CDs / DVDs

Stereo, 01. August 2013
,,Exzellente Instrumentalsolisten (Hörner!) sekundieren das hochrangige Vokalseptett. Haenchens Tempi sind straff, rhythmische Konturen sind prägnant herausgearbeitet,(...)."
FonoForum, 01. Juli 2013
Hartmut Haenchen gehört wie Hellmut Rilling oder Helmut Winschermann zu einer Generation von Dirigenten, die sich große Verdienste erworben hat um die Wiederbelebung einer Interpretationsweise der Musik des 18. Jahrhunderts jenseits des philharmonischen Establishments. Dennoch eint diese drei Persönlichkeiten ihr erklärter Widerstand gegen vieles, was im Zuge der Alte-Musik-Bewegung seit den fünfziger Jahren zum Standard geworden ist. Das Album enthält die stolz proklamierte Ersteinspielung der pompösen Festmusik "Der Wettstreit der Götter" von Johann David Heinichen. Solches Repertoire ist heutzutage eigentlich fest in der Hand der Darmsaiten-Fraktion, aber das kümmert Haenchen wenig. Sein Orchester ist klein besetzt, nämlich exakt mit 27 Musikern, wie es für die Uraufführung verbürgt ist. Exzellente Instrumentalsolisten (Hörner!) sekundieren das hochrangige Vokalseptett. Haenchens Tempi sind straff, rhythmische Konturen sind prägnant herausgearbeitet.
Arnd Richter
Audio, 01. Juli 2013
,,... angenehmer Hörstoff für erlauchte Ohren, appetitlich angerichtet von Haenchen und einer akkuraten Tontechnik."
Neue Zürcher Zeitung, 28. Juni 2013
Sängerwettstreit

Neben dem legendären Sängerwettkampf auf der Wartburg gab es auch einen an der Elbe: Anlässlich der Hochzeit von Kurprinz Friedrich August von Sachsen und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern im Jahr 1719 steigen Jupiter, Venus, Merkur, Diana, Mars, Saturn und die Sonne nach Dresden hinunter. Unter dem Schiedsgericht des Göttervaters streiten sie über ihren Anteil an der Verkoppelung des Paars und überbieten sich mit Vorschlägen, mit welchen Spektakeln das grosse Fest angereichert werden soll. So kann man den Inhalt des Gelegenheitswerks «La gara degli dei» zusammenfassen, das Johann David Heinichen, kurz zuvor zum kurfürstlich-sächsischen Kapellmeister ernannt, zur erlauchten Hochzeit komponiert hat. Der Dirigent Hartmut Haenchen hat diese «Serenata» aus dem Archiv der Sächsischen Landesbibliothek ausgegraben und mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach zu neuem Leben erweckt. Obwohl der formale Ablauf des «Götterwettstreits» einer stereotypen Abfolge von Rezitativ und Arie folgt, lebt das Werk durch ausgeprägte Charaktere der Protagonisten und eine auch instrumental abwechslungsreiche Musik. Der Wettstreit findet primär auf der musikalischen Ebene statt. Besondere Hervorhebung unter den Solisten verdient die Venus der bekannten Mozart-Interpretin Alexandra Coku, die ihren Part mit grosser musikalisch-sprachlicher Präsenz gestaltet.
www.kultur-online.net, 26. Juni 2013
Den wettstreitenden Göttern sei Dank!

Es muß schon eine geräumige Kammer sein, in der dieses Kammerorchester aufspielen kann, und die optimalerweise zusätzlich für ausreichend Publikum Platz bietet, denn 27 Köpfe und ebenso viele Instrumente zählt das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, bei dieser Aufnahme, die ich heute vorstelle. Ebenso viele wie einst bei der Uraufführung von «La Gara degli Dei» («Der Wettstreit der Götter»).
Johann David Heinichen komponierte jenes Werk zur Vermählung Friedrich August II von Sachsen mit der Österreicherin Maria Josepha. Beinahe den ganzen Monat September des Jahres 1719 wurde diese Hochzeit in Dresden gefeiert. Es wurden mehrere Opern, Schauspiele, Ballette, sogar Kämpfe mit wilden Tieren dargeboten. Selbst ein Pferdeballett wurde auf viele Beine gestellt. Das Bühnenbild für Heinichens «Wettstreit der Götter» war bombastisch. Die riesige Kulisse war eigens für diesen Anlaß am Elbufer errichtet worden. Die Solisten schwebten zunächst in einer Wolke, die dann durch eine Maschine herabbewegt wurde, über dem Orchester. Heinichens Aufführung war der Höhepunkt dieser Feier. Er hatte seine Sache gut gemacht, sehr gut sogar, denn sein Gehalt wurde nach dieser Hochzeit verfünffacht!
Auf einer Wolke schwebend, fühlen sich nun, beinahe dreihundert Jahre später, viele Klassikliebhaber, denn zum ersten Male erschien «La Gara degli Die» auf einem (nun ja, ich denke, die Auflage wird schon höher sein) Tonträger. Anlässlich des 70. Geburtstages des Dirigenten Hartmut Haenchen (geb. am 21. März 1943 in Dresden!) veröffentlichte EDEL (auf Berlin Classics) den Live-Mitschnitt eines Konzertes aus dem Konzerthaus Berlin (2003). Haenchen ließ es sich nicht nehmen, und es beabsichtigte im Übrigen auch niemand, die begleitenden Texte im Booklet selbst zu verfassen. So findet sich im Beiheft der CD eine Werkeinführung, Interessantes über die Zusammenarbeit mit seinem Kammerorchester sowie die Gesangtexte mit Erläuterungen des Dirigenten.
Im April jährte sich der Geburtstag des Komponisten Johann David Heinichen zum 330. Mal. Es ist bedauerlich, daß zu diesem Anlaß nicht mehr von ihm zu hören gewesen ist. Nicht einmal in meinen Harenberg Komponistenlexikon ist er zu finden, der Gute, der ausgesprochen gute Komponist! Ein Grund mehr Hartmut Haenchen, dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, der Venus (Alexandra Coku, Sopran), dem Merkur (Carola Höhn, Sopran), der Sonne (Katharina Cammerloher, Mezzosopran), dem Mars (Annette Markert, Alt), dem Saturn (Ralph Eschrig, Tenor), dem Jupiter (Olaf Bär, Bariton) und Diana (Simone Nold, Sopran) zu danken. Ein fünffacher Applaus und 25hundert ClassiCüße für diese außergewöhnliche und musikalisch herausragende Aufnahme!
Rosemarie Schmitt
www.kultur-tipp.ch, 01. Juni 2013
Bei königlichen Hochzeiten wurde musikalisch immer gerne opulent aufgetragen. Doch was sich Johann David Heinichen (1683–1729) einfallen liess, als er 1719 mit einer Komposition zur Hochzeit von Maria Josepha von Österreich und Friedrich August II. von Sachsen beauftragt wurde, überstieg herkömmliche Jubelmusik bei Weitem. Heinichen inszenierte den ehelichen Bund zwischen Österreich und Sachsen als Gegenstand eines Wettstreits zwischen sieben Göttern. Hartmut Haenchen und sein Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach haben diese lange vergessene Trouvaille nun musikalisch rekons­truiert und erstmals auf CD herausgegeben. Haenchen hält Musiker wie Sänger zu hoher Präzision und einer äusserst kontrollierten Klanggebung an. Eine feierliche Restnote behält der Live-Mitschnitt von 2003 glücklicherweise bei.
Fritz Trümpi
www.musikansich.de, 20. April 2013
www.musikansich.de, 20. April 2013

GEBURTSTAG MIT ETWAS WEHMUT
Zum 70. Geburstag des Dirigenten Hartmut Haenchen ehrt das Label Berlin Classics ihn kurioserweise mit einem 10 Jahre alten Live-Mitschnitt, denn diese Weltersteinspielung von Johann David Heinichens „La Gara degli Dei“ (Der Wettstreit der Götter) ist schon 2003 entstanden. Andererseits eignet sich natürlich gerade diese prachtvolle Festmusik besonders gut als angemessenes Präsent für einen derart angesehenen Musiker. Haenchen wurde 1943 in Dresden geboren. Seine künstlerische Arbeit in der DDR wurde vom SED-Regime immer wieder nachhaltig behindert; obwohl er sich nicht lautstark als Regimekritiker engagierte, galt er als Staatsfeind. Die Musiker des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach wählten ihn Anfang der 80er-Jahre trotz Dirigierverbots zu ihrem Chef. Verbunden war damit ein Wechsel des bis dahin auf die moderen Musik spezialisierten Ensembles hin zur Musik der Frühklassik. Und die aus dieser Wahl hervorgegangene, verschworene Gemeinschaft des Orchesters mit seinem Dirigenten besteht bis heute. Aus der Verbindung sind viele wohlgeratene musikalische Kinder hervorgegangen. Haenchens Pionier- und Entdeckergeist, seine Suche nach einer musikalischen Wahrheit jenseits bloßer Notentreue und das Bemühen um die Umsetzung musikhistorischer Erkenntnisse in die Praxis kennzeichnen das gemeinsame Oeuvre, welches mittlerweile 55 Tonträger umfasst.

Nun sollen also noch einige hinzukommen, denn der „Wettstreit der Götter“ ist nur der Auftakt zu einer Reihe, die zahlreiche unveröffentlichte Aufnahmen umfassen wird. Die Serie stellt zugleich eine Art Vermächtnis dar, denn das Orchester wird sich nach dem 300. Geburtstag des Namenspatrons am 8. März 2014 und einem Konzert mit den "letzten drei Sinfonien" am 1. Mai 2014 auflösen. Welchen Verlust dies für die deutsche Orchesterlandschaft bedeutet, kann man an der jetzt erschienen CD nachvollziehen: Heinichens Werk, das für die opulenten Feierlichkeiten aus Anlass der Hochzeit des sächsischen Thronfolgers, Friedrich August II., mit der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern geschrieben wurde, erklingt hier in der mutmaßlich originalgetreuen Besetzungsstärke. Dabei tönt das Kammerorchester gewohnt leichtfüssig, silbrig und schlank. Haenchen musiziert eine quirlig-unterhaltsame Festmusik. Wenngleich dies nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass Heinichen gefällige, möglichst wenig Irritationen hervorrufende Konfektionsware lieferte, bekommt das Werk auf diese Weise doch sommerlichen Charme. Die Vokalsolisten agieren dabei solide, obschon nicht auf jenem technischen Spitzenniveau, an welches man sich mittlerweile bei diesem Repertoire gewöhnt hat.
Man darf gespannt sein, welche Ausgrabungen die Reihe noch bereithält. Haenchen und sein Orchester jedenfalls werden uns demnächst fehlen.
Beurteilung: empfehlenswert
Sven Kerkhof