Opern

Opernwelt, 01. Dezember 2006
Opernwelt, Heft 12 2006

SENSUALISMUS: Hartmut Haenchen dirigiert „Salome“

Für die exzeptionelle Qualität dieser Reprise bürgte ein Mann, der zum ersten Mal am Pult des Pariser Opernorchesters stand: Hartmut Haenchen. Der langjährige Musikdirektor der Nederlandse Opera nutzt sein Debut in dem 2700-Plätze-Haus an der Place de la Bastille für ein plastisches, ausgewogenes „Salome“-Dirigat. Haenchen geht nicht mit scharfer Klinge zu Werk, er seziert die durchkomponierte Großform nicht als eiskalter Anatom (wie Kent Nagano 2005 in Dresden). Das Gewicht liegt bei ihm auf der sensualistischen Dimension der Musik, auf der luxurierenden Pracht ihres feinmaschigen Gewebes. Doch stellt Haenchen nicht bloß Effekte aus, nie schneidet er prahlerisch auf; sein interpretatorisches Maß ist, im Gegenteil, eine luftige, nachgerade impressionistisch anmutende Transparenz.
Von dieser Klarheit profitieren besonders die Solisten.....

Albrecht Thiemann