Dresdner Neueste Nachrichten, 08. Juni 2004
Spätromantik, verklärt und brüchig
Die beiden Werke, die Hartmut Haenchen zum Abschluss der Musikfestspiele in der Semperoper dirigierte, haben manche Gemeinsamkeit: Sie wurden am Ende der Romantik von jugendlichen Komponisten geschrieben und verarbeiten Märchenstoffe in oratorischer Großform. Zudem kannten beide Komponisten einander und verehrten ein und dieselbe Frau (...) “Frühlingsbegräbnis“ von Alexander Zemlinsky entstand 1896 auf einen Text Paul Heyses (...) Haenchen ist dafür zu danken, dass das Werk 108 Jahre nach seiner Entstehung erstmalig in Dresden zu erleben war. Der pure Gegensatz ist „Das klagende Lied“ Gustav Mahlers. Wo Zemlinksy eine brillante Oberfläche ausbreitet, geht Mahler (...) in die seelischen Tiefen der Märchendichtung (...) Haenchen bot eine packende und aufwühlend dramatische Interpretation mit dem Chor- und Sinfonieorchester des MDR (...) den exzellenten Solisten.
Peter Zacher