Münchner Merkur, 31. Mai 2008
Münchner Merkur, 31.5./1.6.2008
Schillerndes Licht
Bartóks Sog packt wieder. Auch bei seiner einzigen, 1918 uraufgeführten Oper „Herzog Blaubarts Burg“, die Donnerstag im Abo-Konzert der Münchner Philharmoniker erklang, erliegen die Zuhörer unweigerlich seiner musikalischen Sprache und der psychologisch-symbolisch hoch befrachteten Geschichte um Blaubart und Judith.
Obwohl die Philharmonie am Gasteig ein für Sänger unwirtlicher Ort ist und die Aufführung in ungarischer Sprache stattfand, gelang der famosen Lioba Braun und ihrem jungen Baritonkollegen Rudolf Rosen eine intensive, dunkel glühende Interpretation des Beziehungsdramas. Der ungarische Schauspieler Imre Kulcsár stimmte mit den kryptischen Worten des Prologs ein, wobei die tiefen Streicher aus dem Halbdunkel dazutraten.
Hartmut Haenchen spürte am Pult der Philharmoniker den geheimnisvollen Klängen, die Béla Bartók mit zahlreichen Andeutungen ungarischer Volksweisen bestück hat, nach, ließ feingliedrig die Holzbläser in ihrer ganzen Bandbreite hervortreten, unterstützte mit imperativen Akkorden die Forderungen der Protagonisten und tauchte mysteriöse Welten hinter den Türen von Blaubarts Burg in schillerndes Licht, das im Garten an Debussy erinnerte.
Gabriele Luster