Diskographie

Gluck, Christoph Willibald: Orfeo ed Euridice (Wiener Fassung 1762) (als DVD)

Royal Opera House Covent Garden Orchestra mit Jochen Kowalski (Orfeo), Harry Kupfer (Regie), Hans Schavernoch (Bühnenbild)

DVD, Produktion mit Laurence Olivier Award ausgezeichnet

ISBN 0-7697-0058-6, 1990

Enthaltene Werke

Gluck, Christoph Willibald: Orfeo ed Euridice (Wiener Fassung 1762) (als DVD)

Pressestimmen

Une vidéothèque idéale de l'opéra : Christoph Willibald Gluck
Ganze Rezension
Diapason, 11. Juli 2018
... Schon Jochen Kowalski hatte Orfeo vor zwanzig Jahren eingespielt. Dies unter Hartmut Haenchen mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, und zwar ebenfalls ganz erstklassig (Label Capriccio). ...
Dr. Ingobert Waltenberger
Ganze Rezension
Der Neue Merker, 02. September 2015
Rocker-Orpheus

Schaut man sich die zahlreichen und zumeist Öl-Malereien zur Orpheus-Sage an, so findet man in den meisten Fällen einen leichtbeschurzten Helden, der seine Leier zum Gesang erhebt. Diesen Orpheus kann man bei Harry Kupfer getrost vergessen, denn sein Orpheus trägt Lederjacke und spielt Gitarre. Seine Freundin Eurydike und er sind auf dem Heimweg von einem - na? - Rockkonzert, wobei sie in einen Verkehrsunfall geraten, bei dem Eurydike tödlich verletzt wird. Keine Schlange.

So lange die Orpheusrezeption zurückreicht, solange hat es immer schon den Versuch gegeben, einen anderen, kreativen, neuartigen Zugang zum Werk Glucks und dem verarbeiteten Stoff zu finden. 1989 wählte Harry Kupfer in seiner Inszenierung für die Komische Oper Berlin eine neuzeitliche Psychostudie. Auf der nun bei Art Haus veröffentlichten DVD findet sich ein Mitschnitt von 1991 aus dem Royal Opera House Convent Garden, der mit derselben Sängerbesetzung aufwartet, als da wären Gillian Webster als Eurydike, Jeremy Budd als Amor und – um es vorweg zu nehmen – der großartige Jochen Kowalski als Orpheus.

Regisseur Harry Kupfer entwirft in seiner Inszenierung ein karges, kaltes Bühnenbild, in dem nur sparsam mit Requisiten gearbeitet wird. Hier hat jedes Teil seine Funktion im Seelenleid Orpheus, den Kupfer eindeutig zum Mittelpunkt allen Geschehens macht. Brillante Besetzung für diese Rolle ist Jochen Kowalski, der schon allein seiner Stimmlage wegen irgendwann einfach den Orpheus singen musste. Der Altus versteht es, ohne jedes Forcieren, den Melodien Glucks Leben und Emotionen einzuhauchen, soll heißen, er spielt nicht nur den leidenden Ehemann, er ist es. Bei Kowalski sitzt jeder Ton von Anfang an, ein Anschleifen scheint er nicht zu kennen. Sein Piano ist von einer solchen Intensität, dass es einen schaudert, und dabei mangelt es ihm nie an Stimmfülle, auch in den hohen Lagen ist er im Stande, einen fließenden und kaum hörbaren Registerwechsel zu vollziehen. Kurz: Glucks Orpheus, der ursprünglich für einen Kastraten geschrieben wurde, scheint Kowalski wie auf den Leib geschneidert. Gillian Webster als Eurydike erweist sich da als guter Gegenpol, mit rundem und nie metallischem Timbre. Die Stimmen der Hauptdarsteller harmonieren großartig miteinander, wie es sich für ein so enges Liebespaar wohl auch gehört.

Bei soviel stimmlicher Präsenz und Aura ist man beinahe geneigt, die instrumentale Seite zu vergessen. Das Royal Opera House Orchestra unter der Leitung eines offensichtlich gut aufgelegten Hartmut Haenchen ist jedoch entscheidend mitverantwortlich für den Spannungsbogen, den diese Inszenierung von Anfang bis Ende durchzuhalten vermag. Mit raschen, aber nicht zu stürmischen Tempi legt Haenchen ein stützendes Fundament für die Sänger, die so weder hasten müssen, noch durch Verschlepper außer Atem geraten.

Extras bietet diese DVD nicht wirklich. Mehrsprachige Menüversionen und Untertitel gehören mittlerweile zur Standartausführung jeder Veröffentlichung und ansonsten ist nach gut 80 Minuten Schluss. Im Booklet finden sich einige sehr interessante Informationen zu Werk und Version, sowie eine Auflistung der einzelnen Titel. Libretto gibt es keins. Oper pur sozusagen. Aber mit Sicherheit eine sehr lohnenswerte.

Daniel Röder
magazin.klassik.com, 10. Oktober 2005
... Conduit par un orchestre fournit, riche et coloré, à l’instar du chœur, cet Orfeo et Euridice est surtout à mettre entre les mains des mélomanes.
Ganze Rezension
www.resmusica.com, 20. Juni 2005
(...) Zumal Dirigent Hartmut Haenchen das Orchester des Royal Opera House mit dem nötigen Feingespür für die ariosen Fieber- und Spannungskurven leitet.

Guido Fischer
Rondo, 01. März 2005