Kammerorchester

Der Tagesspiegel, 10. Oktober 1998
Das glänzende Konzert im fast ausverkauften Kammermusiksaal bewies erneut, daß Hartmut Haenchen ein überaus flexibler, feinspüriger und auch scharfsinniger Dirigent ist. Sogleich bei dem D-Dur Divertimento KV 205 präsentierte er bei allen poetischen Einfärbungen. Bei aller Nuancierungskunst einen überraschen modern wirkenden Mozart mit einem provozierend drastischen Klangstil, mit saftigen Kontrasten und Kapriolen. Das nach dem Berliner Bach ernannten Spitzenensemble mit einer hochmusikalischen Phrasierung, einer sinnreichen, bis auf den i-Punkt sicher ausbalancierten Artikulation und lückenlosen klanglichen Geschlossenheit. Haenchen förderte auch in der scharf ausformulierten langsamen Einleitung zur "Linzer Sinfonie" eine hautnah zu verspürenden Spannungsreichtum, eine bestechende rhetorische Prägnanz zutage.

Eckart Schwinger