Thüringer Landeszeitung, 01. Oktober 2002
Märchenhafte Spätromantik
Gastdirigent Hartmut Haenchen formte eine große Elegie aus den nuancenreichen Stimmungsvaleurs der Trauer und Verzweiflung, des Aufbegehrens gegen das Schicksal, des Schmerzes. (...) Haenchen vertraute voll auf die expressive Kraft des von Howard Arman exzellent einstudierten MDR-Rundfunkchores Leipzig und steuerte dieses dynamisch wandelbare Instrument sehr präzise (...). Wer Haenchen vor zwei Jahren mit der "Alpensymphonie" erlebt hat, ahnte schon, dass der Dirigent diesen Kosmos grandios entfalten würde. (...) Haenchen meißelte mit klarer Strukturgebung das Schroff-Holzschnittartige der Tektonik heraus, ohne je die düster-makabre Dünung zu durchbrechen. Samtigen Wohlklang verbreitete das Orchester, das glänzend präpariert war für abrupte Tempowechsel und effektvolle Rubati, das ideale Verbindung von Intellekt und kalkuliertem Pathos nachvollzog (...) ein wahrhaft fantastischer Abend.
Wolfgang Hirsch