Sinfoniekonzerte

Het Parool, 26. März 2001
Für Chailly ist Mahler ein Neutöner, der mit einem sardonischen Lächeln die Tradition in Fetzen reißt. Haenchen betrachtet Mahler als ein traditioneller Mensch, der sich Schritt für Schritt aus der Komfort-Zone traut. Er erreichte damit mit seiner Niederländischen Philharmonie in Mahler's Fünfter Symphonie viel mehr Zusammenhang und Bedeutung.

Während es Chailly entgeht, daß Mahler in seiner Zehnten Symphonie mit seinem Leben spielte (...), versteht Haenchen sehr gut, daß Mahler in der Fünften Symphonie sein Leben komponierte. Deswegen ist das berühmte Adagietto bei ihm kein schwer angesetztes Klagelied, sondern das leichte, rührende Liedesliedchen das Mahler meinte. Deswegen ist das Finale keine steinharte Parodie wie der "Lob des hohen Verstandes", sondern ein Muster für das Jonglieren mit einem Lächeln. Und deswegen handelt Haenchen im Geist von Mengelberg, der Chailly nur in Worten so hochachtet.

Paul Jansen