Opern

Wiener Zeitung, 26. Juli 2016
Dirigenten-Coup
Daraus wurde dann freilich der Coup der Produktion: Der bei Wagnerianern hoch im Kurs stehende Dresdner Hartmut Haenchen (73) übernahm und übertrug seine bewährte "Parsifal"-Lesart in den abgedeckten Graben und in das Haus, für das Wagner sein Bühnenweihfestspiel speziell komponiert hat. Mit seinen Tempovorstellungen, einem akribischen Quellenstudium und eigenem Orchestermaterial folgt er bewusst Wagners Intention und vertreibt die wallenden Weihenebel, die die Nachwelt über das Stück gelegt hat. Haenchen hat die Tücken der speziellen Festspielhausakustik nach nur wenigen Proben im Griff. Er bietet genau den schlanken, transparenten Klangzauber, der auch den großen Ton (besonders in den Verwandlungsmusiken) nicht unterschlägt.
Musikalisch bewegt sich dieser neue "Parsifal" also zwischen grandios und mindestens festspielwürdig. Man wäre gut beraten, aus der Dirigenten-Notlösung eine "Parsifal"-Dauerlösung zu machen.
Joachim Lange
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