Sinfoniekonzerte

Der neue Merker, 01. August 2004
Das Eröffnungskonzert fand, wie gewohnt, am 20.5. (Himmelfahrtstag) in der Dresdner Kreuzkirche statt - ein blut- und glutvolles Konzert mit Mahlers 3. Sinfonie. Da Hartmut Haenchen ein Mahler-Spezialist und auch durch seine Arbeit mit den Chören dafür prädestiniert ist, war es für ihn eine große und schöne Aufgabe und Herausforderung.
Als Orchester stand ihm das Frankfurter Radio-Sinfonie-Orchester zur Verfügung, welches mit Plastizität, Transparenz und Begeisterung musizierte. Dieses 6-sätzige Werk, für großes Orchester, Alt- Solo, Knaben- und Frauenchor, bietet musikalische Naturmalerei ersten Ranges und so wurde sie auch von allen Interessenten umgesetzt. - Die ca. 505 Chorsängerinnen und -sänger waren auf den Emporen verteilt, was akustisch günstig war. Sie gaben ihr Allerbestes. Auch Birgit Remmert überzeugte in ihrem kurzen Solopart. - Ein berauschendes Eröffnungskonzert.

Gitta Ranft
Mitteldeutsche Zeitung, 21. Mai 2004
Dresden: Mahler-Sinfonie erster Höhepunkt der Musikfestspiele
Dresden (ddp).

Die Dresdner Musikfestspiele haben am Donnerstagabend einen ersten glanzvollen Höhepunkt erlebt. Zum Auftakt des mittlerweile größten deutschen Klassikfestivals gestalteten das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt sowie neun sächsische Chöre und zahlreiche Amateursängerinnen unter Leitung von Festspiel-Intendant Hartmut Haenchen in der Kreuzkirche die Sinfonie Nr. 3 von Gustav Mahler. Die Zahl der Mitwirkenden gaben die Veranstalter mit mehr als 500 an.
Zu der traditionellen «Ouvertüre im Grünen» waren schon am Nachmittag mehr als 10 000 Menschen in den Schlosspark von Pillnitz gekommen. Insgesamt sind im Rahmen der Festspiele bis 6. Juni rund 170 Veranstaltungen an 42 Spielstätten im Raum Dresden geplant.
Die Dresdner Musikfestspiele gibt es seit 1978. Im vergangenen Jahr kamen 150.000 Besucher. Für Aufsehen sorgten in den vergangenen Monaten Pläne der Stadt, das Festival 2006 aus finanziellen Gründen zum letzten Mal stattfinden zu lassen. Nach heftigen Protesten beschloss die Stadt Mitte März, die Festspiele in abgespeckter Form zu erhalten.
http://www.musikfestspiele.com
Dresdner Neueste Nachrichten, 21. Mai 2004
Schönheit und Pathos

Als nach knapp zwei Stunden der bombastische Schluss von Gustav Mahlers 3. Sinfonie den weiten Raum der Kreuzkirche erfüllt hatte, verharrte das Publikum zunächst schweigend. Dann brach Jubel los, jene Spannung lösend, die wohl jeden Hörer erfüllt hatte. Ein Auftakt nach Maß! Eingangs hatte Oberbürgermeister Roßberg in seiner Begrüßungsrede versucht, den Spagat zwischen dem Bekenntnis zu den Festspielen und der Finanzlage der Stadt zu vollziehen. Seine Erklärung, dass Erbe verpflichte, sei optimistisch bewertet (...)

Dann begab sich Festspiel-Intendant Hartmut Haenchen mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt/M. auf den langen und schwierigen Weg durch die sechs Sätze der Sinfonie. Allein der erste Satz, zugleich die "erste Abteilung" des Werks, dauert 35 Minuten. Sein machtvoller Beginn muss sogleich mystischen Episoden weichen, ist arger Bedrängnis ausgesetzt. Sofort fiel angenehm auf, wie das Orchester exaktes Spiel mit musikalischem Ausdruck verband und wie es Hartmut Haenchen gelang, die Kontraste plausibel darzustellen. Wobei es mir schwer fiel, mich des Komponisten Meinung vom humoristischen Gestus anzuschließen, da Chaotisches über den "Sieg des Sommers" zu triumphieren scheint.

Die "zweite Abteilung" wird eingeleitet durch ein Menuett von nahezu eleganter Verspieltheit, doch auch ihr werden Anfechtungen zuteil. Von Delikatesse waren die Orchester-Soli (Konzertmeister, Solobläser, Trompete "aus der Ferne"). An das nachfolgende Scherzo schloss sich fast pausenlos der mysteriöse Gesang "O Mensch! Gib acht!" an, und dank der Altistin Birgit Remmert ging der Beginn jener Nietzsche-Verse wirklich unter die Haut. So "sagenhaft" (Generalthema der diesjährigen Festspiele) war die Einheit zwischen Sängerin und dem mit kammermusikalischer Dichte aufwartenden Orchester.

Den Befürchtungen, die die Aufstellung der Chöre (bestehend aus Mitgliedern von einem Chemnitzer und acht Dresdner Ensembles sowie Gastsängern) auf den doch weit entfernten 1. und 2. Emporen auslöste, begegnete Haenchen souverän. Resultierend natürlich auch aus der qualitätvollen Vorbereitung durch die Chorleiter, erhob sich das "Bim-bam" der Kinder anrührend über die sehr greifbar gestalteten Wunderhorn-Verse von Altsolo und Frauenchor.

Was sich schließlich im Finalsatz bot, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Dieser langsame Satz geht jenen aus der 4. und 5. Sinfonie voraus und erreicht doch schon deren ergreifende Stimmung. Inniges Versenken, berückende Schönheit des Klanges - das waren die Kennzeichen der Interpretation, die schließlich im großartigen Pathos endete.

Zu loben ist das klug gestaltete Programmheft (...)

Hans Peter Altmann
Sächsische Zeitung, 21. Mai 2004
Große Musik in Zeiten finanzieller Not
Ovationen für Mahler-Konzert zur Eröffnung

Man sollte dem Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg zugute halten, dass er in seiner Ansprache zur Eröffnung der Musikfestspiele am Donnerstag in der Kreuzkirche unumwunden einräumte, eigentlich die Schließung des Festivals nach 2006 vorgeschlagen und vertreten zu haben. Dass eine solche Schließungsabsicht wenigstens bei ihm kein grundsätzliches Desinteresse an Kultur ist, darf als gegeben vorausgesetzt werden. Bei anderen Dresdner Lokalpolitikern sollte man da nicht so sicher sein.

Ingolf Roßberg bekannte auch, dass der Beschluss zur Erhaltung der Festspiele kulturpolitisch unbestreitbar richtig, finanzpolitisch jedoch zweifelhaft sei, denn Kindertagesstätten, Jugendclubs, Sozialeinrichtungen müssten jetzt gegen Kultur in die Waagschale geworfen werden. Offenbar ist Roßberg durch die Finanznot Dresdens mit einem nicht genehmigungsfähigen Haushalt völlig hoffnungslos geworden. So kam es, dass Kurt Masur, Ehrengast des Festivals, beim Empfang nach dem Konzert an Roßberg appellierte, er möge nicht noch zusätzliche Resignation nähren.

Einige Buhrufe nach Roßbergs Rede waren unüberhörbar, und man irrt sicher nicht, wenn man die Ovationen nach dem Konzert als ein Bekenntnis der Dresdner zu den Festspielen und als entschiedenen Protest gegen eine Schließung interpretiert. Dieser Beifall war aber sicher in erster Linie Ausdruck der Begeisterung der Zuhörer über eine herausragende Wiedergabe der 3. Sinfonie Gustav Mahlers. Ähnlich wie bei Mahlers 8. Sinfonie im Herbst 2002 erwies sich Hartmut Haenchen nicht nur als musikantischer Schlachtenlenker, der seine Heeresgruppen sicher durch alle Fährnisse leitet, sondern auch als profunder Deuter der formal höchst problematischen d-Moll-Sinfonie mit ihren Ungleichgewichten. Er lockte Urkräfte aus der Tiefe des Orchesters, modellierte Hunderte von unverwechselbaren Klangfarben und veranlasste das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt zu einer Leistung, die Masur, der mit Rundfunkorchestern nicht nur gute Erfahrungen hat, wegen des elastischen Reagierens zu einem großen Lob stimulierte. Das sollte für Hörner, Posaunen und den namentlich leider nicht genannten Posthornspieler besonders gelten.

Die drohende Katastrophe war jederzeit zu spüren.

Haenchen verlor sich nie völlig an die – echten oder vermeintlichen – Augenblicks-Stimmungen der Musik, sondern bewahrte immer so viel innere Distanz, dass man des Hereinbrechens einer bei Mahler jederzeit möglichen Katastrophe stets gewärtig war. Die unerhört vielen Vorschriften in Mahlers Partitur wurden getreulich befolgt, die Resignation im Finalsatz war mit suggestiver Intensität zelebriert. Schlackenlos und ohne jedes Forcieren trotz großen Orchesters sang die Altistin Birgit Remmert den seltsamen Nietzsche-Text „O Mensch! Gib Acht!“ im vierten Satz. Hohe Qualität ist auch den neun gemischten und Knabenchören zu bescheinigen, die trotz großer Entfernung zum Dirigenten ihre Partie punktgenau sangen.

Peter Zacher
Die Welt, 04. September 2001
Mit einer bewegenden Darbietung der 3. Symphonie von Gustav Mahler ist am Sonntag im Kieler Schloss das Schleswig-Holstein Musik Festival zu Ende gegangen.

Diethart Goos
Kieler Nachrichten, 03. September 2001
(...) Vielmehr eine oft still nach innen gekehrte, dabei prägnante, stringente und äußerst transparente Lesart. Zerklüftet kam die Erste Abteilung daher. Ein scheinbar ungeordneter Haufen von Assoziationen, in der Bandbreite von Naturklängen bis zu Marschgerassel wehte den Hörer an, durchsichtig bis aufs Noten-Mark und in seiner Vielfalt provozierend unverständlich. Haenchen gab sich demonstrativ keine Mühe, die Brüche der Partitur zu kaschieren. Der zweite Satz, das Menuett, geriet unter Haenchens Händen so filigran feinverästelt, dass vom gesunden Tanzsatz auch nur ein Schatten blieb: die Welt der Fin-de-siècle-Salons verzerrt in einem zerbrochenen Spiegel. Im Scherzando-Satz begeisterte die ungewöhnlich rasch genommene Posthorn-Episode, herrlich von der Empore herab geblasen von NDR-Trompeter Matthias Höfs. Keine Spur mehr von der hier oft kitschigen Trivialität, sondern auch hier gespiegelte Erinnerung an vielleicht unbeschwerte Zeiten. Im berührend angsterfüllt menschlichen Format und nicht als aufgebläht orgelnde Weltanklage schwebten deshalb auch die von Jill Grove adäquat gesungenen Nietzsche-Worte "O Mensch! Gib acht!" herüber. Ätherisch leicht, zwischen Wunsch- und Wahnvorstellung changierend, läuteten die Himmelsglocken im vorletzten Satz: Schön korresponidierten die zurückgenommenen Frauenstimmen des NDR-Chores (Einstudierung: Werner Hagen) mit Hans-Christian Henkels souveränen Jungs vom Kieler Knabenchor. Dann die grosse, unerfüllte Sehnsucht des Finales.

Für Haenchen galt es nicht nur das bald begeisterte Publikum, sondern zunächst das NDR-Sinfonieorhcester von seinem ungewöhnlichen Ansatz einer konsequenten Verschlankung des "Riesenwerks" zu überzeugen. (...) Auf die Mahler-Aufnahmen, die Haenchen gerade mit dem Nederlands Philharmonisch Orkest vorbereitet, darf man besonders gespannt sein.

Christian Strehk
Flensburger Tageblatt, 03. September 2001
Das Schleswig-Holstein Musik Festival 2001 endete mit einer umjubelten Aufführung von Gustav Mahlers dritter Sinfonie

(...) Ein krönender Abschluß also für das Schleswig-Holstein Musik Festival 2001, das erfolgreich war wie keines zuvor und dessen ende Publikum, Künstler, Organisatoren, Sponsoren und Politiker in einmütiger Freude feierten. So sprach ein "glücklicher Festival-Direktor" Rolf Beck gestern abend beim Abschlußkonzert im ausverkauften Kieler Schloss von einem "überragenden Erfolg" (...) was das NDR-Sinfonieorchester unter Leitung des für den erkrankten künstlerischen Leiter des Festivals Christoph Eschenbach eingesprungenen Hartmut Haenchen zusammen mit den Damen des NDR-Chores, dem Kieler Knabenchor und der amerikanischen Altistin Jill Grove bot, war "mahlerisch" im besten Sinne des Wortes. Gleich im ersten Satz gelang den Musikern die Balance zwischen "Tragik und Trivialität" vortrefflich. Da spiegelten düstere Passagen von Posaune, Pauke und gedämpften Trompeten die leblose Materie, bevor mit zunächst ganz zart anklingenden Marschpassagen Leben ins Spiel kam. Bestens herausgespielt die dynamischen Steigerungen vom vierfachen Piano bis zum rauschhaft ekstatischen Tutti, das stellenweise fast operettenhaft klang.

Nicht nur hier wurde echter Raumklang realisiert: Denn seidig-elegant gelang das Menuett des zweiten Satzes, und im Scherzo wechselten ländliche Tanzformen mit dem volksliedhaften Posthornthema, das bei fast geschlossener Tür aus dem Foyer klang.

Das "Mitternachtslied" aus Friedrich Nietzsches Dichtung "Also sprach Zarathustra" fand seine ideale Realisierung in Jill Groves vollem und klaren Alt, aus dem Orchester mit einem charakteristisch klagenden Oboenmotiv beantwortet. Hier entstand echte Nachtstimmung, bevor dann der fünfte Satz "Es sungen drei Engel" mit dem sphärisch agierenden Frauen-Ensemble und den kecken Kieler Chorknaben als eine von aparten Gegensätzen geprägte Himmelszene gelang.

Zum Schluß sang das Orchester sich aus in einer nicht enden wollenden Steigerung, an deren Anfang nur die Streicher standen, und deren Ende eine strahlend-hymnische Apotheose bildete. Lang anhaltender Beifall.
Noordhollands Dagblad, 09. Oktober 2000
Hartmut Haenchen hat sich mit Mahler wieder einmal selbst übertroffen. Das Mahlerprojekt von Haenchen mit der Niederländischen Philharmonie erlebte wieder einmal einen Höhepunkt.

Vor allem die fortwährende Drohung von neuer Spannung und die latente Jauchzer charakterisierten seine Interpretation. Haenchens ungeheuerer "Drive" gab dem ersten Teil einen pontifikalen Charakter. Für Haenchen ist Mahler ein Spiel von Extremen. Mahlers geradezu schizophrene Sphärensprünge sind bei Haenchen unverfälscht hörbar.

Der Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie brachte das Gefühl unter der Haut zur Oberfläche der Realität und agierte mit wahrer Leidenschaft.

Jos Ruiters
NRC Handelsblad, 09. Oktober 2000
Gerade in der Mahler-Stadt Amsterdam präsentiert Haenchen eine Mahler-Interpretation die höchst persönlich ist und die sich keineswegs etwas von den Traditionen von Mengelberg, van Beinum, Haitink, Chailly und Edo de Waart zu Herzen nimmt. Haenchens eigensinnige und emotionale Auffassungen, die radikal abrechnen mit einem Bestreben nach Ästhetik und Vollkommenheit, sind außerdem unabhängig von den ausländischen Mahler-Traditionen in Vergangenheit und Gegenwart.

Haenchens Auffassung steht im Gegensatz zu der üblichen Mahlerpraxis, aber keineswegs im Kontrast zu Mahler selbst. Im Gegenteil, Haenchen will gerade den Komponist, den Dirigenten und den Menschen Mahler so viel wie möglich nachempfinden. Und deswegen klingt sein rein expressionistischer Mahler so unbefangen und direkt, so offenherzig, konfrontierend und kontroversiell, daß es geradezu erschütternd ist.

Kasper Jansen
Trouw, 09. Oktober 2000
Im Amsterdamer Concergebouw betäubte der stürmische Beifall nach dem Schluß die Ohren; eine mehr als verdiente Belohnung. Haenchens Aufführung (...) brachte ihm am Schluß einen persönlichen Triumph.

Der schwer realisierbare erste Satz stand wie ein Haus (...) Man empfand es als eine Enttäuschung, dieses wundervolle Haus nach anterhalb Stunden verlassen zu müssen. Nach diesem mustergültigen Einleitungssatz ging es in den anderen Teilen nur noch weiter aufwärts. Haenchen sah und hörte ein wunderbar spielendes Orchester vor sich. Das Solo-Horn im Flur des Concertgebouw klang meisterhaft, sowie die Solo-Posaune im Orchester und die verschiedenen Holzbläser, die auf Anregung von Haenchen Mahler's Vorschrift "wie ein Naturlaut" in klingende Urlaute umwandelten. Und das vollständige Streichorchester übertraf noch alle an Ehre im sechsten Teil.

Peter van der Lint
Politiken (DK), 25. Juni 2000
Mahler mit Weitsicht

Der monumentale 1. Satz der Sinfonie enthüllte Haenchen als einen Mahler-Dirigenten mit Weitsicht. Der Satz demonstrierte auch, daß er nicht der Typ ist, der die Zusammenbrüche, die als frustierende Kulminationspunkte in dieser modernistisch-spätromantischen Musik auftreten, betont. Grössere Tempowechsel und stärkere Kontraste als Haenchens haben wir schon gehört. Trotzdem wirkt seine Interpretation erlösend.

In dem Nietzsche-Satz war Haenchen in seinem Element. Und noch mehr im letzten Satz: Haenchen dirigierte ohne Stab und bildete mit sanften Händen einen duftenden Liebesakt mit einer Kulmination voller Leidenschaft.

Das große Orchester spielte großartig unter Haenchen: mehr als anderthalb Stunden sinfonische Entfaltungen, über 6 Sätze verteilt, sind viel anzuhören, aber mit Haenchen in Tivoli war es die Anstrengungen wert.

Thomas Michelsen
Kristeligt Dagblad, 24. Juni 2000
Imposanter Mahler (Große Aufführung von Mahlers schwieriger dritte Sinfonie in Tivoli)

Die Aufführung von Mahlers fast 2 Stunden lange 3. Sinfonie war ein der ehrgeizigsten Projekte des Tivoli Sinfonieorchesters in dieser Saison. Mit dem deutschen Dirigenten Hartmut Haenchen ging es imponierend gut, und die Altistin Andrea Bönig, Tivolis Konzertchor und der Dänische Knabenchor trugen auch bei dazu.

Man hat den Streicherklang schöner und gleichmäßiger gehört, aber gleichgültig war es zu keinem Zeitpunkt, und es gab viele charaktervolle Soli, sowohl bei den Bläsern als bei demhervorragenden Konzertmeister. Und die Höhepunkte waren am Platz mit Fülle und Gewicht.

Das bewegende Finale wurde mit Nerv gespielt, was "standing ovation" bei dem begeisterten Publikum auslöste.

Mikael Garnaes
Jyllands-Posten (DK), 24. Juni 2000
Mahler mit Manier

Tivoli hat zu diesem Konzert aufgerüstet: ein wirklich guter Dirigent, eine besonders gut gewählte Solistin, 30 extra Musiker im Orchester, Damenchor und Knabenchor.

Gleich vom Anfang war es offenbar, daß das Orchester darauf eingestellt war, sein Bestes unter der Leitung Hartmut Haenchens zu leisten.

Tempomässig ging er übrigens nicht ins Extreme. Nichts wurde so schnell, daß das Orchester in der Klemme kam. Oder so langsam, daß der Ausdruck nicht zusammenhängend wurde.

Haenchens Mahler ist relativ einfach, aber es ist mit Manier vorgeführt, und hierfür sollen wir Tivoli danken.

Knud Ketting
Arnhemse Courant, 06. Juni 1998
Schon wieder Mahler? Noch vor einigen Wochen habe ich mich über die überflüssigen Aufnahmen im Handel beschwert. Ja, aber diese Aufnahme ist alles andere als überflüssig. Seit den Aufführungen von Haitink, Bernstein und Horenstein habe ich nie mehr eine so phantastische Interpretation gehört wie jetzt bei Haenchen.

Diese phänomenale Interpretation beweist nicht nur wie sehr sich die Niederländische Philharmonie zu einem Mahler-Orchester von Niveau entwickelt hat, sondern auch daß Haenchen einer der wenigen Dirigenten ist, der große Entfernungen überschauen kann und es dabei auch versteht, respekteinflößende Höhepunkte über einen langen Zeitraum aufzubauen. Und das alles, ohne daß der riesige Spannungsbogen auch nur einen Knick bekommt.
NRC Handelsblad, 17. März 1998
Mahler wird von Haenchen breit angesetzt, mit langen Strichen in vielen Farben und stillen Momenten, die Tiefe und Raum schaffen.

Die Niederländische Philharmonie spielte gestern außergewöhnlich gut.

Mit der klaren, leichten Spielweise war eine Naturmalerei so realistisch wie sie nur sein kann. (...) Der Kosmos, wovon die Erde ein Teil ist und der am Ende im Finale, verblindend wie das Licht aus tausend Sonnen, erreicht wird.

Kasper Jansen
Noordhollands Dagblad, 17. März 1998
Imposante 3. von Mahler

Gleichzeitig mit dem ersten Unisono der 9 Hörner erklang der imposante Iunhalt, den Haenchen vor Augen hatte. Eine übersichtliche Interpretation, klar wie immer, kein Chaos, überall Disziplin.

Jos Ruiter
Het Parool, 16. März 1998
Die leichtfüssige Ironie des Bimm Bamm

Wenn ich noch ein kleiner Junge sein würde, hätte ich gern bei Hartmut Haenchen gewartet, bis ich im 5. Satz von Mahlers Dritter Sinfonie das unschuldige Bimm Bamm aus meiner Engelskehle hätte singen dürfen. (...)

Glücklicherweise hat Haenchen kein Programm nötig. Die Noten sagen ihm genug. Wenn ich noch ein kleiner Junge sein würde, hätte ich mit Bewunderung die Disziplin und die Klangpracht gehört, die die Niederländische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten zu bringen im Stande ist.

(...) die Klarheit und Aufklärung die Haenchen brachte, waren für mich von großem Wert.

Der Mahler von Haenchen ist ein Super-Polystilist und ein Pre-Postmodernist.

Paul Janssen
Trouw, 16. März 1998
Hartmut Haenchen bringt Naturbilder mit frischem Sentiment zum Leben

Haenchen realisierte das von Mahler gewünschte "feurige Marschtempo" mit federndem Schritt und sommerlicher Kraft. (...) Das Orchester reagierte virtuos auf das sehr inspirierende und zum großen Schluß hin strebende Dirigat von Haenchen.

Franz Straatman
De Telegraaf, 16. März 1998
Haenchen als idealer Mahler-Führer

Haenchen wählt für seine Interpretation die goldene Mitte.Er verfällt nicht in die Extreme, die bei Mahler immer auf der Lauer liegen. Bei ihm gibt es keine sentimentalen Exzesse. In allem klingt eine sorgfältig vorbereitete und durchdachte Vision.

Haenchen entpuppt sich als der ideale Führer auf dieser Reise, die durch 6 Etappen von der wüsten ungeordneten Natur bis zur Liebe als Höhepunkt der göttlichen Harmonie führt.

Das Orchester bringt hier eine grandiose Leistung.

Eddie Vetter
de Volkskrant, 16. März 1998
Imposante Momente in Haenchens Mahler

Vom ersten Moment von Mahlers Natursinfonie machte Haenchen deutlich, daß er eine klare, durchdachte Interpretation dieses Werkes hat. Er konnte die Spannung durch das ganze Stück hindurch halten und aufbauen.

Hans Heg