Sinfoniekonzerte

NRC Handelsblad, 19. November 1999
Zügellose Energie und Schwung in Mahler unter Haenchen

Die Niederländische Philharmonie hat unter Leitung seines Chefdirigenten Hartmut Haenchen ein Mahlerprojekt begonnen, indem in drei Jahren sein gesamtes Werk umringt von Musik seiner Zeitgenossen erklingt. "Mahler- Wien-Amsterdam" bietet weiterhin in der Beurs von Berlage eine Serie von Kammermusik. Auch niederländische Komponisten sind in beiden Serien vertreten: unter anderem Wagenaar, Diepenbrock, Röntgen und van Anrooy (...) aus seiner charaktervollen Aufführung der Ersten Sinfonie offenbart sich nicht nur aufs Neue Eigensinnigkeit, sondern auch sein höchstpersönlicher Kommentar auf die Mahlertradition. Haenchen beginnt die Erste nicht in dem Moment, das der erste Sonnenstrahl morgens in das Bergtal fällt, sondern weit davor, im nächtlichen Dunkel. Mahlers "Naturlaut" mit Vogelrufen erklingt in Dunkelheit. Aber schließlich, wenn die Sonne das Dunkel durchbricht, geschieht das auch in verblendendem Glanz. Auch den Rest malt Haenchen mit starken Kontrasten, immer a tempo, lieber beschleunigend als verlangsamend. Zügellose Energie, drive und Garzie wechseln sich in stets schnellerem Tempo bis zum Finale mit den sich wiederholenden Orchestertuttis ab. Wo die Erste bei anderen Dirigenten nicht zum Ende kommen kann, gleitet Haenchen tumultartig hindurch.

Kasper Jansen