Kammerorchester

Der Tagesspiegel, 12. März 2000
Hartmut Haenchen präsentiert Originales und Bearbeites von Bach.

Ein Bach-Konzert mit Überraschungen bescherte das Kammerorchester Karl Philipp Emanuel Bach unter Hartmut Haenchen im Kammermusiksaal der Philharmonie. Haenchen ließ sogleich bei Johann Sebastians 1. Orchestersuite die Töne wie Flocken rieseln, verzichtete auf jede klischeehafte Orientierung auf die historische Musizierpraxis und servierte mit feinem Spürsinn für funkelnde Farben und Rhythmen einen Bach von kammermusikalischer Delikatesse. Auch die anderen Bachschen Bestseller wurden mit bezaubernder Leichtigkeit, geradezu mit tänzerischer Grazie dargeboten.

Vergnügen bereitete auch der zeitgenössische Beitrag, das so launige wie hintersinnige Konzert für zwei Violinen und Orchester aus dem Jahr 1988 vom Berliner Manfred Schubert. Deutlich traten in Haenchens spannungsreich nuancierter Wiederaufführung die charakteristischen Züge des Werkes zu Tage.

Das Schubertsche Doppelkonzert könnte zu einem Zugstück des Orchesters werden.

Eckart Schwinger
Berliner Morgenpost, 03. März 1996
Ein Hauch Neuzeit sorgte für den letzten Pfiff

An homogenem Zusammenspiel, guter Intonation und Präzision ließen es die Musiker bei Vivaldis Concerto in d-Moll nicht fehlen. Rhythmisch zupackend ließ Haenchen die Orchestersuite C-Dur von J.S. Bach musizieren. Überzeugend wiederum, wie es gelang, strukturell dichte Teile transparent wiederzugeben.

Alle Ehre machte das Orchester seinem Namenspatron. Das Konzert A-Dur für Cello und Orchester ist in der Tat ein Juwel.

Das Kammerorchester betonte bei seiner intensiven Wiedergabe die zukunftsweisenden Aspekte der Musik. Damit stellte sich am Schluß des Konzertes noch jener letzte Pfiff ein.
Il Mattino (I), 30. Juni 1983
(...) Wenn wir das Kammerorchester der Deutschen Staatsoper Berlin bereits anläßlich des Eröffnungskonzert des Festivals von Ravello wegen seiner Reinheit und seiner sowohl technischen wie stilistischen Präzision bewundert haben, (...) so müssen wir anerkennen, daß es uns in der stets problematischen Begegnung mit der Handschrift von Bach in noch größeres Staunen versetzt hat. Ein voller Klang und eine exzellente Intonation umwanden das klare und faszinierende polyphone Geflecht, während der Dirigent Hartmut Haenchen das wichtige Spiel der Klangfarben mit Geschick und Erfahrung kontrollierte und die Klangebenen der Bachschen Kompositionen erkennbar machte. Ein Konzert, das im Munde den Geschmack eines exquisiten Gerichts zurückläßt, angeboten in Wohlabgewogenheit und - so wagen wir zu sagen - mit der Vollkommenheit einer Professionalität, die inmitten einer um sich greifenden Mittelmäßigkeit, an die wir uns allmählich gewöhnen, nicht aufhört, uns zu begeistern.