Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 26 d-moll Hob I:26 (Lamentatione/Die Klage), Sinfonie Nr. 44 e-moll Hob I:44 (Trauer), Sinfonie Nr. 49 f-moll Hob I:49 (La Passione)
Kammerorchester C.Ph.E. Bach
als MC ETERNA 1 29 718 als CD Berlin Classics 1013-2, 1988
Enthaltene Werke
Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 26 d-moll Hob I:26 (Lamentatione/Die Klage)
Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 44 e-moll Hob I:44 (Trauer)
Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 49 f-moll Hob I:49 (La Passione)
Pressestimmen
www.Tamino-Klassikforum.at, 24.11.2008
Vergleich von 5 Aufnahmen:
Frans Brüggen, Orchestra of the Age of Enlightenment
Adam Fischer, Austro-Hungarian Haydn Orchestra
Hartmut Haenchen, Kammerorchester »Carl Phillip Emanuel Bach«
Christopher Hogwood, The Academy of Ancient Music
Derek Solomons, L'Estro Armonico
Haydn: Sinfonie Nr. 26 d-moll
Die rundum gelungenste Interpretation bietet für meinen Geschmack Haenchen. Der macht alles richtig (läßt sämtliche vorgeschriebenen Wiederholungen ausführen; nur beim da capo den Menuets werden keine Wiederholungen gespielt), ist im Kopfsatz nicht zu eilig, so daß die Synkopen als Synkopen und nicht als ruhende Töne wahrgenommen werden; er nimmt das Adagio ziemlich zügig (ist bei ihm eher ein Andante), erreicht damit aber, daß die Choralmelodie als wirklich sanglich erscheint und gewinnt dem Menuet Ecken und Kanten sowie einen grimmigen Elan ab, der die Schlüssigkeit dieses Finalsatzes mehr als deutlich macht. Das Kammerorchester »Carl Phillip Emanuel Bach« spielt ja bekanntlich auf modernen Instrumenten, das Klangbild ist aber straff und transparent, fast ein wenig geschärft; da wird ordentlich markant phrasiert und der feinen (gänzlich unprätentiösen) Agogik Haenchens perfekt gefolgt.
www.tamino-klassikforum.at, 24. November 2008
Saftig, formvoll
Bei Carl Philipp Emanuel Bach sprühten die Funken (...). Hartmut Haenchen fügte Haydns Sinfonie mit seinem Kammerorchester nahtlos an des empfindungsstarke Cellokonzert des Bach-Sohnes an und traf haarscharf ihren so himmelhochjauchzenden wie zu Tode betrübten Tonfall. Dieser Haydn fesselteweit mehr als der Vivaldi. (...) Die artistischen Sprünge, Stürze und Ausbrüche kamen in heftiger Intensität herüber. Ein Haydn wie aus einem Guß präsentiert mit suggestivem Schwung, scharfer rhythmischer Pointierung. Das fand Widerhall.
Eckart Schwinger
Der Tagesspiegel, 01. März 1996
Rundum ausgeglichene Leistungen halten schließlich zwei Neuveröffentlichungen von "Sturm-und-Drang"-Sinfonien mit dem "Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach" unter Hartmut Haenchen fest: (...) Spielerisch und stilistisch unanfechtbar sauber und insofern "klassische" Haydn-Interpretationen der modernen Art.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. September 1992
Viel Konkurrenz hat Haenchen mit seinem prächtigen Berliner Kammerorchester auf diesem Gebiet nicht zu fürchten, sicher nicht, wenn man von Aufnahmen mit authentischem Instrumentarium wie bei Hogwood oder Brüggen, absieht. Die aus verschiedenen Berliner Orchestern stammenden Musiker haben nicht nur eine beneidenswerte Kultur des Zusammenspiels aufgebaut, unter Leitung ihres Chefs haben sie auch ein ganz eigenes Klangbild entwickelt, wobei moderne Instrumente sehr effektiv und überzeugend für eine so "authentisch" wie mögliche Annäherung an die Musik eingesetzt werden. Haenchen ist kein Mann von halben Maßnahmen. Gründliche Quellenuntersuchungen sind für ihn ebenso selbstverständlich, wie die detaillierte Anwendung der erworbenen Kenntnisse für ein auf den Millimeter genau schlüssiges Ensemblespiel. Bei diesem Orchester vergißt man einfach, daß es sich eigentlich im Prinzip um ein ad-hoc-Formation handelt. Dazu kommt, daß die Musiker, neben ihrer gründlichen Vorbereitung und ihrem fachlichen Können eine enorme Spielfreude ausstrahlen. Auch Haenchen ist bestimmt kein "Kammergelehrter", der nur weiß, wie es sein sollte, nein, er läßt ohne Umschweife hören, wie es sein muß. Das sind einfach glänzende Ausführungen, mit einer großen Zahl prächtiger Details (die Hinzufügung der Cembalostimme in den früheren Sinfonien zum Beispiel: entzückendes Funkeln, welches in den richtigen Momenten etwas beleuchtet) und ein animierender Drive von A bis Z. Mit Spannungerwarten wir die Fortsetzung.
Roel van der Leeuw
Luister, 01. August 1992
Im besten Sinne klassisch.
Frisch, hell und leicht im Klang, gestisch ebenso differenziert wie dezidiert stellt Haenchen diese sechs Haydn-Sinfonien dar. Es handelt sich um Werke der Zeit des Reifens bzw. der sogenannten Sturm-und-Drang-Zeit. Haydn auf dem Weg zu sich selbst und die Sinfonie ebenfalls auf dem Weg zu sich selbst, zur vollgültigen Form: Erstmals bietet sie hier Raum für musikalische Konflikte, für den Ausdruck subjektiven Fühlens und Denkens. Haenchen arbeitet solche Konturen klar und im Detail jederzeit präsent heraus, stellt das Disperate gegeneinander- wobei er den klassischen Rahmen, den Ausdrucksradius der Haydn-Zeit sorgfältig wahrt. Das gilt auch für das Instrumentarium: Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach musiziert zwar auf modernen Instrumenten, aber in jener Besetzung, die von Haydn selbst überliefert worden ist (unter Verwendung eines Continuo-Cembalos). Damit will man einerseits den heutigen Hörgewohnheiten Rechnung tragen, andererseits jenen Eindruck zu rekonstruieren versuchen, den diese Sinfonien einst bei ihrer Uraufführung in Esterháza gemacht haben. Das vorliegende Ergebnis, gleichsam Quadratur des Kreises, überzeugt nicht zuletzt durch seine Selbstverständlichkeit: Keinerlei expressiv-subjektive Aufgesetztheiten, die den natürlichen Fluß der Musik trübten; keine extravaganten Überraschungseffekte, welche die Aufmerksamkeit nur auf den Moment zögen und vom Formganzen ablenkten. Eine ausgewogene, rundum kompetent realisierte, im besten Sinne klassische Haydn-Darstellung- was nicht zu verwechseln ist mit einer gemäßigt-geglätteten.
Werner Pfister
FONOFORUM, 01. Juli 1992