Main-Echo Würzburg, 15. Juni 2005
(...) (zur Schostakowitsch: Kammersinfonie Op. 110) Das Kammer-Ensemble begann düster, schwer, formulierte sanft-traurige Klagen, hatte wild bewegte, dunkel-verhängnisvolle, insistierende Momente, auch Bedrohliches; irgendwie gespenstisch wie ein Totentanz wirkte der Anklang an jüdische Themen mit einer schmerzlichen Geigenkantilene: der Schluss war ruhig-nachdrücklich, ernst und knüpfte wieder an das Eingangsmotiv an. Das sehr konzentriert gespielte Werk besaß große Tiefe. (...)
Renate Freyeisen
Main-Post Würzburg, 13. Juni 2005
(...) des c-moll Streichquartetts op. 110 von Dimitri Schostakowitsch. Man hörte eine intensive, nachdenklich machende Wiedergabe. (...)
Armin Rausche
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2003
Sturm und Drang, gemischt mit Experimentierlust: Den höfigen Zeitgeist seines Jahrhunderts hat Carl Philipp Emanuel Bach trotz ausgeprägter Sensoren für "Empfindsamkeit" oft bewusst verfehlt, und das an diesem Abend vorzüglich disponierte Kammerorchester legte unter der Leitung seines Chefs Hartmut Haenchen davon Zeugnis ab.
Die Gästen aus dem Nordosten schien die Aufführung nicht weniger Spaß zu bereiten als den Zuhörern, und obwohl die abendliche Kälte auf dem Klosterterrain ein allgemeines Frösteln verursachte, wünschte sich die Mehrheit eine Zugabe: Haenchen und seine Musiker entschieden sich für "Playful Pizzicato" aus der "Simple Symphony" Op. 4 (1934) von Benjamin Britten.
Begonnen hatte der musikalisch angenehme Abend mit der Orchestersuite C-Dur TWV 55:C3 ("Hamburger Ebb und Fluth") von Georg Philipp Telemann. Mit einer brennend intensiven Interpretation der von Rudolf Barschai für Streichorchester eingerichteten Kammersinfonie c-moll op. 110 a von Dmitri Schostakowitsch (nach dessen Streichquartett Nr. 8) sorgten die Musiker auch für einen dramatisch ernsten Kontrast.
Harald Budweg
Wiesbadener Tagblatt, 22. Juli 2000
(...) Die Berliner musizierten die zehn abwechslungsreichen Sätze (aus Telemanns Wassermusik "Hamburger Ebb und Fluth") mit viel Spiellaune und betonten deutlich die unterschiedlichen Charaktere der Musik. (...)
Das 1960 in Dresden angesichts der dortigen Kriegsschäden entstandene Streichquartett Nr. 8 von Schostakowitsch erklang in der Fassung für Streichorchester (...). Haenchen sorgte für eine überaus intensive Wiedergabe, insbesondere im unerbittlichen Marsch des zweiten Satzes. Dabei konnten die Zuhörer die Präzision des Orchesters bewundern, die nicht nur im Zusammenspiel, sondern auch in der Reinheit der Intonation zeigte. Im vierten Satz ließen zudem sehr schön gestaltete Soli aufhorchen, so vor allem das wunderbar in hoher Lage klagende Cello. (...)
Der sehr spezielle Humor von Joseph Haydn wurde von dem Orchester in der d-moll-Sinfonie Nr. 80 gut "hervorgekitzelt". Neben der engagierten Generalbassgruppe fielen im Trio besonders die agilen Bratschen auf. In der Pizzikato-Zugabe von Britten klangen die Streicher dann wie eine einzige große Gitarre.
mfr
Wiesbadener Kurier, 22. Juli 2000
(...) Doch gelang dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter Hartmut Haenchen eine Interpretation (der Kammersinfonie Op. 110a von D. Schostakowitsch) von ergreifender Intensität. In holzschnittartiger Genauigkeit ließ Haenchen die vielfältige Thematik der konzisen Komposition ausmusizieren, verdeutlichte durch plastische Artikulation die Beziehungen der einzelnen Sätze, und spannte einen immensen musikalischen Bogen von der einleitenden Fuge bis zu ihrer Wiederaufnahme im letzten Teil. Geradezu fratzenhaft gespenstisch in solch polyphoner Umgebung nimmt sich der Walzer des Allegretto aus, mit dem gestochen scharfen Staccato der ersten Violinen und der tongenauen Chromatik in den Quintfolgen des Mittelteils. Verblüffend transparent wirkte dabei der Gesamtklang des Orchesters, der die Grundgestalt der als Streichquartett konzipierten Werks immer wieder aufleuchten ließ: lupenrein die Intonation, ungemein differenziert die dynamische Gestaltung. (...)
J. Haydns Sinfonie Nr. 80: Rhythmisch perfekt die Synkopen des Finalsatzes, in dem die Bläser gewichtige klangliche Akzente setzen. (...)
C.Ph.E. Bachs Sinfonie G-Dur Wq 180: Fließendes Musizieren bestimmte die Wiedergabe, rhetorische Deutlichkeit zeichnete auch hier die Motivik aus. Und gerade diese Betonung musikalischer Klangrede zählt zu den Stärken dieses Orchesters, das trotz seiner modernen Instrumenten ein hohes Maß an historischer Authentizität gewährleistet.
Das Charakteristische der allegorischen Figuren in Georg Philipp Telemann Orchestersuite "Hamburger Ebb und Fluth" wurde überzeugend verwirklicht, sei es die in Flötentöne gebettete Thetis, der stürmende Aeolus, oder aber die Gigue "Ebbe und Fluth", in der das Orchester mit nahtloser dynamischer Palette eine bildhafte Anschaulichkeit erzielte.
Friedhelm Eschenauer
Sächsische Zeitung, 29. Mai 2000
Kammerorchester unter Hartmut Haenchen begeisterte
Der Dresdner Hartmut Haenchen, der seit Jahren in Amsterdam mehrere Chefstellen inne hat, und das Berliner Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach" musizierten am Sonnabend in der Semperoper mit blühendem und voluminösen, beinahe opulentem Klang.
Er lässt das Orchester ohne merkbare Distanz spielen und die schweren Taktteile und die dissonanten Vorhalte deutlich betonen. Dadurch bekommt auch die Musik Hasses und Bachs intensive Vitalität. Die Affekte der alten Musik werden so zum Sentiment, nicht aber zum Sentimalität. Die Leistungen in diesem Konzert waren beeindruckend. Kleine Besetzungen machen Ungenauigkeiten sofort hörbar, aber es gab bei den Berlinern nichts, was man als ungenau oder gar falsch bezeichnen müsste.
Am Ende stand Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110 a in einer packend dichten und leidenschaftlichen Interpretation.
Peter Zacher
Berliner Zeitung, 21. November 1996
Die Darstellung dieser Kontraste gelang dem Kammerorchester mit rhythmisch präzisem, klanglich ausgewogenem Spiel hervorragend.
Jürgen Otten
Der Tagesspiegel, 21. November 1996
Mit seinem Kammerorchester realisierte Haenchen nicht nur diese Schockwirkungen, sondern auch die Virtuosität der Streicherläufe.
An Intensität und Stärke ließ die Darstellung keine Wünsche offen. Mit diesem Konzert hat das wiedererstandene Orchester seine Existenzberechtigung bewiesen.
Albrecht Dümling
Westdeutsche Zeitung, 21. Oktober 1994
Suggestive Aussagekraft Haenchen und sein Kammerorchester
Haenchen setzte markante Akzente, trieb die Tempi in den Ecksätzen bis an die Grenze, distanzierte sich mit anspringendem Tonfall unüberhörbar von der Carl Philipp Emanuel oft unterstellten "Galanteriemusik".
(über Schostakowitsch) Haenchen ließ die ineinander verflochtenen Sätze in ihrer suggestiven Aussagekraft leidenschaftlich geschärft in Dynamik und Rhythmik musizieren. Ein fesselnder Abschluß.