Leipziger Volkszeitung, 16. September 2003
Haenchens feine Differenzierung
Beim Funkkonzert, das am Sonntag zwischen Tschaikowskis "Romeo und Julia"-Ouvertüre und Dvoráks Achter Schostakowitschs erstes Cellokonzert bescherte, reichten die Eintrittskarten nicht, und es gab Jubel für alle drei Werke.
Werner Wolf
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 16. Mai 2001
Der Blick wurde frei auf den modernen Schubert
Bis zur Wiedereröffnung des Saalbaus als Philharmonie müssen die Essener Philharmoniker weitgehend allein die sinfonische Flagge in der Ruhrmetropole hochhalten. Sie tun das auf höchstem Niveau - nicht nur unter ihrem Chef Stefan Soltesz.
Diesmal war es als Gast Hartmut Haenchen, der den Abend im Aalto-Theater weit über den Rang eines Abonnenten-Konzertes heraushob. Der langjährige Generalmusikdirektor der Amsterdamer Oper formte die Aufführung von Franz Schuberts großer C-Dur-Sinfonie und Dmitri Schostakowitschs 1. Cellokonzert Es-Dur zu einem musikalischen Ereignis ersten Ranges.
Zudem gab es mit dem jungen Cellisten Daniel Müller-Schott eine Begegnung mit einer aufgeschlossenen, ganz im Dienste des Werkes stehenden Solisten-Generation.
Müller-Schott, der 1992 als 16-Jähriger den Tschaikowsky-Wettbewerb gewann, spielte Schostakowitschs Konzert ungemein intensiv, ja geradezu bekenntnishaft. Im Moderato gelangen ihm im Dialog mit dem Orchester berührende Momente. Die Cadenza geriet dank seiner absolut perfekten Grifftechnik und seines schnörkellosen, sprechenden Tons zum atemraubenden Lamento, dessen Aura sich wie ein unsichtbarer Zauber über das Publikum zu legen schien.
Ein großer Moment. Doch es waren auch die von Hartmut Haenchen wunderbar geführten Philharmoniker, die dem Abend hohe inspirierende Wirkung verliehen. Wieder einmal verblüfften die Essener mit ihren geschmeidigen Streicher und den vor allem beim Schostakowitsch überrumpelnd sicheren Bläsern.
Haenchen rückte die großräumig angelegte Schubert-Sinfonie in die NäheBruckners und Mahlers. Mit klarem Blick für Strukturen und thematische Zusammenhänge zeigte er Zerklüftetes und Widerborstiges in diesem durchaus nicht nur erhabenen Werk. Haenchen gab damit den Blick frei auf einen "modernen" Schubert, der in der Überwindung des erdrückenden Vorbildes Beethoven weit über seine Zeit hinauswies.
Michael Kohlstadt
de Volkskrant, 19. Oktober 1996
Haenchen ist lebenswichtig für das Wohlergehen des NedPhO
Dank Haenchens Vermögen, auch die dünnsten Fäden spannend zu halten, blieb das Requiem eine beklemmende Erfahrung.
Es ist deutlich, daß Haenchen von großer Bedeutung für das Wohlergehen des Nederlands Philharmonisch Orkest ist. Die Niederländische Oper hat ein bedenkliches künstlerisches Risiko genommen, als sie seine Position als Chefdirigent auf Spiel setzte. Wenn er deswegen sein Heil irgendwo anders sucht, können Orchester und Oper in große Probleme kommen.
Frits van der Waa
Vrij Nederland, 19. Oktober 1996
Schostakowitsch mit dem Niederländischen Kammerorchester und Hartmut Haenchen ist ein echter Knaller. Ich habe großen Respekt vor Haenchen und ich finde, es ist ein Wunder, was er mit den drei Orchestern getan hat. Herre-Jan Stegenga ist ein unglaublich guter Cellist. Er müßte viel berühmter sein.
Han de Vries
De Telegraaf, 19. Oktober 1996
Hartmut Haenchen von unschätzbarem Wert
Kein Dirigent ist mit dem niederländischen Musikleben so fest verankert wie Hartmut Haenchen. Der Chef des NedPhO und der Niederländischen Oper hat sich in 10 Jahren als Mann von unschätzbarem Wert bewiesen.
Thiemo Wind
Trouw, 19. Oktober 1996
Im Requiem musizierten Haenchen und sein Streichorchester mit bewundernswerter Konzentration. Die desolate Atmosphäre erklang wunderschön und zugleich bitter. Haenchen traute sich, sich Zeit und Ruhe zu nehmen und seine Musiker zu sehr leisem Spiel zu bringen. Eine außergewöhnliche Darbietung.
Peter van der Lint