Thüringer Allgemeine Zeitung, 01. Oktober 2002
Opulenz und Kontraste
(...) Haenchen scheute sich nicht, klanglich Extreme anzusteuern. Das wurde insbesondere bei Zemlinskys Vertonung des 13. Psalmes offenkundig, bei dem er den mdr-Rundfunkchor Leipzig und die Staatskapelle Weimar mit zunehmender Opulenz und Schärfe erstrahlen ließ (...) Die Wandlungen und Umschwünge der Stimmungen, die sich innerhalb der Orchesterzwischenspiele vollziehen, bekamen unter Haenchens Leitung große Aussagekraft (...) Auf Kontrast bedacht und im Ausdruck jeweils eng an der Aussage des Textes orientiert, erklang dann das "Klagende Lied" in der Urfassung des jungen Mahler. Haenchen machte aus diesem Werk keinen Romantik- oder Wagner-Nachklang, sondern Musik mit eigenem, individuellen Profil. (...)