Sinfoniekonzerte

Trouw, 07. Juni 2000
Hartmut Haenchen schrieb in einem Büchlein fiktive Briefe von dem Komponisten und kroch auf dieser Weise in Mahlers Haut. Im Amsterdamer Concertgebouw ließ er mit seiner Niederländischen Philharmonie so viel wie möglich den Komponisten über seine Noten zu Worte kommen.

Es gaben noch mehr Besonderheiten in Haenchens Interpretation. Bei ihm spielt eine extra aufgestellte einzelne Bläsergruppe den Anfang vom "Urlicht" (mit besonders schönem Effekt) und im Pizzikato-Teil im 2. Satz hielten die Violinisten ihre Violine wie eine Gitarre fest, so wie Mahler es vorschreibt. Die wortgenaue Befolgung der Partitur (unverfälschte Komma's wo Mahler sie wollte) erbrachte wundervolle Momente.

Peter van der Lint
Trouw, 12. November 1990
Sicht auf strahlendes Leben durchglüht Haenchens Mahler: (...) Wichtig ist, daß Haenchen mit seinem Orchester so viel tun kann, daß er zu einer spannenden Lesart kommt,daß er in Mahlers Erzählung eigene, aber textgetreue Akzente und Farben setzen kann. In dieser Aufführung schien die ganze Sinfonie von einem strahlenden Licht durchzogen zu sein, dem "Urlicht". Den Lichteffekt erreichte Haenchen dank des schönen "toucher" mit dem er seinen Orchesteraparat bespielt, was die Streicher zu lyrischem Singen inspirierte. Selbst in den größten dynamischen Ausbrüchen, wo sich dramatische Abgründe auftun, blieb der Tutti-Klang entspannt und strahlend. Und wie hauchzart,kavaliermäßig tanzte der zweite Satz worin eine wehmütige Wiener Sphäre nicht allein nach dem Buchstaben der Partitur, sondern auch dem Geiste nach die schreienden Leiden des spätromantischen Menschen offenbarte.