Sinfoniekonzerte

Süddeutsche Zeitung, 31. Mai 2008
Süddeutsche Zeitung, 31.5./1.6.2008

Eindringlich

Philharmoniker/Haenchen

Dass konzertante Opernaufführungen oft nicht befriedigen können, liegt auf der Hand – der Bühnenhandlung beraubt, bleibt oft manches unverständlich. Sehr zu begrüßen waren da die bei der Aufführung von „Herzog Blaubarts Burg“ in der Philharmonie über dem Orchester angebrachte Übertitel. Diese Praxis sollte Schule machen.
Zwar verzichtet Béla Bartóks kurzes Stück weitgehend auf die äußere Handlungsentwicklung eine normalen Oper. Umso mehr spielt sich aber im Inneren der Protagonisten ab, wie die ausgesprochen intensiv musizierte Aufführung eindrucksvoll vorführte. Bariton Rudolf Rosen (Blaubart) und Mezzosopran Lioba Braun (Judith) deuteten das düstere, von der Entdeckung der Psychoanalyse beeinflusste Drama subtil aus und zeichneten das Verstörend-Beängstigende mit einer Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten; den kurzen Prolog rezitierte eindringlich der ungarische Schauspieler Imre Kulcsár. Sie wurden ideal unterstützt von Dirigent Hartmut Haenchen, der Bartóks suggestive musikalische Bilder mit Detailgenauigkeit umsetzte und die gut aufgelegten Münchner Philharmoniker an den emotionalen Höhepunkten der Partitur mächtig auftrumpfen ließ.
Sebastian Werr