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Dresdner Neueste Nachrichten, 11. Juli 2014
Wie ein Vermächtnis

Diese Aufnahme von Carl Philipp Emanuel Bachs Passionskantate ,,Die letzten Leiden des Erlösers", ein Mitschnitt aus dem Berliner Konzerthaus, ist ein besonderes Dokument. ...
Haenchen hat bereits eine Lanze für Frühklassisches gebrochen, als diese Musik noch als weniger gewichtiger übergang zwischen Barock und Klassik gesehen wurde. Dass das Orchester nicht auf historischen Instrumenten spielt, ist kein Nachteil, denn nie müssen inhaltliche Defizite mit klanglichen Spezialitäten verdeckt werden. ... Musikalisch geht Bach weit über die Zeitgenossen hinaus und arbeitet mit größter Expressivität,
gelegentlich mit Exaltiertheit, Diese Spannung zwischen Wort und Musik bündelt Hartmut Haenchen über die Länge der Kantate von gut anderthalb Stunden als inneren Zusammenhang, in dem alle Tempi und alle Charakterisierungen stimmig wirken. Gerade hierin lohnt der Vergleich mit einer Aufnahme von 1986 auf historischem Instrumentarium: Haenchens Einspielung darf unbedingt als Referenz gelten. Das Orchester spielt vorzüglich; brillant und emotionsgeladen singt der RIAS Kammerchor, das Solistenensemble mit Christina Landshamer, Christiane Oelze, Anke Vondung, Maximilian Schmitt und Roman Trekel ... zeigt, wie vorteilhaft es ist, für ein solches Projekt erfahrene Sänger zu haben. Die Aufnahme selbst klingt offen und natürlich,
Stimmen und Instrumente wurden sorgfältig aufeinander bezogen. Als Rarität im Repertoire und als Schlusspunkt der Arbeit des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach ist diese Einspielung eine Art Vermächtnis.
HS