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26. Februar 2000 · Amsterdam, Concertgebouw

J.S. Bach/Respighi: Tre Corali; J.S. Bach: Orgelkonzert d-moll BWV 1052 (Rekonstruktion); J.S. Bach/Mahler: 2. und 3. Orchestersuite; J.S. Bach/Stokowsky: Toccata und Fuge d-moll BWV 565

Nederlands Philharmonisch Orkest
Leo van Doeselaar (Orgel)

Pressestimmen

Wie zerbrechlich ist Bach oder: Wie Bach in einer anderen Jacke doch immer Bach bleibt. Die Niederländische Philharmonie hat eine originelle Wendung an das Bachjahr 2000 gegeben.

Die Niederländische Philharmonie hat einige große Namen, die Bach’s Musik als Ausgangspunkt für eine neue Komposition genommen haben oder eine für die Zeit "kommerzielle" Bearbeitung gemacht haben, herangezogen.

Der Italiener Ottorino Respighi hat drei Choralvorspiele für Orgel als Ausgangspunkt für eine farbige Orchestration genommen. Dirigent Haenchen war gar nicht an dem Prädikat "James Last" interessiert und er wußte, daß ein zu schleppendes Tempo unmittelbar eine Assoziation mit Trauermusik geben würde. Mit der optimalen Benutzung der Qualifikationen des voll besetzten Streichorchesters brachte Haenchen die Tre corali von Bach/Respighi mit natürlichen Tempi zum Leben.

Auffallend war das nahtlose Zusammenspiel zwischen Orgel und Streichern in Bach's Orgelkonzert in d-moll.

In der von Mahler zum Teil bearbeiteten zweiten und dritten Orchestersuite von Bach ließ Haenchen, mit Beachtung der volltönenden Vorschriften Mahlers, sein Orchester ungehemmt musizieren.

Leopold Stokowski hat die Dauerhaftheit der berühmten Orchesterwerke noch am meißten auf die Probe gestellt. Der Hollywood-Dirigent hat es seinem Orchester mit der Bearbeitung von Bach's Toccata und Fuge BWV 565 für Orgel nicht leicht gemacht. Ohne Zweifel war sein Ausgangspunkt damals die Musik ebenso interessant zu machen wie die Filmbilder. Haenchen bevorzugte in seiner durchlebten Aufführung mit der Niederländischen Philharmonie die Überschwenglichkeit und ersetzte die visuelle Erinnerung durch makelloses Ensemblespiel und benutzte jedoch die viele theatralischen Möglichkeiten.
Noordhollands Dagblad · 28. Februar 2000
Haenchen ideal für bearbeiteten Bach

Für Johann Sebastian Bach ist 2000 ein Festjahr. Die Niederländische Philharmonie und ihr Chefdirigent Hartmut Haenchen präsentieren in diesen Tagen einige Kompositionen des alten Meisters in sinfonischen Bearbeitungen, wie die drei Choräle in einer Bearbeitung von Ottorino Respighi und die Toccata und Fuge BWV 565 nach den Ideen von Leopold Stokowski.

Haenchen ist in allen Sätteln gerecht, er fühlt sich bei Wagner ebenso gut wie bei Bach. Diese Vielseitigkeit macht ihn zum idealen Dirigenten für solche Ausflüge. Im Musikzentrum Vredenburg Utrecht hat er die verschiedenen Welten klug miteinander verbunden.

Auf dem Programm stand auch die von Gustav Mahler in 1909 bearbeiteten zweiten und dritten Orchestersuite von J. S. Bach. Im Gegensatz zu Ricardo Chailly bekannte Haenchen sich zu Mahler und ließ ein großes Orchester anrücken. Durch die vollen Streicherbesetzung und die Art und Weise mit der Haenchen die Mittelstimmen heraushob, war die Air ein wahrer Ohrenschmaus.

Es verdient Aufmerksamkeit, daß Haenchens Weise mehr überzeugte, als die von Chailly.

Thiemo Wind
De Telegraaf · 28. Februar 2000
In dem Amsterdamer Concertgebouw spielte die Niederländische Philharmonie unter Leitung von Hartmut Haenchen die von Leopold Stokowski bearbeitete Toccata und Fuge in d-moll für Orgel von J.S. Bach.

Es war übrigens keine Schande, daß die Niederländische Philharmonie dieses kitschige Werk spielte. Es paßte nämlich hervorragend in das ziemlich musikwissenschaftlich gedachte Bach-Programm, das ganz "Bach mit einer Romantischen Soße" gewidmet war.

Organist Leo van Doeselaar war Solist in dem von Wolfgang Auler für Orgel und großes Streicherorchester bearbeiteten Cembalokonzert in d-moll. Wegen des großen Abstandes zwischen Solist und Streicher in dem Amsterdamer Concertgebouw war es eine fast unmögliche Aufgabe zusammen zu spielen. Van Doeselaar und Haenchen haben das Beste daraus gemacht.

Christo Lelie
Trouw · 28. Februar 2000