Opern

Wiener Zeitung, 28. Juli 2017
In Bayreuth wird die Wiederaufnahme des "Parsifal" bejubelt.
Wagners "Parsifal" ist für das Bayreuther Festspielhaus maßgeschneidert. Hier, auf dem Grünen Hügel, liegt dieSpielstätte für diese Oper, hier wurde sie 1882 uraufgeführt. Man versteht warum, wenn man sich in der aktuellen Spielserie der Festspiele dem Orchester im verdeckten Graben unter Hartmut Haenchen ausliefert. Haenchen ist eine jener Glücksfall-Personalien, die es in Bayreuth öfter gibt. Schon im Vorjahr hat der Dirigent hier den "Parsifal" geleitet und sprang für Andris Nelsons ein, der der damaligen Premiere während der Probenzeit abhandengekommen ist. Haenchen, 1943 geboren, stand lange Zeit an Orten wie Amsterdam oder Paris höher im Kurs als daheim. Dabei hätte der ausgewiesene Wagner-Könner schon viel früher nach Bayreuth gehört.
Erst ein Retter in der Not, ist er heuer ganz bei sich, dem Stück und in dessen idealem Raum angekommen. Mit einer Stunde vierzig für den ersten Aufzug erweist sich die Gangart als eher zügig denn weihevoll. Und dann wird bei der zweiten Gralsenthüllung doch der Raum mit aller Klangpracht ausgefüllt, ohne dass es ins Lärmen kippt: grandios!
Joachim Lange
Ganze Rezension
Wiener Zeitung, 26. Juli 2016
Dirigenten-Coup
Daraus wurde dann freilich der Coup der Produktion: Der bei Wagnerianern hoch im Kurs stehende Dresdner Hartmut Haenchen (73) übernahm und übertrug seine bewährte "Parsifal"-Lesart in den abgedeckten Graben und in das Haus, für das Wagner sein Bühnenweihfestspiel speziell komponiert hat. Mit seinen Tempovorstellungen, einem akribischen Quellenstudium und eigenem Orchestermaterial folgt er bewusst Wagners Intention und vertreibt die wallenden Weihenebel, die die Nachwelt über das Stück gelegt hat. Haenchen hat die Tücken der speziellen Festspielhausakustik nach nur wenigen Proben im Griff. Er bietet genau den schlanken, transparenten Klangzauber, der auch den großen Ton (besonders in den Verwandlungsmusiken) nicht unterschlägt.
Musikalisch bewegt sich dieser neue "Parsifal" also zwischen grandios und mindestens festspielwürdig. Man wäre gut beraten, aus der Dirigenten-Notlösung eine "Parsifal"-Dauerlösung zu machen.
Joachim Lange
Ganze Rezension
Wiener Zeitung, 06. März 2008
Wiener Zeitung6.3.2008
Erstklassige Interpreten

Hartmut Haenchen dirigierte das auffallend exakt spielende Orchester der Pariser Nationaloper. Nahezu bescheiden stellte er sich hinter Wagners Werk, wählte die vom Komponisten geforderten langsamen Tempi, arbeitete Motive fein heraus und sorgte für eine gelungene Interaktion mit den Sängern. Auf dem gleichen Level agierte der Chor.
Stephan Burianek