Trouw, 05. Mai 2003
Haenchen triumphiert in der Schlacht mit den „Soldaten“
Es war ein Traum des Dirigenten Hartmut Haenchen, „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann hier in Amsterdam auf die Bühne zu bringen. Im Amsterdamer Musiktheater ging dieser Traum am Samstagabend in Erfüllung und der eher nüchterne Haenchen wird, als der tumultartige Applaus losbrach Gefühle des Stolzes und der Dankbarkeit nur schwer unterdrückt haben können.
Das Publikum reagierte auf die in sich geschlossene, unzugängliche Oper als handelte es sich um „La Boheme“ oder um einen anderen Bestseller aus der Opernwelt. Die Niederländische Oper hat dann auch alles dafür getan, die Inszenierung der "Soldaten" zu einem echten Erfolg werden zu lassen.
Um den Wünschen des Dirigenten Haenchen zu entsprechen, stellte die Niederländische Oper ein neues Regieteam zusammen, mit diesem gelang es jedoch nicht, die „Soldaten“ auf die Bühne zu zaubern. Haenchen erinnerte sich an die Dresdener Aufführung der „Soldaten“ von Willy Decker und schlug eine Amsterdamer Wiederaufführung vor. Inzwischen hatte man jedoch diese Inszenierung aus dem Repertoire gestrichen, Kostüme und Bühnenbilder waren auf der Müllhalde gelandet. Daraufhin beschloss die Niederländische Oper eine vollständige Neuinszenierung der Dresdener Bühnenfassung. Decker überließ die Einstudierung seiner phänomenalen Regievariante der Opernregisseurin Meisje Hummel.
Es sind prachtvolle, bedrückende Bilder, die mit funkensprühenden Tönen aus dem Orchestergraben heraus begleitet werden. Die Niederländische Philharmonie, der eine Jazzcombo mit den unterschiedlichsten Schlagzeugsektionen - insgesamt 120 Musiker – zur Seite steht, donnert, rast, flutet und murmelt sich durch den Saal. Unglaublich, wie Haenchen dies alles unter Kontrolle hat. Lediglich eine verdeckt aufgestellte Dirigentin (Souffleuse) ist eine Hilfe für die Sänger.
Peter van der Lint