ist dafür natürlich ein Wagner-Meister wie Hartmut Haenchen nötig, um das so glorios ans Licht zu bringen.
Frits van der Waa
de Volkskrant · 05. Februar 2007
De Telegraaf, 5.2.2007
Tannhäuser Triumph für Haenchen
Nach der teilweise misslungenen Mozart-Trilogie zeigt die Niederländische Oper sich in der neuen Produktion von „Tannhäuser“ wieder von einer besseren Seite. Die Oper ist seit 1978 erstmals wieder im Repertoire. Es ist vor allem der Triumph Hartmut Haenchens, der hiermit seinen festen Vertrag mit dieser Operngesellschaft nach mehr als zwanzig Jahren beendet. Bei der Premiere wurde er bereits bei seinem Auftreten mit Bravorufen empfangen und das nahm zwischen den Akten zu, bis es zum stürmischen Schluss-Applaus des enthusiastischen Publikums nach einer eindrucksvollen Vorstellung von rund 4 Stunden und 15 Minuten kam.
Hartmut Haenchen hat sich wohlerwogen für die letzte, die Wiener Version des „Tannhäuser“ von 1875, dreißig Jahre nach Entstehen der Oper, entschieden. Hier wird Wagner am wenigsten durch Beschränkungen seiner Zeit behindert. Es ist die größte Version, beinahe hundert Musiker sitzen im Graben und daneben gibt es Bühnenorchester mit nahezu fünfzig Musikern. Haenchen bringt die vollzählige Niederländische Philharmonie zu großer Höhe. Das Resultat klingt keinen Moment überlaut, eher zurückgezogen und wo nötig überwältigend. Der Dirigent vereint mit Meisterhand den frühen und den reifen Wagner.
Thiemo Wind
De Telegraaf · 05. Februar 2007
Trouw, 5.2.2007
Wagners „Tannhäuser“ unter Haenchen feinsinnig, poetisch und spannend geladen
Die Niederländische Oper begann am Freitag mit einer erfolgreichen und gut aufgenommenen neuen Inszenierung von „Tannhäuser“, die Oper, die noch im Wagner-Canon des 1986 eröffneten Muziektheaters fehlte. Beginnen wir gleich mit dem Höhepunkt dieses letzten Neulings: Das Vorspiel zum dritten Akt und die darauf folgende Szene mit Elisabeth und Wolfram von Eschenbach. Musikalisch schien hier alles zusammen zu kommen, was Hartmut Haenchen und die Niederländische Philharmonie in all den Jahren an Wagner-Erfahrung gemacht haben.
Feinsinnig, poetisch und spannend geladen strömten Wagners Noten aus dem Orchestergraben in den Saal und erreichten dort atem- und bewegungslose
Bewunderung. Großartig traurig klang das Motiv von Tannhäusers „Rom-Erzählung“, das hier bereits zu hören ist und auf Tannhäusers späteren Bericht seiner vergeblichen Buß-Reise nach Rom hinweist. Tiefschwarz war der ferne Gesang der zurückkehrenden Pilger und berührend sang Elisabeth ihr Gebet. In dieser Folge der Szenen waren Haenchen und das fabelhaft gut spielende Orchester Herr und Meister über unsere zerbrechlichen Seelen. Seelen, die sich echt hingaben, als Wolfram seinen berühmten Lobgesang an den „holden Abendstern“ begann. Bariton Roman Trekel, der lorbeerbekränzte Wolfram aus Bayreuth, sang wirklich den Abendstern aus dem Himmel, hinaufgeführt durch die wunderbare Melodie der Celli.
Musik und Gesang also im Vordergrund, vollständig zu ihrem Recht kommend in einer Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff, prächtig danach zu schauen und in allem das poetische Ebenbild der Klänge aus dem Orchestergraben....
Die Wiener Partiturfassung von 1875 ist auf Wunsch Haenchens in brauchbarem Druck erschienen und erklingt hier wieder erstmalig. Das ist ein Gewinn. ...
Für Haenchen, vorläufig letztmalig bei der Niederländischen Oper zu Gast, bewahrte man den heftigsten Beifall und die lautesten Bravorufe. Seine früheren Wagners haben sich in das kollektive Unterbewusstsein begeben und dieser „Tannhäuser“ platziert sich mit großer Klasse und Allüre in die illustre Reihe.
Peter van der Lint
Trouw · 05. Februar 2007
Het Parool, 5.2.2007
Wunderschöner „Tannhäuser“ von Haenchen
...Dirigent Hartmut Haenchen bekam bei seiner 39. Neuproduktion (63 Premieren) in Amsterdam wieder den größten Beifall von allen. Möglicherweise war sich nicht jeder im Saal darüber im Klaren, dass mit diesem „Tannhäuser“ ein Ende an eine Periode kommt, denn für Haenchen, zwischen 1986 und 1999 Chefdirigent und danach Erster Gastdirigent der Niederländischen Oper, stehen hiernach keine Opernproduktionen mehr in der Planung.
Ohne Zweifel wird sich das verändern. Einen Dirigenten, der mit soviel Musikalität und Autorität einen „Tannhäuser“ aus dem Orchestergraben aufklingen lässt, will niemand verlieren. Und durch den schnellen Abgang des heutigen Chefs Ingo Metzmacher und die offenen Positionen, die dadurch entstehen, sind neue Möglichkeiten entstanden.
Dieser Amsterdamer „Tannhäuser“ ist ohne Übertreibung historisch zu nennen, denn Haenchen entschied sich für die Wiener Fassung (die letzte der neun; Wagner war am Suchen mit dem Werk), die seit der Premiere im Jahr 1875 nie mehr ausgeführt wurde, weil es einfach keine aufführungspraktische Partitur gab.
Bereits mit der glänzenden Ouvertüre weckte Haenchen hohe Erwartungen für die nachfolgenden drei Stunden Musik. Der immense Umfang des Orchesters schien kein Hinderungsgrund zu sein, um die Niederländische Philharmonie (in Topform) prächtig blutvoll und doch äußerst transparent klingen zu lassen. Vor allem auch die Beherrschung und Ausarbeitung der mikrodynamischen Prozesse war vortrefflich. Hier wurde regelmäßig Kammermusik gemacht. Aber auch die makromusikalischen Prozesse erhielten äußerst überzeugende Gestalt.
Haenchen hielt in den ersten zwei Akten genügend noch in der Hinterhand, um im Schlussbild, in dem sowohl der Titelheld wie auch seine verschmähte Geliebte Elisabeth das Leben lässt, die Musik wirklich unter die Haut gehen zu lassen.
Erik Voermans
Het Parool · 05. Februar 2007