Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2001
Ganz leise schleicht das Grauen
Hartmut Haenchen, der die (Mahler-)Sinfonie mit seinem Nederlands Philharmonisch Orkest Amsterdam bei einer "Pro Arte"-Veranstaltung der Frankfurter Konzertdirektion in der Alten Oper aufführte, interessierte sich offenbar mehr für das latent bedrohliche Potential des Materials: Wenn Thementeile sich auf dynamischen Höhepunkten zusammenballen, wird niemand sagen können, Haenchen habe nicht warnend darauf hingewiesen. Völlig organisch entwickelt er den so heterogene Elemente enthaltenden Satz, bedrückender als üblich erklingt das ländlerartige "Freund Hein"-Scherzo. Die größte musikalische Dichte aber erzielt Haenchen im langsamen Adagio-Variationssatz, einem Solität unter allen Mahler-Sätzen. Für die "himmlischen Freuden" war die mit schwebender leichter, dabei glockenklarer Stimme singende Sopranistin Alexandra Coku eine Idealbesetzung. Das Nederlands Philharmonisch Orkest präsentierte sich als ein homogenes Ensemble (...)
Harald Budweg