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NRC Handelsblad, 05. März 2007
NRC-Handelsblad, 5. 3..2007


Haenchens „Ring“ ist der erste authentische

Die Vielfalt und Breite der verfügbaren Aufnahmen tut dem Amsterdamer „Ring“ keinen Abbruch. Schließlich ist Haenchens „Ring“ der sowohl im Inland wie im Ausland gute Kritiken bekam der authentischste. Haenchen basiert als erster seine Ausführung auf der Neuen Richard-Wagner-Gesamtausgabe. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Aufnahme ihre Berechtigung erhält. Wahrscheinlich ist der Amsterdamer „Ring“ nicht der glutvollste (Furtwängler z.B.), der schnellste (Boulez wahrscheinlich), langsamste (Levine) oder billigste (Brillant CLassics in der Drogerie), die Aufnahme ist kernigund frisch. Und noch mehr: dank sei der ausgiebigen Voruntersuchung unter anderem durch Haenchen selbst, unterscheidet sich diese Aufnahme in Durchdachtheit von vielerlei kleinen Details - auch in den Gesangsstimmen - von vielen.
Der Amsterdamer „Ring“ ist auch im Geist authentisch: Haenchen lässt das Nederlands Philharmonisch Orkest mit den Sängern mitatmen, lässt durchsichtig und schwungvoll spielen (Vorspiel „Rheingold“) aber würzt die Klarheit auch mit aufgepeitschter Kraft (Vorspiel „Die Walküre“, Walkürenritt) oder bringt warme Glut (Wotans Abschied, Liebesszene Siegmund/Sieglinde). Und er packt richtig zu wo es nötig ist, wie beim Einzug der Götter in Walhall (Schluss „Das Rheingold“) oder in dem Trauermarsch nach Siegfrieds Tod. Aber auch hier bleibt der so genannte schwere „Wagnerklang“ aus, weil Wagner dies selbst auch nie wollte...
Die Bookletbeiträge von Haenchen sind für den Liebhaber allein schon ein Grund, die CDs zu kaufen.