Opern

Het Parool, 05. Februar 2007
Het Parool, 5.2.2007

Wunderschöner „Tannhäuser“ von Haenchen

...Dirigent Hartmut Haenchen bekam bei seiner 39. Neuproduktion (63 Premieren) in Amsterdam wieder den größten Beifall von allen. Möglicherweise war sich nicht jeder im Saal darüber im Klaren, dass mit diesem „Tannhäuser“ ein Ende an eine Periode kommt, denn für Haenchen, zwischen 1986 und 1999 Chefdirigent und danach Erster Gastdirigent der Niederländischen Oper, stehen hiernach keine Opernproduktionen mehr in der Planung.
Ohne Zweifel wird sich das verändern. Einen Dirigenten, der mit soviel Musikalität und Autorität einen „Tannhäuser“ aus dem Orchestergraben aufklingen lässt, will niemand verlieren. Und durch den schnellen Abgang des heutigen Chefs Ingo Metzmacher und die offenen Positionen, die dadurch entstehen, sind neue Möglichkeiten entstanden.
Dieser Amsterdamer „Tannhäuser“ ist ohne Übertreibung historisch zu nennen, denn Haenchen entschied sich für die Wiener Fassung (die letzte der neun; Wagner war am Suchen mit dem Werk), die seit der Premiere im Jahr 1875 nie mehr ausgeführt wurde, weil es einfach keine aufführungspraktische Partitur gab.

Bereits mit der glänzenden Ouvertüre weckte Haenchen hohe Erwartungen für die nachfolgenden drei Stunden Musik. Der immense Umfang des Orchesters schien kein Hinderungsgrund zu sein, um die Niederländische Philharmonie (in Topform) prächtig blutvoll und doch äußerst transparent klingen zu lassen. Vor allem auch die Beherrschung und Ausarbeitung der mikrodynamischen Prozesse war vortrefflich. Hier wurde regelmäßig Kammermusik gemacht. Aber auch die makromusikalischen Prozesse erhielten äußerst überzeugende Gestalt.
Haenchen hielt in den ersten zwei Akten genügend noch in der Hinterhand, um im Schlussbild, in dem sowohl der Titelheld wie auch seine verschmähte Geliebte Elisabeth das Leben lässt, die Musik wirklich unter die Haut gehen zu lassen.

Erik Voermans