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Neue Zürcher Zeitung, 28. Juni 2013
Sängerwettstreit

Neben dem legendären Sängerwettkampf auf der Wartburg gab es auch einen an der Elbe: Anlässlich der Hochzeit von Kurprinz Friedrich August von Sachsen und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern im Jahr 1719 steigen Jupiter, Venus, Merkur, Diana, Mars, Saturn und die Sonne nach Dresden hinunter. Unter dem Schiedsgericht des Göttervaters streiten sie über ihren Anteil an der Verkoppelung des Paars und überbieten sich mit Vorschlägen, mit welchen Spektakeln das grosse Fest angereichert werden soll. So kann man den Inhalt des Gelegenheitswerks «La gara degli dei» zusammenfassen, das Johann David Heinichen, kurz zuvor zum kurfürstlich-sächsischen Kapellmeister ernannt, zur erlauchten Hochzeit komponiert hat. Der Dirigent Hartmut Haenchen hat diese «Serenata» aus dem Archiv der Sächsischen Landesbibliothek ausgegraben und mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach zu neuem Leben erweckt. Obwohl der formale Ablauf des «Götterwettstreits» einer stereotypen Abfolge von Rezitativ und Arie folgt, lebt das Werk durch ausgeprägte Charaktere der Protagonisten und eine auch instrumental abwechslungsreiche Musik. Der Wettstreit findet primär auf der musikalischen Ebene statt. Besondere Hervorhebung unter den Solisten verdient die Venus der bekannten Mozart-Interpretin Alexandra Coku, die ihren Part mit grosser musikalisch-sprachlicher Präsenz gestaltet.