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25. Mai 2018 · Würzburg, Residenz, Kaisersaal, 20:00 Uhr

Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie KV 208/ 102
Karl Amadeus Hartmann: Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester
Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 41 Jupiter

Camerata Salzburg
Annelien van Wauwe

Eröffnungskonzert 1 des Mozartfestes Würzburg

Pressestimmen

"..."Aufklärung, Klärung, Verklärung" – das Motto des diesjährigen Würzburger Mozartfestes ... war gleich beim bejubelten Eröffnungskonzert zu spüren. Denn wie Hartmut Haenchen die im Stehen spielende Camerata Salzburg führte, wie er beim frühen und reifen Mozart hintergründige Entdeckungen erlebbar machte, etwa bei den filigranen Zwischenfiguren, wie er Kontraste setzte, etwa bei der Jupiter-Sinfonie, das klärte manches oft durch Über-Interpretation Verbogenes oder durch allzu effektvolle „Verklärung“ Verwischtes.
Die frühe, wohl als Ouvertüre zu „Il re pastore“ geeignete, einteilige Sinfonie von 1775, die von Haenchen anhand vorhandenen Materials rekonstruiert wurde, entwickelte zuerst scherzhaften Ton, dann Graziöses, endete lustvoll sonnig. Die Jupiter-Sinfonie dagegen begann kraftvoll, mit geradezu knackigen Akzenten; der Dirigent baute schon hier Spannung auf zwischen Kraft und Eleganz, Stärke und Esprit und endete alles mit einem ins Triumphale gesteigerten Finalsatz..."
Renate Freyeisen
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Bayerische Staatszeitung · 04. Juni 2018
..."Aufklärung hat bei solchen Künstlern, in einer wieder etwas anderen Spielart des Wortes, mit einer gefestigten, kritisch-analytischen Beziehung zu tun. Deren staunenswertes Ergebnis konnte man zum Beispiel in Haenchens Interpretation von Mozarts „Jupiter“-Symphonie mit der Camerata Salzburg erfahren: keine Spur von edler Klassizität, die einleitenden Tuttischläge wie Prankenhiebe, verzagte, leise winselnde Antworten im Nachsatz, jede Dissonanz schmerzlich auskostend – eine Kontrastspanne, die am Ende schließlich in jenes Fugenfinale führte, das gemeinhin als Muster transparent ausgeleuchteter Klangarchitektur gilt und hier nun plötzlich als tief beunruhigte, düster-unrastige Jagd wonach auch immer vorbeigeisterte."...
Gerald Felber
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/
Frankfurter Allgemeine Zeitung · 04. Juni 2018
"...Der Kontrast zwischen dem Festlichen und dem freudig Wirbelnden in der Musik spiegelt die Mischung aus repräsentativer Klarheit und vielfältiger Ornamentik im von Giovanni Battista Tiepolo ausgestatteten Kaisersaal der Residenz. Auch weil Haenchen beides in scharfen Kontrast zueinander setzt, statt es in vorauseilender Harmonie zu verschmelzen. Der Dirigent gilt als einer der entschiedensten und erfahrensten Vertreter der historischen Aufführungspraxis. Obwohl er hier zum ersten Mal mit der Camerata musiziert, hat er dem im Stehen spielenden Ensemble offensichtlich im Nu seinen Stempel aufgedrückt. Er wählt bemerkenswert flexible Tempi, setzt auch ungewöhnliche Pausen, um die Divergenz der Elemente zu betonen. Dass gerade die Jupiter-Sinfonie auch von extremen Stimmungsschwankungen lebt, ist selten so deutlich geworden. Im Klang trennt Haenchen die Register klar, dringen die Bässe immer gegen die Oberstimmen, die Bläser gegen die Streicher durch. So wird eine Gleichberechtigung der Stimmen hörbar, die dem Geist der Aufklärung entspricht.
Michael Stallknecht
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Süddeutsche Zeitung · 29. Mai 2018
..."Als dann endlich die Musik zu Wort kommt, sorgt Hartmut Haenchen für Erlösung: Der „Dirigent des Jahres 2017“ animiert in der von ihm rekonstruierten Sinfonia zu „Il re pastore“ (KV 208/102) die Camerata Salzburg nach einem kräftigen Auftakt-Dreiklang zu einem flüssigen Crescendo und markanten Piano-Forte-Kontrasten, stellt die spannungsvolle Harmonik in der Bassstimme heraus, lässt den Sechs-Achtel-Takt im Andantino luftig schwingen und gibt der Oboe Raum zu kantabler Entfaltung.

Mit einer solchen stark an die Oper angenäherten Rhetorik leuchtet Haenchen auch die harmonischen und kontrapunktischen Tiefenstrukturen der „Jupiter“-Sinfonie (KV 551) aus. Es geht ihm nicht um saftige Dramatik, obwohl er auch im Kopf- und im Finalsatz von Mozarts letzter Sinfonie dynamische Gegensätze schärft und Akzente pointiert. Die Intensität des Klangs und die unwirschen Reibungen rücken gerade den Finalsatz nahe an Beethoven. Aber er lässt, um im Bild zu bleiben, keine heftige Debatte führen, sondern das Gespräch der Stimmen entwickelt sich vernünftig, ohne aufwallende Hitze. „Nicht zu viel und zu wenig“, um es mit Mozart zu sagen.

Vernunft heißt in Haenchens Fall eben auch, genau zu artikulieren, keine Details zu verdecken, in belebter Agogik den Fluss der Musik flexibel und sprechend zu halten. Trompeten und Hörner zum Beispiel sind diskret genug, um sich in der heiklen Akustik des Saales nicht vorzudrängen. Im Andante betont er das „cantabile“ nicht zu sehr, lässt es nicht zu unbeschwert fließen. Die Camerata Salzburg folgt ihm mit Lust am Färben und Akzentuieren, nur bei den Streichern lässt für Momente die Phrasierungs-Konzentration nach. Der vierte Satz beginnt eher leicht als intensiv-fiebrig; Haenchen glättet nichts an den komplexen, ins Dissonante reichenden Verläufen, er mäntelt sie nicht in Eleganz ein, sondern stellt deutlich betont heraus, mit welcher gedanklichen Tiefe Mozart dieses Finale entworfen hat...."
Werner Häußner
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Der Merker · 29. Mai 2018
"Einen Traumstart erwischte das diesjährige Mozartfest, das mit einem Kaisersaal-Konzert mit der Camerata Salzburg ...begann.
...sowie einer fulminanten Jupiter-Sinfonie zum Abschluss bot das Orchester unter Leitung von Hartmut Haenchen ein musikalisches Festmenü allererster Güte.
Ganzer Bericht
Main-Post · 27. Mai 2018
Mozartfest: Zum Auftakt Mozart beim Wort genommen

..."Eigentlich ist es ganz einfach: Man muss Mozart nur beim Wort nehmen, und schon entsteht Großartiges.

Der Bruch mit alten Gewohnheiten
Haenchen bedient sich dazu vor allem eines Mittels: Er gibt schlicht und einfach die Klänge frei, und die allesamt engagiert, hochpräzise und mit viel Spaß an eben diesen Klängen musizierenden Salzburger danken es mit Witz und Verve. Klänge freigeben bedeutet auch den Bruch mit alten Gewohnheiten, Regeln Einschränkungen. Etwa dem Grundsatz, dass die Mittelstimmen immer leiser sein müssen als die ersten Geigen. Warum eigentlich? Hier jedenfalls passieren plötzlich spannende Dinge in Hörnern oder Fagotten, währenden die Geigen nur noch die Farbe beisteuern.
Die klassische „Begleitstimme“ gibt es plötzlich nicht mehr, alle sind gleich wichtig, das Spannende dabei ist nur, dass dabei kein Klangbrei entsteht, sondern vollkommen neue Musik."...
Matthias Wiedemann
Ganze Rezension
Main-Post · 26. Mai 2018