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Rettet das Weltkulturerbe Dresden

Hartmut Haenchens Rede vor dem Brandenburger Tor in Berlin aus Anlass der Übergabe einer Petition an den Deutschen Bundestag. (Die Rede wurde von Frau Dr. Laudel vorgetragen)

Berlin, 11. Oktober 2007


Liebe Freunde der Stadt Dresden!

Dresden ist auf dem Weg, seinen Ruhm nicht mehr von seiner einmaligen Stadtlandschaft mit seinen Kunstschätzen und seiner Kultur zu beziehen, sondern von der Fehlentscheidung einer CDU-geführten Landesregierung. Dies wird Dresden zu traurigem Ruhm verhelfen. Dresden wird das zweite aberkannte Weltkulturerbe in der Welt sein. Dresden wird dafür berühmt werden, dass eine Regierung auf einem vermeintlichen Bürgerwillen beharrt, der sich zwischenzeitlich viel klarer dokumentiert hat: Die Dresdner wollen mehrheitlich eine Elbquerung, aber sie wollen mehrheitlich eindeutig nicht diese Brücke. Der Vorsitzende der CDU-Dresden Lars Rohwer schrieb mir trotz dieser Situation: „es kann keinen Kompromiss mehr geben“. Aus parteilichen Prestigegründen versucht die CDU bis zum heutigen Tag die Bürger mit falschen Fakten zu beeinflussen. Das kann nur eine missverstandene Deutung des „D“ in CDU sein: Das ist keine Demokratie, das ist Demagogie. Bürger, die über ihre Stadt wirklich nachdenken, werden öffentlich, selbst vom stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagfraktion Arnold Vaatz, beschimpft. Ich habe die CDU daraufhin verlassen, da ich noch dafür stehe, dass das „D“ im Namen dieser Partei etwas mit Demokratie zu tun haben muss. Andere sind meinem Beispiel gefolgt.
Die Stadt Dresden hat – wie schon beim Welterbe-Antrag – wesentliche Unterlagen der UNESCO-Kommission vorenthalten: Bei der Vorlage der Alternativen wurden die zahlreichen Machbarkeitsstudien für eine Tunnellösung unterschlagen und verschwiegen, dass namhafte Architekten in der Welt sich aus guten Gründen der Brückenlösung verweigern.
Es wurde – auch das ist einmalig und wurde in der Öffentlichkeit nicht einmal kritisiert – ein „unabhängiges Gutachten“ in Auftrag gegeben, welches mit dem zu erreichenden Ergebnis im Vorhinein formuliert wurde: Es solle die Unmöglichkeit des Tunnelbaues nachweisen. Solche Aufträge sind Betrug am Bürger. Dass selbst dieses inhaltlich von vornherein beeinflusste Gutachten letztlich nicht das geforderte Ergebnis brachte, beweist noch einmal mehr, dass die Tunnellösung möglich ist.

Schon früher wies ich darauf hin, dass die Unterhaltskosten der geplanten Brücke so hoch sind, wie für sechs andere Dresdner Brücken zusammen. Die Folgekosten wird das Land Sachsen nicht tragen, sondern die Stadt Dresden. Das Geld wird wieder an der Kultur eingespart werden, da es ja aus dem Verwaltungshaushalt kommen muss.
Dresden sägt an dem Ast, auf dem es sitzt.

Die Aufträge für den Bau der Verkehrsanbindung der Brücke sind zwangsweise vergeben. Da hier ja schon Tunnellösungen vorhanden sind, kann ich nur noch einmal dringend auffordern: Der Vorschlag von Prof. Volkwin Marg nimmt genau diese Zufahrtstunnel als Anschluss an eine komplette Tunnellösung. Die Baumaßnahmen, die jetzt beginnen sollen, könnten also der Weg zu einer wirklich zeitgemäßen, effektiven und das Weltkulturerbe Dresden erhaltenden Maßnahme werden.
Dafür sollten wir jetzt gemeinsam streiten, damit nicht letztlich die Entscheidung für eine vernünftige Lösung den Fledermäusen überlassen bleibt.

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