06. Oktober 2000 · Utrecht, Vredenburg
G. Mahler: 3. Sinfonie d-moll
Nederlands Philharmonisch Orkest
Rosemarie Lang (Alt)
Pressestimmen
Im Amsterdamer Concergebouw betäubte der stürmische Beifall nach dem Schluß die Ohren; eine mehr als verdiente Belohnung. Haenchens Aufführung (...) brachte ihm am Schluß einen persönlichen Triumph.
Der schwer realisierbare erste Satz stand wie ein Haus (...) Man empfand es als eine Enttäuschung, dieses wundervolle Haus nach anterhalb Stunden verlassen zu müssen. Nach diesem mustergültigen Einleitungssatz ging es in den anderen Teilen nur noch weiter aufwärts. Haenchen sah und hörte ein wunderbar spielendes Orchester vor sich. Das Solo-Horn im Flur des Concertgebouw klang meisterhaft, sowie die Solo-Posaune im Orchester und die verschiedenen Holzbläser, die auf Anregung von Haenchen Mahler's Vorschrift "wie ein Naturlaut" in klingende Urlaute umwandelten. Und das vollständige Streichorchester übertraf noch alle an Ehre im sechsten Teil.
Peter van der Lint
Trouw · 09. Oktober 2000
Gerade in der Mahler-Stadt Amsterdam präsentiert Haenchen eine Mahler-Interpretation die höchst persönlich ist und die sich keineswegs etwas von den Traditionen von Mengelberg, van Beinum, Haitink, Chailly und Edo de Waart zu Herzen nimmt. Haenchens eigensinnige und emotionale Auffassungen, die radikal abrechnen mit einem Bestreben nach Ästhetik und Vollkommenheit, sind außerdem unabhängig von den ausländischen Mahler-Traditionen in Vergangenheit und Gegenwart.
Haenchens Auffassung steht im Gegensatz zu der üblichen Mahlerpraxis, aber keineswegs im Kontrast zu Mahler selbst. Im Gegenteil, Haenchen will gerade den Komponist, den Dirigenten und den Menschen Mahler so viel wie möglich nachempfinden. Und deswegen klingt sein rein expressionistischer Mahler so unbefangen und direkt, so offenherzig, konfrontierend und kontroversiell, daß es geradezu erschütternd ist.
Kasper Jansen
NRC Handelsblad · 09. Oktober 2000
Hartmut Haenchen hat sich mit Mahler wieder einmal selbst übertroffen. Das Mahlerprojekt von Haenchen mit der Niederländischen Philharmonie erlebte wieder einmal einen Höhepunkt.
Vor allem die fortwährende Drohung von neuer Spannung und die latente Jauchzer charakterisierten seine Interpretation. Haenchens ungeheuerer "Drive" gab dem ersten Teil einen pontifikalen Charakter. Für Haenchen ist Mahler ein Spiel von Extremen. Mahlers geradezu schizophrene Sphärensprünge sind bei Haenchen unverfälscht hörbar.
Der Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie brachte das Gefühl unter der Haut zur Oberfläche der Realität und agierte mit wahrer Leidenschaft.
Jos Ruiters
Noordhollands Dagblad · 09. Oktober 2000