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Neue Musikzeitung, 12. November 2014
Neue Musikzeitung, 12. November 2014

Verschiedenheit im Einheitlichen: Mozarts letzte Symphonien mit Harnoncourt, Brüggen und Haenchen

Mozarts drei letzte Sinfonien in vereinheitlichendem Sinn als Gruppe zu erkennen (und dementsprechend zu werten), ist als Betrachtungsaspekt nicht neu. Allein auf Grund ihrer Entstehung in der unfassbar kurzen Zeit von drei Sommermonaten 1788 erscheinen die drei Kompositionen als geschlossener Komplex, und sie sind es ebenso in struktureller Hinsicht.
Die drei hier anzuzeigenden Neueinspielungen der Dreiergruppe, erschienen von Mai bis August 2014, liefern der Diskussion über den Zyklusgedanken weitere Nahrung. Von den drei Dirigenten Frans Brüggen, Hartmut Haenchen und Nikolaus Harnoncourt tut dies der Letztere sowohl verbaliter als auch durch dirigentische Vorgehensweise höchst engagiert, ja radikal wie von ihm in jeder Hinsicht vertraut.
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Wenn man die musikalischen und musizierten Verläufe von Mozarts drei letzten Sinfonien in den drei spezifischen Darstellungen durch Harnoncourt, Brüggen und Haenchen verfolgt und – eine jede auf individuelle Weise – dankbar genießt, wird unabweisbar deutlich, dass wissenschaftliche Theoriebildung, zum andern eine von Spekulation nicht freie Begeisterungshaltung so berechtigt wie verständlich sind. Zum emotionshaltigen Einstieg in Wahrnehmung und Erklärungsbedarf von Kunstwerken vermögen sie sich allerdings kaum als zuständig zu erweisen.

So bleiben am Ende Beurteilungen der Unterschiede in Zugriff, Figuren- und Klanggestaltung, in charakterisierender und charakteristischer Wucht der drei Wiedergaben durch ihre Dirigenten. In der Beziehung bietet sich eine Fülle von Betrachtungsaspekten, die zu unterschiedlichen, dabei nie enttäuschenden Ergebnissen führen. Harnoncourt erzielt die härteste, unnachgiebige Widerborstigkeit einkalkulierende Darstellung, Haenchen die geschmeidigste (der ein Live-Mitschnitt mit unterschiedlichen Wiederholungsmodifikationen bei öffentlichen Darstellungen zugrunde liegt).

Brüggens bereits von 2010 datierende, klanglich manchmal ins Pauschale abrutschende geht in Richtung des klassischen Großkonzertant-Repräsentativen. Diese Bewertungs-Eckdaten stellen sich spontan ein. Bei weiterem Hören können sie sich relativieren und für neue Meinungsbildungen den Platz freimachen. Ein Fest mit Mozart, ganz wörtlich verstanden, bedeuten alle drei Editionen.
Hanspeter Krellmann

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Trouw, 12. September 2014
Puntige Mozart in topuitvoering
... De uitvoeringen van het altijd staand spelende orkest zijn puntig en spits, sprankelend van begin tot eind. Haenchen heeft in het boekje, zoals altijd, veel interessants te melden. Maar het gaat uiteindelijk om de uitvoeringen. Die zijn van topkwaliteit.
Peter van der Lint
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