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Sächsische Zeitung, 19. Juli 2014
Ein Schlussakkord mit Mozart
Der Dresdner Hartmut Haenchen löst sein Kammerorchester auf, nimmt aber zuvor noch heitere, sieghaft-strahlende Musik auf.

Eigentlich müsste man heulen. Weil die Musik so schön und der Anlass so traurig ist. Das Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ spielt auf seiner neuen CD die letzten drei Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart ganz exquisit.
... Das Orchester, eine freiwillige und unbezahlte Zusammenarbeit von Künstlern, löst sich auf. Weil sich kein neuer Chef fand, der so viel organisatorisch und finanziell in den renommierten Klangkörper investieren wollte, wie es Haenchen Jahrzehnte getan hatte.
Ihr letztes Konzert gaben die gut 30 Musiker am 1. Mai im Berliner Konzerthaus. Dieses liegt nun als Liveaufnahme vor. Die Silberscheibe dokumentiert eine moderne, zupackende Mozart-Sicht, die einen selbst im Sessel vor der Hi-Fi-Anlage nicht unberührt lässt. Was muss das für ein Livekonzert gewesen sein, so wie die Künstler die Themen, die sanglichen Linien und raffinierten Schärfen der Komposition herausarbeiten. Da sind die einen wohltuend umschmeichelnde Es-Dur-Sinfonie, die ungemein weiche g-Moll-Sinfonie und dann eben diese sieghaft-strahlende C-Dur-Sinfonie. Jahrzehnte nach Mozarts Tod erhielt sie – vermutlich von einem englischen Marketinggenie – den Beinamen. Haenchen findet das passend, schließlich sei Jupiter der Meister der Unsterblichen.
Doch nicht nur die Aufnahmen sind ein Gewinn. Der 71-jährige Dirigent aus Dresden lässt einen per CD-Heft an seinem umfassenden Wissen über Mozart in allgemeinverständlichen und plastischen Worten teilhaben. Er ordnet ein und dürfte für so manches Aha-Erlebnis sorgen. Das Thema des dritten „Jupiter“-Satzes beispielsweise kommt einem so bekannt vor, weil Mozart es noch in zwölf weiteren Werken genutzt hat, inklusive der „Zauberflöte“.
Bernd Klempnow
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