Diskographie

Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonien 39 / 40 / 41 "Jupiter"

Kammerorchester C.Ph.E. Bach

Live-Aufnahme des Abschiedskonzertes des Kammerorchesters C.Ph.E. Bach vom 1. Mai 2014

Berlin Classics 0300587BC, 2014

Enthaltene Werke

Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonie Es-Dur, KV 543

Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonie g-Moll, KV 550

Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonie C-Dur, KV 551 "Jupiter"

Pressestimmen

Diese CD ist das Dokument eines Abschiedes... Wenn man dann im Begleitheft liest, dass sowohl die Musiker als auch die Solisten und der Dirigent all die Konzerte ohne Honorar und gänzlich ohne Verträge gespielt haben, dann reibt man sich schon verwundert die Augen. Denn im Berliner Musikleben war das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach fest verankert. ... Haenchen und seine Musiker haben bei jedem dieser drei Werke einen ganz eigenen Charakter herausgearbeitet: Die Sinfonie Nr. 39 KV 543 in Es-Dur freundlich-heiter, die Sinfonie Nr. 40 KV 550 in g-Moll leidenschaftlich und schmerzvoll, und die Sinfonie Nr. 41 KV 551 in C-Dur kraftvoll und sieghaft strahlend. Haenchen hält nichts von „historischer“ Aufführungspraxis; er lässt modern musizieren, wobei er aber sorgfältig in die Quellen schaut. Das kommt bei Mozart insbesondere der Phrasierung zugute – und einer gewissen, maßvollen, theatralischen Wirkung, an der die Musiker durchaus ihr Vergnügen haben. Ein würdiger Schlusspunkt für eine beeindruckende Orchestergeschichte, die nur durch das Engagement aller Beteiligten überhaupt zustande gekommen ist. REAGENZ
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http://ich-habe-gehoert.blogspot.de, 09. Februar 2015
... Der Zufall wollte es, dass fast zeitgleich auch das renommierte Berliner Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach unter seinem Chef Hartmut Haenchen den Mitschnitt seines Abschiedskonzertes vom 1. Mai veröffentlichte – mit eben diesen drei Symphonien. Die Gegenüberstellung zeigt: Jeder schärft auf Höchstniveau sein eigenes Profil... Haenchen: eleganter, runder, tänzerischer. Mozarts sinfonisches Vermächtnis also als Experimentierfeld verschieden ausgelegter musikwissenschaftlicher Erkenntnisse.
Fritz Murmann
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Vorarlberger Nachrichten, 05. Dezember 2014
Neue Musikzeitung, 12. November 2014

Verschiedenheit im Einheitlichen: Mozarts letzte Symphonien mit Harnoncourt, Brüggen und Haenchen

Mozarts drei letzte Sinfonien in vereinheitlichendem Sinn als Gruppe zu erkennen (und dementsprechend zu werten), ist als Betrachtungsaspekt nicht neu. Allein auf Grund ihrer Entstehung in der unfassbar kurzen Zeit von drei Sommermonaten 1788 erscheinen die drei Kompositionen als geschlossener Komplex, und sie sind es ebenso in struktureller Hinsicht.
Die drei hier anzuzeigenden Neueinspielungen der Dreiergruppe, erschienen von Mai bis August 2014, liefern der Diskussion über den Zyklusgedanken weitere Nahrung. Von den drei Dirigenten Frans Brüggen, Hartmut Haenchen und Nikolaus Harnoncourt tut dies der Letztere sowohl verbaliter als auch durch dirigentische Vorgehensweise höchst engagiert, ja radikal wie von ihm in jeder Hinsicht vertraut.
...
Wenn man die musikalischen und musizierten Verläufe von Mozarts drei letzten Sinfonien in den drei spezifischen Darstellungen durch Harnoncourt, Brüggen und Haenchen verfolgt und – eine jede auf individuelle Weise – dankbar genießt, wird unabweisbar deutlich, dass wissenschaftliche Theoriebildung, zum andern eine von Spekulation nicht freie Begeisterungshaltung so berechtigt wie verständlich sind. Zum emotionshaltigen Einstieg in Wahrnehmung und Erklärungsbedarf von Kunstwerken vermögen sie sich allerdings kaum als zuständig zu erweisen.

So bleiben am Ende Beurteilungen der Unterschiede in Zugriff, Figuren- und Klanggestaltung, in charakterisierender und charakteristischer Wucht der drei Wiedergaben durch ihre Dirigenten. In der Beziehung bietet sich eine Fülle von Betrachtungsaspekten, die zu unterschiedlichen, dabei nie enttäuschenden Ergebnissen führen. Harnoncourt erzielt die härteste, unnachgiebige Widerborstigkeit einkalkulierende Darstellung, Haenchen die geschmeidigste (der ein Live-Mitschnitt mit unterschiedlichen Wiederholungsmodifikationen bei öffentlichen Darstellungen zugrunde liegt).

Brüggens bereits von 2010 datierende, klanglich manchmal ins Pauschale abrutschende geht in Richtung des klassischen Großkonzertant-Repräsentativen. Diese Bewertungs-Eckdaten stellen sich spontan ein. Bei weiterem Hören können sie sich relativieren und für neue Meinungsbildungen den Platz freimachen. Ein Fest mit Mozart, ganz wörtlich verstanden, bedeuten alle drei Editionen.
Hanspeter Krellmann

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Neue Musikzeitung, 12. November 2014
... Op het programma: de laatste drie symfonieën van Wolfgang Amadeus Mozart, die hier, net als op de recente opname van Harnoncourt met het Concentus Musicus Wien, nadrukkelijk als een nauw met elkaar samenhangende triniteit worden gepresenteerd.
Haenchen gaat niet zo ver als Harnoncourt, die vond dat de drie stukken eigenlijk één instrumentaal oratorium vormden, maar in de toelichting in het cd-boekje wijst ook hij op niet mis te verstane thematische verwantschappen.
De benadering van beide dirigenten verschilt in de geest weinig van elkaar (ieder zijn eigen waarheid, gebaseerd op serieus muziekwetenschappelijk onderzoek), maar wat betreft de klank zijn het twee werelden. Haenchen neemt veel minder vrijheden dan Harnoncourt, die wat betreft dynamiek, rubati en tempi extreem is.
Welke te kiezen, is een kwestie van smaak: Harnoncourt is spannender, Haenchen is evenwichtiger.
Erik Voermans
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Het Parool, 16. Oktober 2014
Diese Version der letzten Mozart-Sinfonien muß man haben/hören!
Wie Champagner: prickelnd, beschwingend!
Besser geht es kaum. Schade, daß es das Orchester nicht mehr gibt - grandioses Finale!
rwin
www.amazon.de, 19. September 2014
Heft September - November 2014

... Ein emotionaler Schlussakkord einer Ära. ... Besonders die Sinfonie Nr. 41 C-Dur ... ist ein Musterbeispiel an Spielfreude, Dynamik und Ausdruck. Eine wichtige Klassikaufnahme, die nunmehr ein Dokument der Musikgeschichte ist.
FL
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Hifi-Stars, 15. September 2014
Heft September/Oktober 2014

...könnte man Trauer verspüren, wäre da nicht die unwiderstehliche optimistische Energie... Das Kammerorchester interpretiert sie mit einer solch leichtfüßigen Inbrunst, dass an Abschiedsschmerz gar nicht zu denken ist. ... Hartmut Haenchen Faible für das Experimentieren mit Mozarts Tempi lässt die Aufnahme ganz besonders lebendig geraten. Für Haenchen ist es oberstes Gebot, so nah wie möglich an die Wünsche und Vorstellungen des Komponisten heranzukommen. Das kann man von der ersten bis zur letzten Sekunde spüren - in der detaillierten Klangestaltung und in den feinen Nuancen. Mozart pur und vom Feinsten
KK
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CRESCENDO, 15. September 2014
Puntige Mozart in topuitvoering
... De uitvoeringen van het altijd staand spelende orkest zijn puntig en spits, sprankelend van begin tot eind. Haenchen heeft in het boekje, zoals altijd, veel interessants te melden. Maar het gaat uiteindelijk om de uitvoeringen. Die zijn van topkwaliteit.
Peter van der Lint
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Trouw, 12. September 2014
Glänzende Abschiedsfeier 4 von 4 Sternen

Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und Hartmut Haenchen verabschieden sich nach 34 Jahren Zusammenarbeit mit Glanz und Gloria.

... Die vorliegende CD bietet nicht nur eine eindrucksvolle Interpretation dreier ebenso geläufiger wie großartiger Werke, sondern auch ein gewichtiges Abschiedsdokument einer jahrzehntelangen künstlerisch erfolgreichen Zusammenarbeit.

... Ein äußerst bedauerlicher Verlust, sind es doch gerade die in intensiver Probenarbeit entstehenden Programme von Hartmut Haenchen, die sich im heutigen Musikbetrieb nur noch selten finden lassen. Der 71-Jährige Dirigent war mit seiner Detailverliebtheit und akribischen Quellenforschung dabei stets Grundstein für eine Partnerschaft, deren hochstehende Resultate man heute auf zahlreichen Platten erleben kann.
Die Mitschnitte von Mozarts Sinfonien-Trias vom 1. Mai 2014 sind nun in einer von Berlin Classics herausgegebenen Jubiläums-Edition erhältlich und nicht nur für Anhänger des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach in jedem Fall ein Muss. Die Atmosphäre dieser Live-Einspielungen vermag zu fesseln. Das Orchester spielt auf modernen Instrumenten, ist aber einem historisch informierten Ansatz verpflichtet, der sich bei Haenchen glücklicherweise nicht nur in schnellen Tempi und absoluter Entsagung jeglichen Vibratos zeigt. Achtlos rasant durch die 'Andante'-Sätze, wie etwa Sir Roger Norrington, eilt Haenchen zum Beispiel nicht und kann gerade hier mehr Tiefe und Ausdruck hineinlegen. Neben den zügigen, flüssigen Tempi ist es vor allem ein stupendes Gespür für die unterschiedlichen Ausdruckslagen, welches die Interpretation hörenswert macht. Die ‚große’ g-Moll-Sinfonie KV 550 lässt beispielsweise trotz der gebotenen Präzision, Ausgeglichenheit und Transparenz wenig an düsterer Dramatik vermissen.

Der Zugang Haenchens lässt bei aller Texttreue zudem erfreulicherweise dynamische Schattierungen zu ... Ebenso zeigt Haenchen ein gutes Gespür für die klangliche Balance des Orchesters. ...

... sind sie in unserem entromantisierenden Zeitalter sicherlich eine Bereicherung auf dem Plattenmarkt. ... Das Kammerorchester C. P. E. Bach und Hartmut Haenchen verabschieden sich mit Glanz und Gloria.
Daniel Eberhard

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www.klassik.com, 12. September 2014
, 11. September 2014

Geldgebrek maakt meer kapot dat een mens lief is. In mei gaf het Kammerochester Carl Philipp Emanuel Bach in Berlijn na zo’n veertig jaar zijn afscheidsconcert.

Natuurlijk onder leiding van Hartmut Haenchen die het orkest ruim dertig jaar op topniveau hield. Op het programma stonden de drie laatste symfonieën van Mozart. Muziek waarmee dirigent en orkest nog een laatste keer toonden wat ze samen waard zijn. De opname daarvan staat op een cd. Alleen al voor degenen die Haenchen kennen van zijn indrukwekkende werk in Nederland is dit een mooi aandenken: ’gouden muziek’, goudeerlijk gespeeld met aanstekelijke vrijheid binnen het klassieke raamwerk.
Hans Visser
De Gooi- en Eemlander, 11. September 2014
Würdiger Abschluss einer Ära...mit einem Mozart-Konzert im Konzerthaus. Welch ein Verlust dies für das Berliner Konzertleben ist, zeigt der Mitschnitt... Unter Hartmut Haenchen... spielen die Musiker ... engagiert und mit schönem Fluss, rund im Klang, aber mit viel Sorgfalt im Detail. Gelungener Schlussstein einer beeindruckenden Diskografie.
Arnt Cobbers

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www.klassik-newsletter.de, 11. September 2014
Purer Spaß zum Abschied

... Es war ein bittersüßes Konzert an jenem 1. Mai 2014, denn es war das letzte des Ensembles. Das letzte Kapitel erstklassischer Interpretationsgeschichte, die Auflösung einer Berliner Musikinstitution.

In 34 Jahren bauten sich Hartmut Haenchen und das Ensemble ein Repertoire von mehr als 600 Werken auf. 120 Konzerte gaben sie in Berlin, ohne Honorar zu beanspruchen. ... denn Geld war es nicht, was diese Künstler motivierte.
... Diese letzte Aufnahme des Kammerorchesters Carl Phlilipp Emanuel Bach, unter der Leitung «ihres» Hartmut Haenchen, ist die Krönung einer gemeinsamen Zeit. Mit soviel Lebendigkeit zu «sterben» wie dieses Orchester ist schon beinahe schmerzhaft, mit solch einer kraftvollen Zärtlichkeit Mozart zu interpretieren ein wahres Kunststück. Diese Einspielung vermittelt viel mehr Aufbruchsstimmung als Abschied. Es ist ein purer Spaß diese Mozart-Sinfonien zu hören, wenn ich den Gedanken nicht zulasse, dass es das Beste Letzte ist, was ich bisher hörte.

Hartmut Haenchen sagte, dass Mozart es schafft in wenigen Takten, das ganze Menschsein darzustellen. Solch herausragende Musiker, wie Hartmut Haenchen und «sein» Kammerorchester C.P.E. Bach, die zu Gehör bringen, auszudrücken vermögen, was Mozart niederschrieb, machen das Menschsein um so vieles schöner.
Rosemarie Schmitt

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http://kultur-online.net, 10. September 2014
... gleich in zwei neuen Einspielungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Die eine klingt wie ein Muster-Mozart aus dem Bilderbuch: Der Dirigent Hartmut Haenchen brilliert generell mit seiner Vielseitigkeit, die ihm enorme Popularität und internationales Ansehen einbrachte. Ob in Konzerten oder am Opernpult wie z.B. beim "Holländer", seine ebenso präzise wie pointierte Dirigierkunst wirkt stets sachdienlich, der Orchesterklang gelingt lupenrein, klar und flüssig. Es beglückt, seine Lesart einer Komposition zu erleben, denn Haenchen vermeidet Extreme und allzu geschmäcklerische Einfärbungen. Dennoch packt er entschlossen zu - und sei es, um noch mehr die Feinheit und die perlende Eleganz eines Werkes zu entdecken.

Bei seiner Jupiter-Version entfachte er mit seinem Carl Philipp Emanuel Bach Kammerorchester genau die Begeisterung und den luftigen Sound, die dem himmelhohen Spät-Mozart entspricht; die Abgründe der 41. öffnen sich dann umso jäher und bedrohlicher, ohne in der Wendung zum Schicksalhaften sprichwörtlich "übergeigt" zu werden. ....

sehr ausführliche Rezension und Vergleich mit Nikolaus Harnoncourts Aufnahme, Fotos und Klangbeispielen hier
Der Spiegel, 07. September 2014
Das Vermächtnis

Wie eng gehören Mozarts letzte Symphonien zusammen? Zwei Dirigenten ringen um die Deutung der drei Meisterwerke.

... Hartmut Haenchen jedenfalls kommt ganz ohne aufgesetzte Neuigkeiten aus. Für ihn und sein Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach waren die drei Symphonien ein Abschied: ..am 1. Mai 2014 endete ... eine Zusammenarbeit ganz ohne Verträge und Gagen, ein idealistischer Dienst am schönen, authentischen Klang. ... Die Summe dieser reichen Erfahrung bündelt sich jetzt bei Mozart: Pulsierend, majestätisch, dann wieder subtil, ja zwielichtig, entfaltet sich ein Kosmos, der nach Haenchens Worten "Freiheit und Gesetz" unübertrefflich verbindet.
Johannes Saltzwedel

Ganze Rezension hier
Der Spiegel, 26. August 2014
Opern-Netz, 24. August 2014

Michael S. Zerban von der Zeitschrift/Website Opernnetz führte ein Interview über das Ende des Kammerorchesters C.Ph.E: Bach mit Hartmut Haenchen hier
www.opernnetz.de, 24. August 2014
Überdurchschnittlich

... atemberaubend schön und detailliert ausmusizierten Kopfsatz von Mozarts Symphonie Nr. 39 ... Sein Mozart bleibt ... überdurchschnittlich...
Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach spielt hier in seinem letzten Konzert hervorragend und fasziniert immer wieder durch Transparenz, Dynamik und erstklassige Soloeinlagen. Haenchens griffige Tempi vermitteln ein Gefühl der Lebendigkeit und des Aufbruchs. ... Haenchens Mozart ist durchgehend überzeugend und ansprechend, und macht richtig Spaß.
Hartmut Haenchen’s last concert with the CPE Bach Orchestra is overall excellent, with some outstanding moments.
Remy Franck
www.pizzicato.lu, 15. August 2014
Wer den Dirigenten Hartmut Haenchen im Juni, im Toulouser Opern-Orchestergraben zur Richard Straussens Daphne-Premiere erlebt hat, konnte sich davon überzeugen, dass der Anfang 70jährige ein unermüdlicher Kämpfer für die Partitur geblieben ist – auch gegen ein widerständiges Orchester (siehe Premierenbericht). Davon kann natürlich beim Carl Philipp Emmanuel Bach Kammerorchester keine Rede sein! Obwohl Haenchen als junger Schweriner Generalmusiker gerade seines Amtes enthoben, weil er sich den musikalisch inakzeptablen Wünschen zu einem Staatstragenden Fest nach DDR-Maßstab nicht gefügt hat – kürt ihn das Carl Philipp Emmanuel Bach Kammerorchester im Berliner Osten 1980 zu seinem Chef. Das war die Wahl für einen musikalischen Überzeugungstäter! Und der laut Stasi-Akten als „Staatsfeind“ geführte Dirigent ist hartnäckig! Er schwört sein Ensemble auf den Namensgeber ein. Und da Aufführungen schwierig sind, konzentriert man sich auf Aufnahmen. Die Gesamtaufnahme aller 18 Sinfonien von Carl Philipp Emmanuel Bach geht dann auch als eine Pionierleistung in die Geschichte ein. Vor allem im Westen sorgt sie für Furore und Preise, in der DDR für Reputation, vor allem Devisen und leitet die Rehabilitierung ein. 1986 darf Haenchen sogar mit dem Segen Honeckers seinen ersten Auslandsjob in Amsterdam antreten. All das sind sicherlich Gründe, warum Haenchen seinem Kammerorchester bis zuletzt die Treue gehalten und mitgeholfen hat, auch die Wende ohne nennenswerte staatliche Hilfe zu überleben und eine eigene Reihe im Berliner Konzerthaus zu gestalten. Aber jetzt ging es nicht mehr weiter mit dem ehrenamtlichen Engagement von Musikern, Solisten und auch des Dirigenten.

Mit den drei letzten Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart ist im Mai diesen Jahres im Berliner Konzerthaus ein fulminanter Schlussstrich gezogen worden. Der Bundespräsident höchst persönlich saß im Publikum. Die jetzt erschienene Live-Aufnahme krönt und beschliesst eine Serie von ungefähr 50 Aufnahmen. Auch auf dieser letzten stellt Haenchen noch einmal alle Vorzüge des Orchesters en nuce vor: eine kammermusikalisch durchdachte Musizierweise zugunsten eines absolut transparenten Klanges. Den Mut zu gezügelten und ausmusizierten Tempi, wie beispielsweise im ersten Satz der g-moll Sinfonie Nr. 40. Details scheinen auf, die so gern mit Schwung überfahren werden. Das Vibrato bei den Streichern ist wohl dosiert. Ein Dirigent der Klangorgien ist Haenchen ja auch nie gewesen. Lieber schenkt er den kleinen und für das große Ganze bei Mozart doch auch so wesentlichen Momenten Bedeutung und arbeitet sich an ihnen hingebungsvoll ab. Das Carl Philipp Emmanuel Bach Kammerorchester setzt die Ideen hervorragend um. Man spürt die Symbiose zwischen Musiker und Dirigent. Es sind in jedem Moment hörbar beglückende drei letzte Sinfonien!
Sabine Weber
Ganze Rezension
www.klassikfavori.de/, 11. August 2014
Wählte die CD zur CD der Woche mit Hörbeispiel.
hier
Le Figaro, 11. August 2014
mdr, 11. August 2014, 18.05 Uhr Take 5
fulminanter Schlusspunkt

Sendung hier
mdr, 11. August 2014
WDR, 11. August 2014 15.05 Uhr

Der WDR sendete einen größeren Beitrag in der Reihe TonArt aus Anlass der Erscheinung der CD-Aufnahme des letzten Konzertes:

30 Jahre Zusammenarbeit zu Ende

Mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach hat sich im Mai eine echte Berliner Musikinstitution offiziell aufgelöst. 1969 in Ostberlin als Ensemble für zeitgenössische Musik gegründet, wandte sich das Orchester Anfang der 1980er Jahre unter seinem künstlerischen Leiter Hartmut Haenchen der Alten Musik zu und machte sich damit einen Namen, weit über die Grenzen der DDR hinaus.

Mehr als 30 Jahre lang stand Haenchen, der nebenbei eine Weltkarriere machte, immer wieder auch am Pult des Kammerorchesters. Die Geschichte ihrer gemeinsamen Arbeit ist auch eine Geschichte der deutsch-deutschen Teilung. Nun erscheint das Abschiedskonzert, Mozarts letzte drei Sinfonien, auf CD.
Beitrag von Oda Tischewski

Klicken Sie hier, um die Sendung zu hören.
podcast zum nachhören hier
WDR 3, 11. August 2014
Mozart zum Genießen
... Und die „Jupiter-Sinfonie“ hat man selten so transparent auf ihre Polyfonie hin durchgehört.

Ganze Rezension hier
Berliner Zeitung, 04. August 2014
Ein Abschied- Die letzten drei Mozartsinfonien

... Nur gut, dass es Aufnahmeverfahren gibt, die diesen Moment festhalten können. ...

Eine Ära geht zu Ende! Das, wofür der 1943 in Dresden geborene Hartmut Haenchen einstand, wurde auch an jenem Abend hörbar: die Haltung zu einem modernen Klangraum sowie eine Ensemblekultur, die an Vitalität und Inspiration nichts zu Wünschen übrig lässt. Konsequent bis zur letzten Note verfolgt der Dirigent mit seinem Orchester seine Anliegen: ein lebhaftes zeitgemäßes Konzertgeschehen und Berlin als traditionsreiche Musikstadt in das gemeinschaftliche Gedächtnis zu verankern. Zu einer Zeit – in den 1980ern – als C.P.E. Bach kaum aufgeführt wurde, ja kaum jemand sein Werk umfänglich kannte, benannte er das Kammerorchester nach dem zweiten Bach-Sohn. Sie schafften auch den Sprung ins vereinte Deutschland, mit inhaltlicher und spielerischer Qualität und finanziellem Verzicht. ...

Ein ganz besonderer Verdienst ist es, dass Dirigent und Kammerorchester, verschollene und noch unbekannte Werke aus Berlin und Brandenburg zur Aufführung brachten. ...
Haenchens theoretisches Werk sollte ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die 14 Bände der „Fiktive Briefe. Gustav Mahler“ sind wunderbar lesenswert und seine Erfahrungsbücher „Werktreue und Interpretation“ sind regelrechte Lehr- und Lebenssammlungen, die im Jahr 2013 erschienen sind.
Wie eine Quintessenz daraus lässt sich dann die kleine silberne Scheibe der Jubiläums-Live-Edition hören. Es ist eine zeitgenössische Sicht auf Mozart die das Kammerorchester bietet, entfernt von der oft und vielbeschworenen „traditionellen oder authentischen Aufführungspraxis“. Haenchen führt sein Orchester in einer ästhetischen Flüssigkeit, die den Phrasierungen noch viel ungewohntes, ja, ungehörtes abgewinnen kann. Weich, zuweilen tänzerisch und zielstrebig sicher durchdringt der Klang und wird zum Hörgenuss.
Mozarts künstlerische Vielseitigkeit wird in dieser Aufnahme akzentuiert, aber auch differenziert. Der Komposition der motivischen Geschlossenheit, des Kontrapunkts und der Asymmetrie wird adäquater Raum gegeben. Und selbst die kompositorischen „freundlichen Themenabbrüche“ ... sind permanent mitgedacht. Stellenweise hört man in der g-Moll Sinfonie ... einen Anflug an die Romantik mit einer sehr ausgeprägten Dramatik. Das musikalische Aufbäumen, beispielsweise in der Sinfonie Nr. 39 Es-Dur (KV 543), aber besonders im zweiten Satz (Andante cantabile) der Sinfonie C-Dur (KV 551 „Jupiter“) erhält nicht sofort seine Schärfe, es klingt sich hinein, und bildlich gesprochen, ist der ganz kurze Augenblick des Durchschreitens einer Türöffnung selbst als eigene Durchgangsdauer hörbar. Eine regelrecht gesanglich-menschliche Leistung der Instrumente, die endlich einmal den Begriff „cantabile“ ernst nehmen.
Die Aufnahme wird damit wohl auch den großen Publikumsgeschmack treffen und darüber kann man sich nur freuen.
Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen – Hartmut Haenchen geht nicht etwa in den Ruhestand, er wird im kommenden Jahr Konzerte und Opern in Berlin, Tokio, London, Stockholm, Barcelona, Toulouse, Kopenhagen, Stuttgart und Madrid dirigieren.
Claus Friede

Ganze Rezension hier
www.kultur-port.de, 04. August 2014
... Unter Leitung seines Gründers Hartmut Haenchen präsentiert sich das Orchester am Ende seiner 34-jährigen Existenz alles andere als routiniert oder gar amtsmüde. Im Gegenteil. Die g-moll-Sinfonie etwa klingt durch ihr straffes Tempo und das Vorandrängen ziemlich stürmisch, bisweilen sogar fast kämpferisch.

Diese Mozart-Interpretation lässt einen keinen Moment los. Weil jede Note ein Ziel hat und jeder Takt sorgfältig phrasiert ist. Das Ensemble macht seinem Ruf als Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach alle Ehre und spielt die g-moll-Sinfonie sehr transparent.... Hier pulst das Leben. Nicht nur, aber ganz besonders in der g-moll-Sinfonie, mit dem sanften Schwung im Andante oder der stellenweise beinahe zornigen Energie im Menuett und im Finale. Das hat Ecken und Kanten – auch wenn Hartmut Haenchen nicht ganz so weit geht wie der Kollege Nikolaus Harnoncourt in unserer CD der vorvergangenen Woche. ... Haenchen findet einen Mittelweg zwischen dem schroffen Ansatz, wie ihn Harnoncourt heute repräsentiert, auf der einen und einer eher auf runden Klang angelegten Interpretation, wie sie viele Orchester mit modernen Instrumenten pflegen. Aber das ist durchaus kein fauler Kompromiss, sondern eine sehr überzeugende, weil immer packende Lösung.

Großer Beifall für das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und seine Mozart-Interpretation. ... Im Konzerthaus Berlin dirigierte Hartmut Haenchen am 1. Mai die drei letzten Mozart-Sinfonien und bescherte sich und seinem Orchester damit einen würdigen Abschluss. Nicht zuletzt durch seine Einspielungen des Namenspatrons Carl Philipp Emanuel Bach hat das Kammerorchester Interpretationsgeschichte geschrieben.
Marcus Stäbler

hier
NDR, 03. August 2014
... sein Berliner Orchester zu einem <exquisiten Ensemble seiner Art geformt. ... Die Aufnahme des letzten Konzerts schneidet sich mit der Neueinspielung desselben Programms von Harnoncourt und bewegt sich auf gleich hohem Niveau, auch wenn Haenchen hier deutlich andere Akzente setzt.
Das Berliner Orchester musiziert wesentlich kammermusikalischer als das Wiener Concentus Musicus, legt stärkeren Wert auf eine flüssige Phrasierung ohne Stockungen und schroffe Akzente, bevorzugt einen runden Klang in ausgewogener Balance von Bläsern und Streichern, geht Tanzsätze federnder und weniger ruppig und lässt ein erfreuliches Maß an sorgfältiger, filigraner Detailarbeit erkennen. Klassische Interpretationen ohne gestalterische Extravaganzen....auf hohem Niveau und ein würdiges Zeugnis vom Wirken eines der großen Kammerorchester der letzten Jahrzehnte.
P.Ob.
Aachener Zeitung & Nachrichten, 01. August 2014
Esprit bis zum Ende

... Das qualitätsbewusste Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und dessen Gründer und Leiter Hartmut Haenchen verabschiedeten sich im Konzerthaus Berlin. ... Auf hohem Niveau und mit feinsinniger Klangkultur verbinden sich historische Informiertheit und ein frischer, heutiger Zugriff. ... Diese Mozart-Interpretationen sind ausgefeilt, leicht und lebendig. Sie haben Esprit, pflegen das Kammermusikalische. ... die Jupiter-Sinfonie spricht ein starkes Schlusswort.

Ganze Rezension hier
Badische Zeitung, 30. Juli 2014
(im Vergleich mit Nikolaus Harnoncourts neuer Einspielung...)

... Wer es weniger kontrovers möchte oder auch die Frage nach „Richtigkeit“ für sich selbst beantworten möchte...
Zu dem ihre Tätigkeit krönenden Abgesang erkoren auch Harmut Haenchen und die Seinen sich die drei letzten Sinfonien Mozarts. Mit durchaus berechtigtem Bezug, denkt man etwa an Mozarts Ausruf über des zweitältesten Bach-Sohn: „Er ist der Vater, wir sind die Buben.“
Das Hörergebnis überzeugt. Haenchen schürfte aus den Partituren Aufhorchen machende Phrasierungen und hing - ganz im Einklang mit Leopold Mozarts Violinschule - auch durchaus nicht dem absolutem Verzicht auf jegliches Streichervibrato nach. Seine Sichtweise ist nicht so sehr ruppig, eher eloquent, ohne deswegen die den Werken innewohnende Dramatik hintanzustellen. Die Tempi sind stimmig, in sich flüssig und organisch und werden vom Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach hörbar spielfreudig und klangschön befolgt. ...
Horst Reischenböck

Ganze Rezension http://www.drehpunktkultur.at/index.php/musik/cd-kritiken/7519-mit-und-ohne-doppelpunkt-gedankenstrich-und-rufzeichen
http://www.drehpunktkultur.at, 25. Juli 2014
Nach 45 Jahren löst sich das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach auf ... Zum Schluss legt das Kammerochester unter Hartmut Haenchen, der es seit den 70er Jahren leitet, eine letzte CD mit den 3 letzten Sinfonien von Mozart vor. Die Musiker spielen mit der ganzen Leidenschaft und Hingabe, die in den vergangenen 45 Jahren ihr Markenzeichen war. Ihr Forte hat eine große Unmittelbarkeit, ihr Pianissimo ist vorzüglich, und immer bedeutungsschwer. Wie sagt Hartmut Haenchen: „Mozart schafft es in wenigen Takten, das ganze Menschsein darzustellen“.

(Die Ausstrahlung der Sinfonien stand im Mittelpunkt der Sendung "Musikwelt" hier nachzuhören.)
Saarländischer Rundfunk, 22. Juli 2014
Ein Schlussakkord mit Mozart
Der Dresdner Hartmut Haenchen löst sein Kammerorchester auf, nimmt aber zuvor noch heitere, sieghaft-strahlende Musik auf.

Eigentlich müsste man heulen. Weil die Musik so schön und der Anlass so traurig ist. Das Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ spielt auf seiner neuen CD die letzten drei Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart ganz exquisit.
... Das Orchester, eine freiwillige und unbezahlte Zusammenarbeit von Künstlern, löst sich auf. Weil sich kein neuer Chef fand, der so viel organisatorisch und finanziell in den renommierten Klangkörper investieren wollte, wie es Haenchen Jahrzehnte getan hatte.
Ihr letztes Konzert gaben die gut 30 Musiker am 1. Mai im Berliner Konzerthaus. Dieses liegt nun als Liveaufnahme vor. Die Silberscheibe dokumentiert eine moderne, zupackende Mozart-Sicht, die einen selbst im Sessel vor der Hi-Fi-Anlage nicht unberührt lässt. Was muss das für ein Livekonzert gewesen sein, so wie die Künstler die Themen, die sanglichen Linien und raffinierten Schärfen der Komposition herausarbeiten. Da sind die einen wohltuend umschmeichelnde Es-Dur-Sinfonie, die ungemein weiche g-Moll-Sinfonie und dann eben diese sieghaft-strahlende C-Dur-Sinfonie. Jahrzehnte nach Mozarts Tod erhielt sie – vermutlich von einem englischen Marketinggenie – den Beinamen. Haenchen findet das passend, schließlich sei Jupiter der Meister der Unsterblichen.
Doch nicht nur die Aufnahmen sind ein Gewinn. Der 71-jährige Dirigent aus Dresden lässt einen per CD-Heft an seinem umfassenden Wissen über Mozart in allgemeinverständlichen und plastischen Worten teilhaben. Er ordnet ein und dürfte für so manches Aha-Erlebnis sorgen. Das Thema des dritten „Jupiter“-Satzes beispielsweise kommt einem so bekannt vor, weil Mozart es noch in zwölf weiteren Werken genutzt hat, inklusive der „Zauberflöte“.
Bernd Klempnow
ganze Rezension hier
Sächsische Zeitung, 19. Juli 2014