Opern

Opernwelt, 01. Januar 2002
Ein Idealfall

(...) Diese Wiederaufnahme war aber in mehrerlei Hinsicht eine Weiterentwicklung und sogar eine Steigerung des Originals. Erstens stand jetzt Hartmut Haenchen am Pult, der dieses Werk schon in den achtziger Jahren in Amsterdam dirigierte - damals war es die Kupfer-Produktion aus Berlin. Es war schon immer klar, dass Haenchen eine große Affinität zu Reimanns Klangwelt hat - was jetzt aber in Amsterdam zu hören war, übertraf alle Erwartungen. Auf unnachahmliche Weise machte Haenchen diese Partitur absolut durchsichtig. Die immensen Klangmassen und das ohrenbetäubende Schlagzeug ergossen sich natürlich und vielschichtig in den großen Saal des Muziektheaters. Diese weite Raum, der für manche "normale" Oper zu groß wirkt, schien für die überdimensionale Klangwelt Reimanns ideal, und Haenchen wusste das zu nutzen. Die intimeren Szenen mit Tom und dem einsamen Lear sorgten für einen harten Kontrast, wirkten dadurch aber umso einsamer und existentieller (...) Das Amsterdamer Publikum zeigte sich sehr begeistert am Ende dieses nicht gerade einfachen Stücks. Obwohl die ersten Vorstellungen nicht völlig ausverkauft waren, wurden die letzten Abende gestürmt.

Willem Bruls
Sächsische Zeitung, 12. November 2001
Haenchen brachte Dresdner "Lear" nach Amsterdam

(...) Jetzt hat der langjährige Chefdirigent, nunmehr als Erster Gast, das Werk als seine 50. Opernpremiere an der Niederländischen Oper erneut einstudiert- mit glänzendem Erfolg. Bei Haenchen lag die enorm komplizierte Partitur in den richtigen Händen. Mit bis zur Ekstase gesteigerter Umsicht führte er den quantitativ wie qualitativ stark besetzten Klangkörper durch die herausfordernden Klangwelten Reimanns. Zugleich war er den exzellenten Sänger-Darstellern fürsorglicher Partner (...) Der Abschied an der Amstel wird Haenchen, der ab Sommer 2002 Intendant der Dresdner Musikfestspiele ist, schwer gemacht.

Luise Stern
De Morgen, 12. November 2001
(...) der letzte Satz ist Menschwerdung in den " himmlischen Flageolettfarben der 48 Solostreicher". Das Zitat stammt von Dirigent Hartmut Haenchen, der Reimanns Partitur wie kein anderer kennt und analysiert hat. Es ist nicht einfach, die Abstraktion in der Musik hörbar zu machen, vor allem, weil Reimann die Keime eines Gedankens oft unter enormen Klanggewalten zu ersticken scheint. Diese Arbeitsweise fordert vom Zuhörer große Anspannung um auf unterschiedlichem Niveau zuzuhören und unter dieser deutlichen Gewalt die Reihen-Konstruktion und Kombinationen zu hören, die die innere Evolution der Personen skizzieren. Haenchen erlöst ihn nicht von der Anspannung, aber er nimmt ihn ein ganzes Stück mit auf dem Weg: Durch äußerste dynamische Schattierungen und das glasklare Ausarbeiten von Motiven. Die Niederländische Philharmonie ist ihm dabei beinahe immer vorbildlich behilflich.

Stephan Moens
Neue Westfälische Zeitung, 10. November 2001
Hartmut Haenchen und sein "Nederlands Philharmonisch Orkest" waren in der Handhabung der Klangmassen und in der Intensität der solistischen Wandlungen von grandioser Vielfalt auf der Grundlage ihrer intensiven Probenarbeit. Mit Kalkül beim Aufriss und in der Akzeptanz der hohen Ansprüche läuterten Dirigent und Orchester das Partiturbild, schafften überwältigende Faszination im Mitleiden der Protagonisten. Dirigent Haenchen beherrscht die Partirtur perfekt, forderte Herzblut von seinen Musikern, er scheute kein Pathos und legte zugleich in den extremen Klangbildern die ganze Wucht der dramatisch-exzessiven Ballungsmassen. Er war dem herrlichen Sängerensemble gerade bei ihren außerordentlichen Schwierigkeiten ein fürsorglicher Partner (...)

Wolfgang Drees
Het Financieele Dagblad, 10. November 2001
(...) schon das auf Kurs halten dieses musikalischen Gefährtes erfordert eine Fahrkunst die bei Dirigent Hartmut Haenchen bis nahe an Zauberei reicht.

Matthijs Smit
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 08. November 2001
Es ist viel Unheil in der Welt

Von Michael Stenger

WAZ Amsterdam. Nicht einmal ein Dutzend Opern, die nach 1945 entstanden, haben sich im Repertoire gehalten. Aribert Reimanns "Lear" gehört dazu. Die Essener Produktion war eindrucksvoll. In Amsterdam ist nun eine der packendsten Deutungen dieses Meisterstückes zu bewundern.

Diese Koproduktion der Nederlandse Opera, die nach wie vor eine Spitzenposition im europäischen Verbund behauptet, und der Dresdner Semper-Oper ist bezwingend, weil die Szene die Musik so holzschnittartig genau spiegelt und weil diese Musik, die zwischen zwölftöniger Strenge und expressiver Freiheit ein breites Spektrum entwickelt, auf so fulminante Weise bis an die Schmerzgrenze geführt wird.

Willy Decker ist der Regisseur, dessen Dresdner Inszenierung nun Meisje Hummel neu einstudiert hat; Wolfgang Gussmann hat ihm gar nicht pompös eine karge Bühne geschaffen. Mit wenigen Requisiten als Symbolen: ein Tisch, eine Weltkugel, Zepter und Krone. Zunächst auf Menschenmaß, dann überdimensional, denn die Machtgier, um die es bei Shakespeare ja geht und die der Librettist Claus H. Henneberg so scharf herauskristallisiert hat, lässt die Menschen kleiner werden. Sie sitzen auf riesigen Stühlen, tanzen unter einer riesigen Krone ein böses Ritual des Mordes.Und Decker, der immerhin Bayreuth eine Absage erteilte, zeigt eine uniforme Gesellschaft, die sich verrenkt, um alles zu besitzen, die mit perverser Lust quält und tötet. Die Verrückten heben sich ab: der König, der Narr (wie ein Clown gewandet), der verstoßene Edgar mit seiner Hütte. Sie sind Außenseiter.

Das alles kann man nur mit einem Ensemble von Sängerdarstellern deutlich machen. Und da geizt Amsterdam traditionsgemäß nicht: Die bösen Töchter (Isoldé Elchlepp als Goneril und Rita Cullis als Regan) sind hochdramatisch charakterscharf; Gabriele Fontana als gute Tochter Cordelia findet zu einer Klarheit ohne Schärfen. Der Contratenor David Cordier, auch der Edgar in Essen, spiegelt auch sängerisch den gespielten Wahn. Der Essener Lear gibt hier den Herzog von Albany: Tomas Möwes mit raumgreifender Präsenz.

Hermann Becht als Gloster und John Bröcheler als Lear: Sie zeigen außergewöhnlich eindringlich Opfer der Macht. Becht hat immer noch staunenswerte Kraftreserven. Bröcheler bietet in der Titelpartie ein kaum zu überbietendes Maß an Intensität. Zwischen Sturmgesang und Klage, zwischen Resignation und Aufbegehren - Bröcheler stürzt sich hinein in die Rolle des umnachteten Königs und bietet mit vielen vokalen Nuancen eine der besten Lear-Deutungen seit der Uraufführung der Oper 1978.

Und am Pult der fulminant auftrumpfenden, überragend perfekten Niederländischen Philharmoniker bestreitet Hartmut Haenchen, nun wirklich einer der besten Dirigenten seiner Generation, seine 50. Premiere am "Muziektheater".

Sein "Lear" ist für mich bislang der bohrendste, der packendste: mit härtestem Schlagzeug-Prasseln, Fortissimo-Bläserfanfaren, mit einem bis zur Kammermusik geführten, nervös vibrierenden Streichersatz. Haenchen ist dicht am Puls dieser Musik, die Verstand und Gefühl anspricht, die in ihrer schreienden Kraft gegen das Unheil in dieser Welt so berührend zeitlos bleibt.

Großer Jubel in Amsterdam; großer Jubel auch für den anwesenden Aribert Reimann.  
Nieuwe Noordhollandse Courant, 07. November 2001
(...) Musik die viel dazu beiträgt, daß das Drama den Zuschauer an die Kehle greift. Die Niederländische Philharmonie benutzt hier unter Hartmut Haenchen die Chance, um eine überwältigende Hauptrolle zu spielen.

Hans Visser
Financial Times (GB), 07. November 2001
THE ARTS: Irony mitigates the gloom: OPERA AMSTERDAM: Willy Decker has played his cards right in this worthy staging of Aribert Reimann's 'King Lear', writes David Murray

Operatic versions of Shakespeare have been legion, but King Lear has remained a no-no (except for a handful of no-account composers, wading beyond their depth and sinking without trace): too long and unremittingly bleak, too many principal roles, too many essential plot-details for an opera. Besides, as one of the great, towering tragedies it must challenge any serious composer to think, "Can I really do anything to equal the spoken drama?" Britten is said to have considered it, and eventually given up; but in the late 1970s Aribert Reimann - Berlin-born in 1936, a devotee of Berg and Webern who keeps open ears for more recent techniques - took the plunge, encouraged by Fischer-Dieskau's longing to enact the leading role.

Since then Reimann's Lear has enjoyed many productions around the world, though few of them have been revived. I missed it at the English National Opera several years ago, but I gather that it was relentlessly grim. Of the many touches of cruel-but-relieving humour in Shakespeare's text, Reimann's German librettist Claus H. Henneberg retained few but those in the spoken role of the Fool (who disappears after the first half: we missed Alexander Oliver's sad clowning very much). For the Dresden Semperoper and now for Amsterdam's Muziektheater, Willy Decker's new production compensates by starting each half at an ironic distance.

Most of the characters in the opening scene, where old Lear demands to know from each of his daughters how much she loves him, are dressed like playing cards and behave accordingly, a`la Lewis Carroll. Act Two begins with the wicked sisters and their husbands at a giant dining-table, voraciously brandishing outsize forks and knives as if their victims were already on their plates. But pure gloom soon takes over, both times - and the question is: does Reimann's music really match it in spades?

This time at least, despite doughty performances by all the singer-actors (who are reduced to mere speech too often in the second half), I thought not. Everything in Reimann's opera has been most intelligently planned, and in great detail: you could imagine him passing on all these telling formal ideas to another composer, as an exciting blueprint to develop. What Reimann himself has done with them, however, is "expressive" chiefly in terms of crashing extremes and frozen moments, hardly ever in singably lyrical music.

Even the ardent flights of his counter-tenor Edgar - beautifully executed by Cambridge-trained David Cordier -sound like formulaic inserts, as do the high-flying anxieties of Gabriele Fontana's Cordelia, amid the rest of Reimann's earnest, inflexibly sectional score. He doesn't set words dramatically, only the general ideas of their utterances; mostly his singers find too little to get their teeth into, beyond screaming and whispering.

Gloster comes off best, perhaps; at least Hermann Becht made him seem so, as articulate and wounded as could be. There were other excellent singers, with John Brocheler's fine Lear all gravity and grief. I first heard him many years ago singing the lusty Flemish-historical hero "Tyl Eulenspiegel" (purloined by Strauss) in a post-Mahler opera; even now he is rather too spry for the dying Lear, but he gives it his all.

Hartmut Haenchen conducts the Netherlands Philharmonic scrupulously, making us hear exactly how everything in this complex score works - or doesn't quite. Which is not to deny that it's eminently worth hearing, without expecting profound tragedy; and the Netherlands Opera is playing it until November 28. This Lear is undeniably worthy, and seriously interesting. I just think that it starves its voices of open-hearted operatic material, and gives them "effects" instead. I should love to eat my words, should further acquaintance convert me.
Trouw, 06. November 2001
Haenchen Herr und Meister in "Lear" 

(...) Es ist damit nicht gesagt, daß Reimann eine einfache und Effekt-jagende Lösung wählte. Im Gegenteil. Und wenn dies jemand deutlich machte, dann war es Dirigent Harmut Haenchen, der Licht, Klarheit und Struktur in dieser tiefschwarzen Partitur anbrachte, ohne daß er dabei zurückschreckte, die vom Komponisten gewünschte Schmerzgrenze zu erreichen.

(...) Haenchen spielte dies alles mit Gefühl für Emotionalität aus (...)

Peter van der Lint
de Telegraaf, 06. November 2001
Die Partitur bekommt eine rundweg kollosale Interpretation durch die Hände von Hartmut Haenchen, der noch viel mehr als 1987 geladen scheint mit tausend Volt musikalischer Elektrizität. Er peitsch die Niederländische Philharmonie zur glänzenden Hauptrolle in diesem Drama und sorgt zu gleicher Zeit dafür, daß die Sänger nicht überstimmt werden.

Eddie Vetter
de Volkskrant, 06. November 2001
Hartmut Haenchen und die Niederländsiche Philharmonie haben wiederum Berge versetzt.

G. van Oorschot
Algemeen Dagblad, 06. November 2001
Lob zum Schluß für Dirigent Hartmut Haenchen, der - für ihn typisch - gerade diese Oper für seine 50. Premiere bei der Niederländischen Oper wählte (...)

Doron Nagan
Haagsche Courant, 06. November 2001
Alle Mitwirkende haben Berge versetzt, den "Lear" ist widerborstig und viel verlangend. Dabei ist neben der Leistung von Haenchen die Leistung von John Bröcheler in der Titelrolle bewunderungswürdig.

Aad van der Ven
NRC Handelsblad, 05. November 2001
(...) Hartmut Haenchen, der mit seiner Niederländischen Philharmonie eine außergwöhnliche Leistung vollbrachte (...)

Kasper Jansen


Lear van Reimann: overdonderend, schrikwekkend luid en ten slotte roerend
Alle volwassenen zijn kinds of kinderlijk

Voor de tweede keer gaat Lear van Aribert Reimann in het Amsterdamse Muziektheater, een overdonderend en ontluisterend werk, een van de succesvolste eigentijdse opera's van de laatste vijfentwintig jaar. Ook deze productie van regisseur Willy Decker bleek gisteravond bij de première een publiek succes en componist Reimann zelf toonde zich na afloop enthousiast. Hij omhelsde op het podium de indrukwekkende titelrolvertolker John Bröcheler en dirigent Hartmut Haenchen, die met zijn Nederlands Philharmonisch Orkest een buitengewone prestatie levert in deze uiterst lastige partituur.  

Lear is het zwaarst en zwartst mogelijke complement op de luchtige lichtheid van Alice in Wonderland waarmee het nieuwe operaseizoen begon. Alice toonde het speelse escapisme van het kind uit de boze wereld die we in Lear op z'n afschuwelijkst zien: de hel waarin de volwassenen de aarde herscheppen.

In 1987, amper drie maanden na de opening van het Muziektheater, waren er twee voorstellingen van Lear tijdens een Gastspiel van de Komische Oper uit het toen nog Oost-Duitse Berlijn, in de regie van Harry Kupfer en toen ook gedirigeerd door Haenchen. Nu brengt de Nederlandse Opera Lear in de sterke productie van publiekslieveling Willy Decker, eerder te zien in Dresden.

Lear (1978), naar Shakespeare's King Lear, is wat verhaal betreft een der zwartgalligste en wat muziek betreft een van de luidste en verpletterendste opera's uit het hele repertoire. Het Nederlands Philharmonisch Orkest in de orkestbak is aan beide zijden uitgebreid met uitvoerige slagwerkformaties op de zijtonelen, zodat het orkest veertig meter breed is. Het slagwerk speelt soms zó luid dat vijftig stoelen daarnaast niet eens verkocht kunnen worden.

Reimanns Lear, gecomponeerd op verzoek van Dietrich Fischer-Dieskau, is te beluisteren als een samenvatting van driekwart eeuw muziekgeschiedenis. Reimann gaat verder waar Strauss destijds met zijn expressieve mogelijkheden tot het uiterste was gegaan in Salome (1905) en Elektra (1909), eveneens over rampzalige en weerzinwekkende gebeurtenissen tussen ouders en kinderen. Hij gebruikt een variëteit van 20ste-eeuwse stijlen en technieken, het Sprechgesang en de twaalftoonsmuziek van Schönberg, nog aangevuld met kwarttoonsmuziek. Hoe overweldigend en luidruchtig ook, Reimanns muziek is uiterst gedetailleerd en zelfs transparant, ook in de heftigste en expressiefste passages.

Al zijn er enkele beklemmend verstilde en zelfs poëtische kamermuzikale scènes, de muziek wordt niet moe de schrikwekkende en onvoorstelbare gebeurtenissen op het podium met bijna oorverdovend mokerend gebeuk te onderstrepen. Niet alleen in de stormscène op orkaankracht staat de zaal stijf van de tierende en gierende muziek en het liederlijke gekrijs en gegil van Lears dochters Goneril en Regan (Isolde Elchlepp en Rita Cullis) dat door merg en been gaat. Reimanns muziek is expressie èn bezwering van het onvoorstelbare geweld in het verhaal van Lear.

De opera, waarvoor de handeling van Shakespeare door librettist Claus Henneberg sterk is gecondenseerd, valt nog meer dan het toneelstuk met de deur in huis. Nog voor de muziek is begonnen, zegt de oude en vermoeide koning Lear zijn rijk te willen verdelen onder zijn drie dochters om zo, opgelucht, de dood tegemoet te gaan. Wie Lear het meeste liefheeft, krijgt het meeste. De twist die daardoor ontstaat, eindigt voor allen met de dood. De familietragedie rond Lear wordt nog weerspiegeld in de strijd tussen Gloster en zijn twee rivaliserende zonen.

Harry Kupfer liet Lear destijds geheel in het zwart zien, spelend op een angstaanjagend kerkhof, waar de doden in de stormscène hun zerken optillen om zich als krioelende mieren te bemoeien met het afschuwwekkende drama rond Lear. Het is de totale oorlog in de familie, de ongebreidelde bezitsdrang en de ontembare machtswellust van Goneril en Regan leiden tot het zwart van de dood. De kinderen zijn verblind door blinde haat, die hen Gloster ook de ogen doet uitsteken.

Willy Decker toont Lear in zwart-wit, even radicaal en elementair. Juist door het gebruik van het onschuldige wit in kostuums en in decorstukken wordt het zwart van geweld en dood nog geaccentueerd. De implicaties van Deckers enscenering zijn zo mogelijk nog deprimerender dan bij Kupfer. De sleutel voor de hechte en aansprekende symboliek van zijn uitbeelding wordt pas laat geëxpliciteerd in de tekst, waar Lear zegt dat hij ,,oud en kinds'' is.

In de voorstelling van Decker is iedereen kind of kinds, de oude kindse Lear èn zijn volwassen kinderen. We zien hen in de eerste scène aan tafel, spelend met de scepter, symbool voor macht over de wereld, gesymboliseerd door een wereldbol, een speelbal. Lear wordt in de loop van de voorstelling steeds kindser, zijn kinderen steeds kinderlijker. Goneril zit op die bal, on top of the world, het gevolg van Lear gedraagt zich als op een kinderfeestje met vlaggetjes, serpentines en papieren kroontjes. Later zitten Lears dochters en schoonzoons als ongedurige peuters aan een voor hen veel te grote tafel, waarop ze even later Gloster blind maken.

Niettemin zijn er goede tegenkrachten, al delven die het onderspit. Lears jongste dochter Cordelia (een stralende Gabriele Fontana) en Glosters zoon Edgar (de hartverscheurend klaaglijk zingende David Cordier) zijn de laatsten der rechtvaardigen. En ook de nar tevens explicator, een prachtige rol van Alexander Oliver doorziet alles. Maar de spiegel die hij de protagonisten voorhoudt, versterkt alleen maar hun primaire kinderdriften.

Het wonder van deze onverbiddellijke Lear is het mededogen dat uiteindelijk bezit neemt van de toeschouwer. Decker toont menselijke kwetsbaarheid en eenzaamheid in een aantal roerende scènes die herinneringen oproepen aan zijn fenomenale enscenering van Bergs Wozzeck. Ook hier zien we dat Wozzeck-huisje, het kluizenaarshutje op de hei, de archetypische schuilplaats voor wie in deze kwaadaardige wereld geen plaats is. Edgar, die het huisje met zich meesleept zoals een slak dat doet, is hier toch nog iets beter af dan Wozzeck, die overal buiten moest blijven staan.

Ook in Wozzeck was John Bröcheler de uitstekende titelrolvertolker en zijn rol als Lear herinnert eveneens aan zijn Wotan, die in Der Ring des Nibelungen strijdt met zijn dochter Brünnhilde. Hier is hij aan het slot buitengewoon aandoenlijk, als hij de dode Cordelia achter zich laat om zelf te gaan sterven: ,,Huil! Huil! Huil! Huil! Jullie zijn mensen van steen."

Kasper Jansen
Haarlems Dagblad, 05. November 2001
Die tiefdringenden, mitreißenden Klänge des Orchesters sind der emotionale Gradmesser aller Handlungen auf der Bühne (...)

M. van Dijk
Het Parool, 05. November 2001
(...) rundum eindrucksvoll. Hartmut Haenchen hat mit seiner Niederländischen Philharmonie ein mächtiges Instrument in den Händen um der unglaublich schwierigen Partitur auf sehr einfühlsame Weise Leben einzuhauchen (...) die Sänger verrichteten auf der Bühne wahre Wunder (...)

Erik Voermans
Sonntag, 06. Februar 1983
Alles strebt nach großer musikalischer Dimension der Konflikt-Gestaltung.
Aggressive, enervierende Härte, Schroffheit, Schärfe, die nicht ausschließlich durch vielfältigst attackierende Schlagzeug-Kaskaden, sondern auch durch so auffahrend expressiven wie geradezu hetzenden, zuschnürenden Orchesterklang erzeugt werden, verdrängen vordergründige demonstrative Martialik. Weil Dirigent Hartmut Haenchen sich nicht durch sie verführen ließ, was bei so tosender schreiender partieller Brutalität ja möglich wäre, sich vielmehr auf die dramatische Innen-Struktur des Werkes berief, gingen mächtige Impulse von seiner Orchesterleitung aus. An ihr beeindruckte der große dramatische Atem, der über allem stand, die Sicherheit, die er dem Orchester und der Bühne vermittelte, und mit der er den ganzen Apparat beherrschte, die feine Temponuance und Klangbalance.

W. Lange
Süddeutsche Zeitung, 25. Januar 1983
Unter der Leitung von Hartmut Haenchen hatten Chor und Orchester sich den Zugang zu diesen gegeneinander verschobenen Klangflächen und zu den immensen Schwierigkeiten des rhythmischen Verlaufs bewunderungswürdig erarbeitet. Das ermöglichte den ungehinderten Zugang zu den melodischen Ausdrucksgesten, die sich aus Klanggittern herausheben, den Hörer unmittelbar anrühren können und so in jedem Moment die Expressivität des Musikdramas sichern können.

N. Miller
Stuttgarter Zeitung, 22. Januar 1983
(...) Jetzt gilt es, dem aus Dresden kommenden Hartmut Haenchen zu bestätigen, daß sein Name fortan nicht fehlen wird, wenn von der Befähigung für mitreißende Interpretationen neuer Musik die Rede ist.

C-H. Bachmann
Volksblatt Berlin, 22. Januar 1983
Das auf die vielgestaltige Musik Reimanns ausgezeichnet vorbereitete Orchester, dessen Schlagwerker zu beiden Seiten des Proszeniums sitzen, wird dirigiert von dem jungen, ebenso energischen wie einfühlsamen Hartmut Haenchen. Er erhielt den stärksten Applaus neben Werner Haseleu und dem Komponisten.

J. Beckelmann
Der Morgen, 21. Januar 1983
Ein schwieriges und aktuelles Stück. Dessen eigenwillige und anstrengende, philosophosch manifestierte und überaus spannungsreiche Musikalität vermochte der zu Recht mit Bravorufen bedachte junge Dirigent Hartmut Haenchen am Pult des vorzüglich musizierenden Orchesters der Komischen Oper durch großes Rhythmusgefühl und souveräne Führung des "schlagkräftigen" Klangapparates zu bester dramatischer Wirkung bringen.

Dr. M. Frede
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 1983
Lange hat das Orchester nicht so geglänzt wie in der Erfüllung von Reimanns extrem schwierigen Forderungen. Der Dynamische Bogen ist weit gespannt, die Aufsplitterung in winzige Details klanglich nicht zu übertreffen. Am Pult stand, jugendlich und perfekt in Stabführung wie musikalisch Gefühl, Hartmut Haenchen, der Orchester, Solisten und den durch Gerhardt Wüstner trefflich einstudierten Chor makellos überwachend beherrschte.

H.H. Stuckenschmidt
Berliner Zeitung, 19. Januar 1983
Die Aufführung bot insgesamt eine Glanzleistung. Zu Recht viel Beifall für das Orchester der Komischen Oper und den höchst souveränen Hartmut Haenchen am Pult, der (...) stets (den Orchesterapparat) in die notwendige dynamische Balance brachte und überdies zu inspirieren vermochte.

M. Schubert
Neue Zeit, 19. Januar 1983
Hartmut Haenchen, der Dirigent dieser ereignisreichen DDR-Erstaufführung, der bereits nach der Pause mit Bravorufen am Pult begrüßt wurde, bricht diese hochkomplizierte, hochartifizielle Musik ganz und gar überlegen und überzeugend auf. Ensemble, Chor und das mit zupackender Genauigkeit und musikantischer Expansionskraft spielende Orchester der Komischen Oper führt er mit verblüffender Sicherheit. Haenchen zeigt erstaunliches Gespür für diese Musik, für ihre knisternde Farbigkeit, Klanggespür und Koordinationsvermögen. Er geht jedem exponierten Ton der Sänger nach, jeder mikropolyphonen Struktur des Orchestersatzes auf den grund und bringt die vulkanischen Ausbrüche und Akkordballungen mit Kompetenz und Steigerungskraft heraus. Eine spezifische, die Umrisse der Reimannschen Partitur ohne Hast schärfende und schattierende Dirigierleistung großen Stils.

E. Schwinger
Wiesbadener Kurier, 19. Januar 1983
Der Dirigent Hartmut Haenchen betont im Einvernehmen mit den vorbildlich präzise und engagiert spielenden Musikern diese ausweglose Härte, ohne das Dichtgeschriebene dick aufzutragen. Damit legt er den musikalischen Grund für Harry Kupfers szenische Arbeit.

C-H. Bachmann
Kurier (A), 19. Januar 1983
Von einzigartiger Schlagkraft und Überzeugung die musikalische Seite des Abends: der souveräne Dirigent Hartmut Haenchen, ein Bündel von Energie, Präzision und Dramatik.

W. Gürtelschmied
National-Zeitung, 19. Januar 1983
Hartmut Haenchen (...) ein suggestiver Lenker im Kosmos einer musikdramatischen Unbedingtheit, einer Folge expressiver Lösungen. Eins ist sicher: Hier wurde mit Geduld und Präzision Orchester wie Chor das Letzte abverlangt.

E. Krause
Der Tagesspiegel, 18. Januar 1983
Die musikalischen Beziehungen und Verästelungen, die gezackte Dramatik und vierteltönige Vielstimmigkeit wurden vom Orchester unter der kompetenten Führung Hartmut Haenchens beredt gemacht, so daß, alles in allem, das ruhmreiche Institut in Ost-Berlin mit dem West-Berliner Komponisten einen gemeinsamen Triumph feiern konnte.

S. Mahlke
Neues Deutschland, 17. Januar 1983
Mit dem Orchester der Komischen Oper vollbrachte Hartmut Haenchen eine Glanzleistung. (...) erhält der Orchesterklang insgesamt zusätzliche Schärfe, auch Deutlichkeit. Haenchen unterstreicht diese und die Plastizität des Musikalischen mit dem Orchester insgesamt auf imponierende Weise.

Hansjürgen Schaefer
Die Welt, 17. Januar 1983
Der junge Hartmut Haenchen dirigiert "Lear", als sei es ein Kinderspiel. Er hält den üppigen Apparat, Orchester wie Bühne, fest im Griff, aber spielt sich selbst nie dabei auf. Er exekutiert das Werk mit Gelassenheit, mit der ruhigen Befriedigung eines Mannes, der sich seiner Sache in jeder Sekunde ganz sicher ist. Er glaubt an das Werk wie an sich selbst, und an das Werk vielleicht noch das alles entscheidende Bißchen mehr. Er dient ihm mit Leidenschaft - und genau.

K. Geitel (unter Pseudonym)