Trouw, 08. Januar 2001
Hartmut Haenchen entdeckt magische Mahler-Momente
Genau in der Fraktion einer Sekunde zwischen dem Aussterben der letzten Note und dem Anfang des begeisterten Beifalls rief am Sonnabend im Concertgebouw jemand mit Gefühl für Timing und mit Überzeugung: bravo! Jener Schrei kam hörbar vom Herzen und keiner verdiente das in jenem Augenblick mehr als Hartmut Haenchen der sein eigenes Nederlands Philharmonisch Orkest nüchtern und schattierungsvoll durch Mahlers Vierte Symphonie gelotst hatte.
Die Distanz die er seine Musiker zum Noten behalten ließ, veranließ gerade, daß nicht auf der Bühne, sondern im Saal eine Träne weggewischt wurde - und so gehört's! An wesentlichen Punkten in der Partitur wurde die Distanz aufgeheben, wie 22 Takte vor dem Ende der Sinfonie, wo Streicher, Flöten und Harfe für einen unwahrscheinlich magischen Mahler-Moment sorgten.
Peter van der Lint