Sinfoniekonzerte

Augsburger Allgemeine, 20. Januar 2001
Macht der Musik

Verdienter Jubel, ohne Zweifel. Denn die Art wie Haenchen Brahms´c-moll-Symphonie anpackte, hatte Konsequenz,Energie, den Zug ins Große (...) Das berühmte Finalthema nahm Haenchen straff und singend zugleich, lieh ihm sozusagen einen Schumannschen Wanderschritt und rückte es mit romantischer Beseelung diskret, aber hörbar weg vom menschheitsbeglückenden "schönen Götterfunken". In diesem romantischen Kern liegt wohl auch der gemeinsame Fluchtpunkt beider Symphonien. Nur ist Mahlers Vierte dem Volkston näher, aber auch zerrissener, mit parodistischen Elementen und unterschwelliger Dämonie durchsetzt und keineswegs so idyllisch-behaglich, wie sie oft gesehen wird. Haenchen zeigte diese Ambivalenz von Innigkeit und Groteske deutlich, ohne sie überzubetonen. Vor allem realisierten Dirigent und Musiker auf der technischen Ebene die Kontratse der Partitur nahezu perfekt: die jähen Tempo- und Farbwechsel, die heiklen Übergänge bzw. Nicht-Übergänge", wie sie Mahler ausdrücklich vorschreibt, das fortwährende Ineinander von behaglichem Sich-Zurücklehnen und wildem Vorwärtspeitschen. Hervorragende Solisten seien gepriesen!

Claus Lamey