Sinfoniekonzerte

Noordhollands Dagblad, 22. November 1999
Mahler bei Haenchen außergewöhnlich beflügelt

Dirigent Hartmut Haenchen hat den Anfang gemacht mit einer- sehr vorsichtig gesagt- interessanten Reihe von Mahler-Aufführungen. Lassen wir uns ehrlich sein, in den Niederlanden ist Haenchen der soundsovielste in einer Reihe, die ein Mahlerfest oder ein Mahlerprojekt ins Leben gerufen haben. Aber wenn er nun verspricht, daß sie alle soattraktiv, überzeugend und mitreißend klingen, wie die "Erste Sinfonie" Sonnabendabend im Concertgebouw, dann hat der Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie das Recht auf seiner Seite. Die Niederländische Philharmonie stellt die ganze Serie, die über drei Saisons läuft, in das Zeichen von Gustav Mahler und seine Zeitgenossen. Diese weite Programmatik wirkt nicht nur Horizont- erweiternd, sie läßt auf listige Weise doch alle Wege bei "der Gustav" herauskommen.

Bei dem Versuch, Hartmut Haenchens Mahler zu charakaterisieren und vielleicht zu unterscheiden von anderen Interpretationen, kommt man sehr schnell bei einem vollen, niemals zurückgehaltenen Klang und einem außerordentlich schwungvollen Ansatz an. Das ist Haenchen, der in Mahler alle aufgestauten romantischen Emotionen der vorangegangenen Jahre loszulassen scheint. Dabei fällt das ausgezeichnete Kollektiv der Niederlerändischen Philharmonie auf, wodurch viele Details hörbar werden, sowohl motivisch als auch in der Instrumenatation.

Haenchen ist immer vorwärtsdrängend im Tempo. Ohne irgendwelche Hast legt er die Tempi von Mahler als historische Eichpunkte fest: Walzertempo, Marschtempo und Mahlertempo. Ist Mahler dann die furiose und unvermeidliche Endstation von Haenchen beim NedPhO? Das ist doch nicht zu hoffen.

Jos Ruiters