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Thüringer Landeszeitung, 22. Juni 2013
Huldigung zum Ehrentag des Dirigenten Hartmut Haenchen
Ein treffliches Geschenk zum 70. Geburtstag hat der Dresdner Dirigent Hartmut Haenchen sich gleichsam selbst bereitet, sein Label hat nur dabei geholfen:

Rechtzeitig zum Ehrentage veröffentlichte Berlin Classics einen zehn Jahre alten Live-Mitschnitt von Johann David Heinichens festlicher Serenata "La Gara degli Dei" (Der Wettstreit der Götter) aus dem Konzerthaus Berlin als Weltersteinspielung. Haenchen musiziert mit "seinem" Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, das er vor mehr als 30 Jahren unter seine Leitung nahm.
Der Klangkörper, obzwar ehedem als Spezialensemble für zeitgenössische Musik gegründet, gehört zu den Pionieren der Alten Musik. Es genießt bis heute einen guten Ruf unter Barock-Liebhabern; man spielt nicht auf Darmsaiten und zieht durchweg moderne Instrumente den "authentischen" vor, pflegt aber durchaus Spielweisen der historischen Aufführungspraxis. Der Dirigent Haenchen, den man trotz seiner enormen kapellmeisterlichen Vielseitigkeit getrost zu den Experten fürs Alte zählen darf, begründet diese Verfahrensweise mit den veränderten Hörgewohnheiten des heutigen Publikums: Die "Reizschwelle" sei eine ganz andere als damals.

Antike Götter steigen herab
Nicht zuletzt deshalb erklingt auch die aus der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden geborgene Serenata Heinichens in der Besetzung der Uraufführung. Zum prunkvollen Hochzeitsfest des Königssohnes Friedrich August II. und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern bot man anno 1719 für ein Mammutprogramm u.a. 32 Oboisten und 6 Hornisten auf. Die Kantate schildert, wie sieben antike Götter vom Himmel herabsteigen und in ihrer Huldigung (für die Brautleute) einen sanglichen Wettstreit eingehen. Aus dem vorzüglich besetzten Septett ragen Alexandra Coku (Venus) und Simone Nold (Diana) sowie Olaf Bär (Jupiter) heraus; vor allem aber erfreut man sich am herzerfrischenden Musizieren des Orchesters.
Diesen Sommer dirigiert der Allrounder Haenchen, der als Gast der Weimarer Staatskapelle vor Jahren einmal eine unvergessliche "Alpensinfonie" ins DNT zauberte, in Dresden, Ravello (Italien) und Amsterdam große Wagner-Zyklen; erst im Oktober arbeitet er wieder mit seinem Kammerorchester: C.P.E. Bach und Haydn.
Wolfgang Hirsch