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Luister, 01. August 1992
Weniger überraschend als bei den Haydn-Sinfonien, aber doch auf gleichwertigem Niveau, widmen Haenchen und seine Berliner Musiker sich den konzertanten Werken von Mozart. Es ist die ideale Kost für sie. Das Bachorchester besteht in seinem Kern aus Streichern, die aus verschiedenen Berliner Sinfonieorchestern stammen. Nach Belieben wird diese Gruppe mit Bläsern aufgefüllt, die zum großen Teil aus dem gleichen "Pool" kommen, und, ebenso wie die ersten Streicher, solistischen Aufgaben ohne Weiteres gewachsen sind. Alle sind also miteinander vertraut und haben die gleiche musikalische Einstellung. Nur auf diese Weise kann man ein so homogenes Klangbild aufbauen, wie Haenchen das hier tut: Bläser und Streicher perfekt miteinander im Gleichgewicht, zusammen an dem selben Klangideal arbeitend. Am meisten frappierte mich das in KV 297b (eine Rekonstruktion von Haenchen selbst), worin die vier Bläser für eine prächtiges Soloensemble sorgen und doch eine vollständige Einheit mit der bescheidenen Begleitfunktion des Orchesters formen. Auch in KV 364 ist das der Fall, blühen die Soli natürlich aus dem Ganzen, geben ihren Soli das richtige Gewicht ohne den falschen Ehrgeiz, sich selbstständig zu machen. Die Concertone und das Flöten-Harfen-Konzert sind die ideale Ergänzung. Der Flötist ist einfach prächtig, die Harfenistin spielt anfänglich mit einem zu trockenen Ton, aber revanchiert sich schnell.

Roel van der Leeuw