Opern

Theater der Zeit, 01. November 1998
Dieser Amsterdamer Ring gehört zu den wichtigsten, weil exemplarischen Interpretationen der letzten zwanzig Jahre.

Die aktive wie reflektierende Rolle lag auch hörbar in der Absicht des Dirigenten Hartmut Haenchen. Er sah die Aufgabe des Orchesters eben nicht als klingenden Stimmungslieferanten zwischen Pastorale und Pathos. Es entstand im wahrsten Sinne des Wortes eine musikalische Bühne. Haenchen nahm Wagners Ermahnung an "Ring"-Dirigenten ernst: "Stimmung ist gar nichts. Die Hauptsache ist und bleibt Kenntnis": Haenchen weiß sich bei seinen durchweg zügigen Tempi mit den Vorstellungen des Komponisten konform und kritisiert damit die Langsamkeitsfetischisten von heut, die Wagners Musik des schönen Scheins sentimentalisch und pathetisch breitwalzen. In Amsterdam war bei drei verschiedenen Orchestern ein durchweg schlanker Ton zu vernehmen, durchhörbar und flüssig das Klangbild, ebenso nachdrücklich wie spannungsgeladen sein Impetus. (...) Das an der Sprachmelodie orientierte Musizieren verhalf der Wagnerschen Wort-Ton-Bindung zu ihrem Recht. Die Musik atmete mit den Sängern. Alles war auf klaren Ausdruck angelegt. Wagners leitmotivischer Irrgarten erhielt dadurch eine leuchtkräftige Kontur und Plastizität.

N. Eckert