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Aachener Zeitung & Nachrichten, 11. April 2014
Carl Philipp Emanuel Bach, der vor 300 Jahren geboren wurde, war zu seiner Zeit viel angesehener als sein Papa Johann Sebastian. Immerhin hat er es als Nachfolger Georg Philipp Telemanns als Musikdirektor der reichen Hansestadt Hamburg weiter gebracht als sein Vater, dessen stilistisch ausgereifte, komplexe Kunst heute viel geschätzter ist als der Stil des Übergangs, zu dem die Musikgeschichte die Frühklassik degradiert hat. Dieses Urteil zu überprüfen, ist das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach seit mehr als 25 Jahren unterwegs. Die Geschichte des Orchesters ist eng mit ihrem nun scheidenden Chefdirigenten Hartmut Haenchen verknüpft, der das ostdeutsche Ensemble zu " dem" Spezialistenensemble für Frühklassik machte. Als eine Art Vermächtnis dieser Zusammenarbeit ist jetzt ein Live-Mitschnitt von C.P.E. Bachs Passionskantate "Die letzten Leiden des Erlösers" herausgekommen, der beredt Zeugnis gibt von der ausgefeilten Kunst der Empfindsamkeit, mit der Musik die Herzen rührt. Von einigen kleineren Unzulänglichkeiten abgesehen, die live einfach passieren, atmet die Aufnahme den großen Atem der Souveränität, mit dem die Spezialisten zu Werke gehen. Wunderbare Momente großer Innigkeit, gute Solisten und der exzellente Rias Kammerchor bilden eine echte Alternative zu den (ebenfalls wunderbaren) JS-Bach'schen Passionen, wie sie gerade wieder überall aufgeführt werden. (ark)