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Rondo, 19. November 2004
Ja, so kann man Mozarts berühmtes Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216 auch im Zeitalter der Historischen Aufführungspraxis noch vollkommen überzeugend "konventionell" darbieten: Jugendliche Leidenschaft und inneres Glühen charakterisieren das Geigenspiel Baiba Skrides ebenso wie schlanke, elegante Linienführung - Eigenschaften, denen das Kammerorchester C. Ph. E. Bach unter Leitung von Hartmut Haenchen mit irisierender Leuchtkraft und Wärme adäquat zu begegnen versteht. Besonders bezaubernd etwa der langsame Mittelsatz. Skrides Herangehensweise erweist sich hier im genannten stilistischen Rahmen ehrlicher als diejenige von Julian Rachlin, der dasselbe Stück kürzlich gemeinsam mit dem Brahms-Violinkonzert präsentierte: Rachlin bedient sich eines dünneren, lebloseren Tons, der mittels sehr sparsamem Vibratoeinsatzes ein wenig mit dem historisierenden Ansatz zu liebäugeln scheint; das Ergebnis ist streckenweise eine tendenzielle Indifferenz der Aussage, wie man sie Baiba Skride in keinem Augenblick nachsagen kann.

Michael Wersin