Berliner Morgenpost, 11. November 2004
Baiba Skrides magische Saiten
Auf der Bühne steht eine nervöse, junge Frau. Sie lächelt verlegen, wischt sich die Hände am Abendkleid ab, zuppelt an ihrer Stradivari. Sie setzt nach dem Orchester-Ritornell nicht ein, stimmt statt dessen die Geige. Das Orchester beginnt noch einmal von vorn. Dann endlich berührt der Bogen die Saite. Ein magischer Moment.Aus dem Nervenbündel wird die Saitenprinzessin Baiba Skride.
Vom ersten Takt an überzeugt sie in Mozarts fünftem Violinkonzert mit ihrem organischen Spiel. Sie läßt ihr Instrument im Kammermusiksaal der Philharmonie verführerisch flüstern und temperamentvoll vorwärts stürmen. Tief taucht sie in die emotionalen Wechselbäder von Franz Schuberts Rondo ein. Hartmut Haenchen und sein Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach" umrahmen den Auftritt der Geigerin festlich. Seit Baiba Skride im Sommer ihre Debüt-CD mit dem Kammerorchester aufnahm, gilt die 23jährige Lettin als Nachwuchsstar. Die Hoffnungen sind berechtigt. Sobald der Bogen die Saiten berührt.
MaH