Opern

Dresdner Neueste Nachrichten, 29. Juli 2017
klare Musik, unklare Inszenierung
..."Sphärisches Vibirieren, die Geigen schwingen sich in fast erhabene Ruhe: Die ersten Takte verlautbaren bereits: Hier passiert etwas Außergewöhnliches. Den „Parsifal“ der Bayreuther Festspiele dirigiert in diesem Jahr Wagner-Experte Hartmut Haenchen – dieses Mal so richtig. Tatsächlich war es der bislang letzte Skandal der Bayreuther Festspiele, die dieses Mal skandalfrei verliefen. Im vergangenen Jahr war Andris Nelsons zwei Wochen vor der Parsifal-Premiere aufgrund von „Unstimmigkeiten“ abgesprungen. Haenchen übernahm spontan. Nun ist Bayreuth nach eigenen Angaben sein neunter Parsifal, er wusste, worauf er sich einließ – und brachte sein eigenes Notenmaterial mit. Hatten die Musiker damals gerade einmal zwölf Tage Zeit, dieses einzustudieren – mit schon damals viel Lob von Publikum und Presse – so ist es in diesem Jahr umso mehr gefestigt: einleuchtend prägnant mit einer farbenreichen Dynamik und einem zügigen Tempo – mit drei Stunden und 55 Minuten fast eine Stunde schneller als die berühmte, weil eben auch längste Einspielung von Toscanini."..."Ein zwölfminütiger Applaus honoriert vor allem die Leistung der Sänger, des Chors und eben des Dirigenten Hartmut Haenchen. Es ist bedauerlich, dass er nur noch in diesem Jahr dirigiert – im nächsten soll ihn Semyon Bychkow ablösen." ...
Katharina Derlin
Ganze Rezension
Dresdner Neueste Nachrichten, 10. Februar 2011
... Da das eigentlich kaum noch zu überbieten ist, überraschte La Monnaie-Chef Peter de Caluwe durch seine Kombination von Hartmut Haenchen und Romeo Castellucci. Im Graben den akribischen Dresdner, der schon als Kruzianer die Stimme aus der Höhe war und dann als Dirigent mit Kupfer, Friedrich, Grüber und zuletzt in Paris mit Warlikowski zum Parsifal-Spezialisten schlechthin wurde. Auf der Bühne der 51-jährige italienische Opernneuling, der seine eigene Theatertruppe hat und u.a. vor drei Jahren in Avignon mit seiner Version von Dantes Göttlicher Komödie Furore machte. Am Pult des La Monnaie Orchesters steht damit also ein seit Jahrzehnten mit dem Stück vertrauter Partitur-Durchpflüger und -Neubefrager, der sich so bewusst wie intuitiv auf ein Tempo einstellt, das der eigenen Kritik des Komponisten an der Uraufführung folgt und bei einer Länge für den ersten Aufzug von gut nachvollziehbaren einer Stunde siebenunddreißig Minuten landet. Und auf der Bühne ist ein eigensinniger Visionär am Werke, der sich weder um die üblichen Aufführung-Ingredienzien, noch um die Rezeptionsgeschichte schert. ...
Joachim Lange
Dresdner Neueste Nachrichten, 31. Mai 2003
(...) Haenchen ist auch hier wieder auf ein räumliches, geradezu plastisches Gestalten bedacht.

K. Leiße