Trouw, 06. März 2000
Die von Hartmut Haenchen im Amsterdamer Concertgebouw präsentierte originale Version von "Das Klagende Lied" bot interessantes neues Material, daß dem Etikett "Niederländische Erstaufführung" deutliches Gepräge gab.
In "Das Klagende Lied", seinem ersten Opus, hat Mahler einen eigenen, auf deutsche mittelalterliche Ritterballaden gegründeten Text in Musik gesetzt.
Was wir in diesen Tagen oft hören, ist eine Mischung zwischen dem ursprünglichen "Waldmärchen" und den übrigen revidierten Teilen. Seit der Erscheinung der ursprünglichen Partitur in 1997 ist das ja überholt. Kent Nagano dirigierte in jenem Jahr in Manchester die Uraufführung von dem ursprünglichen "Klagenden Lied".
Das Wagnerische Bauwerk von Leitmotiven war bei Haenchen in guten Händen. Er hat sie auf spannende Weise in das Ganze geflochten und damit eine bemerkenswerte Struktur geschaffen.
Die zwei Tölzer Knaben, die abwechselnd die Stimme des ermordeten Bruders sangen, beeindruckten sehr.
Es ist gut, daß Haenchen mit diesem "Klagenden Lied" das Amsterdamer Bild von Mahler verändert hat. Seinen vollständigen Einsatz und seine Hingabe an dieses Projekt konnte man an dem hohen Niveau der Aufführung hören.
Und als ob das noch nicht genügt, hat Haenchen abermals ein sehr lesenswertes Büchlein mit fiktiven Briefen Mahlers geschrieben.
Peter van der Lint