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Wagner, Richard: Der Ring des Nibelungen, Wörterbuch

Worterklärungen

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Worterklärungen

Es wird immer davon ausgegangen, dass Wagner eine Vielzahl von Worten erfunden hat. Tatsächlich sind die Wenigsten wirklich freie Erfindungen. Die Mehrzahl findet sich in dem von ihm sehr zerlesenen Wörterbuch von Jacob Grimm. Deutlich wird auch, dass eine größere Zahl der Worte aus dem gleichen germanischen Ursprung heute noch in der niederländischen Sprache mit ähnlicher Bedeutung im Sprachgebrauch sind, auch wenn sie im Deutschen nicht mehr existent sind.

aber: abermals

abtrotzen: durch Trotz erzwingen

abwendig: verräterisch, abtrünnig

Alb, Albe: ein Gnom und koboldartiges Wesen aus einem gespenstischen Zwischenreich, Naturdämon, Gattung dämonischer mythologischer Wesen zwischen Göttern und Zwergen; aufgespalten in Lichtalben, die sich teilweise mit den Göttern decken, und Schwarzalben, die zu den Zwergen, bei Wagner zu den Nibelungen, zu rechnen sind; davon abgeleitet: Licht-Alberich für Wotan und Schwarz-Alberich für Alberich.

Bappe: „mit Bappe back' ich kein Schwert". Dieser Stabreim ist durch die sächsische (weiche) Aussprache (Wagners Heimatdialekt) von „Pappe“ ermöglicht; ähnlich „brennend und brasselnd", vgl. auch Goethes Heimatdialekt im Faust mit dem hessischen Reimpaar: „Neige, (sprich: „neiche") du Schmerzensreiche".

bannen: verbannen, festhalten

bar, des Schlummers: ruhelos

Bast: Tau, Seil, Fessel

bergen: halten, tragen (auch im Sinne von Schwangerschaft), retten

beuterührig: begierig, auf Beute-Suche

bewältigen: sich aneignen

Brautgabe: Geschenk des Bräutigams an die Braut

Brünne: Harnisch, Brustpanzer

brünstig: heftig, stark, rasend, nicht nur in der Liebe; „brünstiger Ritt", „bruderbrünstig mutig gemischt"

bruderbrünstig: in Sehnsucht nach dem Bruder (siehe oben)

buhlen: umwerben, liebkosen, Liebesspiele treiben

dämmern: Helligkeitsveränderung, sowohl heller wie dunkler werden, entflammen, erlöschen

dräuen: drohen

entblühen: entstammen, hervorbringen

entfragen: durch Fragen erfahren

entraten: aus Zeichen raten oder lesen, verzichten

entringen: entreißen

entzücken: eigentlich „reizen" oder „begeistern", jedoch bei „entzücket ihr zu euch den zottigen Gesellen" hier im Sinne von „für sich gewinnen" gebraucht.

entzucken: entsenden, geheime Kräfte ausstrahlen

erblassen: sterben

Erda: zweifellos mit „Erde" zusammenhängender Name, Urwala, (siehe „val" im Artikel Walküre) Mutter der Walküre(n) und der Nornen, Prophetin, Mahnerin, mit den Urgeheimnissen alles Lebens vertraut.

erdünken: erahnen

erkiesen: erwählen, siehe auch kiezen im Niederländischen

erraten: erringen, gewinnen

ertosen: laut erklingen, erschallen

fahn, fahen: fassen, fangen, packen

falb: fahl, matt in der Farbe

fräulich: weiblich, fraulich, jungfräulich

fegen: schmieden, vgl. die alte Berufsbezeichnung Schwertfeger (Waffenschmied), „Dort liegt die Waffe, fertig fegt ich sie heut."

Fehde: Streit

Flausen: Ausreden, Ausflüchte, unsachkundige Gebaren, auch Streiche

Forst: Wald

Freier: eine Frau umschwärmender Mann, Liebhaber, Verehrer

freislich: schrecklich; lebt nur mehr im Namen Freisler fort (vgl. die merkwürdige Übereinstimmung von Name und Tun bei einem berüchtigten Träger des Namen im Dritten Reich!); „dem freislichen Felsen zu nah'n", „Siegfried schloß ihm den freislichen Schlund"

Friedel : Liebesgespiele, Geliebte, Liebchen

frieden: umhegen, beruhigen, heute nur in der Zusammensetzung einfrieden gebraucht; „der Erde holdeste Frauen friedeten längst ihn schon."

Friedmund: Namen eines Friedlichen, ruhig lebenden

frischen (den Mut): auffrischen, beleben, sich zusammennehmen

Frohwalt: Name eines Frohgemuten

frommen: zum Nutzen dienen

Fron: erzwungene Arbeit

gangeln: Weiterbildung von gehen; besser bekannt ist das transitive jemanden gängeln.

Gauch: ursprünglich Kuckuck (vgl. „Ein Gutzgauch auf dem Steine saß" in Hindemiths Schwanendreher) dann Narr, Dummkopf, Tölpel, Betrüger wie der Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester legt.

Gaunergezücht: Diebesbande, Betrüger

Gedüft: besonderer Duft; „Dieses Athem's wonnig warmes Gedüft"

geheimnishehr: geheimnisvoll feierlich

gehrenswert: begehrenswert

gekiest: das Schicksal bestimmt, siehe auch kiezen im Niederländischen

Geifer: eigentlich Speichel; übertragen auch schimpfender Wutausbruch (vgl. Geiferer, Geifermaul)

geizen: herbeiwünschen, begehren, ersehnen

Gelichter: Gesindel, Pack

gemahnen: erinnern

Geneck: von necken, hier: boshafte Anspielung

Geschlüpfer: rutschiges Gestein oder Gelände

Gesell: hier auch: Bursche, Mensch, Mann

Gestemm': „kein Stein wankt im Gestemm'." Wagner meint damit Gemäuer, weil die Quadern von den Riesen emporgestemmt werden mussten.

Getön: Blasen, Musizieren

Gestimm: Zusammenklang; „der Vöglein Gestimm"

Gewirk: etwas Gewirktes, Geflochtenes, auch Geschmiedetes

Gewitterbrunst: starkes Unwetter

geziemen: gehören

Gezücht, „durch den Vertrag zähmt ich ihr trotzig Gezücht": wörtlich Zucht; meist nur in den aus Luthers Bibelübersetzung bekannten Verbindungen Otter- und Nattergezücht; bei Wagner soviel wie Geschlecht (siehe auch Nicker).

Gibich: Stammvater der Gibichungen, also Ahne Gunthers

gieren: verlangen, sich sehnen

glau: glänzend, hell, scharfsinnig, gewitzt; „glatt und glau", auch bei E.T.A. Hoffmann

gleissen: glänzen, glitzern, siehe gleis im Niederländischen

Glimmer: Gesteinsart, hier für: glattes Gestein, siehe glibber und glibberig im Niederländischen

grämlich: schlecht gelaunt, gramgebeugt

gram sein: abweisend, enttäuscht oder böse sein, erzürnt

greinen: jammern, weinen

greis: „alt und grau, greis und grämlich" uraltes Wort in der Bedeutung grau, und zwar zur Bezeichnung des Zwischentones zwischen weiß und grau; vgl. „Der greise Kopf" (Müller/Schubert), Greis, Grizzly, Grisette, siehe auch grijs im Niederländischen

grieselnd: erschaudernd (vor Kälte, Ekel), verwandt mit gruselnd; „grieselnd Grausen", vgl. im Niederländischen griezelen

griesig: grausig; „G'rade so garstig, griesig und grau": nicht zu verwechseln mit grießig: körnig, siehe im Niederländischen grijzig

grimm und gram: wütend, wild und feindselig, erzürnt; die beiden Eigenschaftswörter sind älter als die gleichnamigen Hauptwörter.

Grimm: Zorn

Haft, der: Band, Fessel, alles was zusammenhält; „des Himmels Haft", „Meines Willens haltender Haft"

Harm: Schmerz

harmvoll: schmerzerfüllt

harren: warten

Harst: bei Wagner Kampf; eigentlich Heerhaufe oder Buschwerk; „von Hetze und Harst kehrten wir heim."

Heervater: Name für Wotan

Heft: Griff, Schaft eines Schwertes, vgl.: „Das Heft aus der Hand nehmen."

hegen: pflegen, schützen

hehlen: verbergen

hehr: edel, erhaben, stolz

heil fahren: ungeschoren davonkommen

heischen: fordern, verlangen

Heldenreizerin: die den Kampfesmut der Krieger aufstachelt

Hella: nächtliche Göttin, Todesgöttin der germanischen Mythologie

Herd: Heim, durch den Herd symbolisiert

Hojotoho!: Kriegesruf der Walküren

Holda: „die Holde", Kosename für eine Frau, hier häufige Bezeichnung für die junge, schöne Göttin Freia. (Im Tannhäuser kommt dieses Wort im Frühlingslied des Hirten für die Liebesgöttin vor.)

Hort: Schatz, Gold

Huie, der: vom Eigenschaftswort huig mit der Bedeutung rasch, der Flinke, Geschwinde, Überstürzte

jach: „Um die Rückkehr ist mir jach.", in diesem Fall nicht jäh, sondern eilig, vgl. im Niederländischen jachtig und jachten

jüngen: verjüngen

kiesen: wählen, erwählen, vgl. im Niederländischen kiezen

kirren: gefügig machen, vgl. das deutsche Wort kirre = zahm, kirre machen = zähmen

Klinze: „die Klinze verklemmt", in Grimms Wörterbuch gibt es nur das Eigenschaftswort klinzig, eine Fortbildung von klein. Das Hauptwort kann aus dem Zusammenhang als kleines Loch, Ritze interpretiert werden.

Kluft: Schlucht

knicken, nicken, mit den Augen zwicken: Eigenschaften Mimes, die Siegfried als Gründe seiner Abneigung angibt; die Lautverwandschaft muss Wagner gereizt haben, diese Worte hier zusammenzustellen. Knicken bezieht sich auf den Gang, nicken auf den Kopf, mit den Augen zwicken bezeichnet das starke Blinzeln der Kurzsichtigen; dieses letztere Wort verwendet Wagner aber auch im üblichen Sinne: für kneifen.

kosen: liebkosen, streicheln, schmeicheln, vgl. das Niederländische Wort kozen

kraus: verworren, vgl. das Deutsche krausen: runzeln

Kür: Wahl, Auswahl

Lackern: für unruhige Bewegung, „es lackert und flackert": zum Zwecke einer sich reimenden Verbindung vom Hauptwort Lack (Spezialausdruck für den Flammenkranz des Schmelzofens) abgeleitet.

lauter: rein, klar, anständig, unschuldig

lechzen: dürsten nach, begehren, verlangen

leckende Lohe: züngelnde Flamme

Loges Heer: die Feuergeister

Lohe: Flamme, Feuer

Lose: jemanden das Schicksal bestimmen

Los kiesen: jemandes Schicksal bestimmen, siehe oben: kiesen, vgl. im Niederländischen lot

Loskieserin: die den Ausgang der Schlacht bestimmt

lüderlich: liederlich, vielleicht mit Luder verwandt

lugen: spähen (heute noch in süddeutschen und schweizerischen Regionen verwendet)

Lungerer: gieriger Streber, Nichtstuer

lungern: während des Nichtstun aufpassen, beschleichen, spähen

Magen: Verwandte, Sippe. Im Niederländischen wird dieses Wort noch gebraucht, welches im Deutschen vollständig verschwunden ist.

magern: abmagern, schwach werden

magdlich: jungfräulich, mädchenhaft

magdliche Blume: jungfräulicher Reiz

maidlich: mädchenhaft, weiblich, jungfräulich

Mär: Nachricht, Kunde, Sage, Legende

Mähre: Stute, weibliches Pferd, im Niederländischen merrie

Mark: Grenze, Grenzland, in geographischen Bezeichnungen noch geläufig: Mark Brandenburg, Ostmark

Memme: Feigling

Met: altgermanisches Getränk aus vergorenem Honigwasser

Minne: Liebe, kann auch Anrede an die Geliebte sein: „ihr Wasser-Minnen"

minnig: liebevoll, vgl. im Deutschen minniglich: liebreizend

Mißwende: Wende zum Unheil, Unglück

neidisch (Schwert): missgünstig, neiderfüllt hier aber eher: unerbittlich, scharf, vgl. das Niederländische Wort nijdig

neidlich: feindselig, grimmig; „Nothung, Nothung, neidliches Schwert"; „neidliches Volk": Bedeutungsverlagerung, Wortspiel mit niedlich; „neidlicher Hort", Bedeutungserweiterung im Sinne von gewaltig.

Neidinge: Feinde: „der Neidinge harte Schar"

Neidspiel: „leicht wird dir's mit listiger Gewalt, (was im Neidspiel nie uns gelang,) den Nibelungen fest zu fah'n", spricht Fafner zu Wotan und meint damit wohl den ehrlichen Kampf der Riesen im Gegensatz zur List der Götter.

Neidtat: böse Tat

Nibelungen: wörtlich: Söhne der Nebel

Nibelheim: das Reich der Nibelungen oder der Zwerge im Innern der Erde

Nicker, Nickergezücht: von Nickel abgeleitet; nach Grimms Wörterbuch 1.) Kleiner Mensch, kleines Kind, 2.) Scheltwort, neckender Geist; daher der Name des Metalls, das früher die Bergleute narrte, die annahmen, dass sie Silber fanden, doch war es nur Nickel.

Nornen: unsichtbare Nachtgestalten, die am Schicksalsseil weben und den Menschen die Zukunft im Traum vorhersagen. (Wagner frei nach der nordischen Mythologie, Edda usw.)

pfänden: hier: verpflichten

Quark: Schund, schlechte Ware, ein Ausdruck, der im Sächsischen heute noch in diesem Sinne gebraucht wird.

queck: lebendig; „dich zu erquicken mit queckem Trank", vgl. im Deutschen: Quecksilber (lebendes Silber), Quecke, quicklebendig, vgl. im Englischen quick

Ränke: Intrige, Schliche, Arglist, böse Absichten

Rast: säumende, zeitverlierende Pause, ruhiges Verweilen

räudig: von einer Hautkrankheit (Krätze) befallenes Tier, hier: schmutzig, schäbig, widerlich

raunen: flüstern

Recht zu ziehen: zur Verantwortung ziehen

Recke: starker Held

Reif: Ring

reisig: beritten, zum Kampf bereit, vgl. im Deutschen: der Reisige: im Mittelalter berittener Söldner

Riesenheim: Stadt oder/und Land der Riesen

Rune: althochdeutsch Geheimnis, seit dem 17. Jahrhundert germanisches Schriftzeichen, auch Schrift, Zeichen, „des berath'nen Bundes Runen", „mit list'ger Runen Rath", „Sind's gute Runen, die ihrem Aug' ich entrate?" auch im Niederländischen: rune

Runenzauber: Geheimformel zur Anwendung eines Zaubers

säumen: zögern, warten, sich aufhalten

Schächer: räuberischer Händler (aus Luthers Bibelübersetzung bekannt), auch ein schlechter Mensch; „ein Weib, das ungefragt Schächer ihm schenken zur Frau" Das Wort schachern: feilschen, handeln wird im Deutschen heute noch gebraucht.

Schächergewerb: übervorteilendes Händlergebaren

Schaft: Stiel, Griff, Griffstück einer Waffe

schier: beinahe, gar, sogar

Schildmaid: mit einem Schild geschütztes Mädchen, Walküre

schlachtlos: ohne Kampf, der Ausgang eines Kampfes von Göttern bestimmt

schleckes Geschlüpfer: leckeres, schlüpfriges Volk; beides sind Neubildungen von Wagner; schleck, Eigenschaftswort zum Hauptwort Schleck: Näscherei; Geschlüpfer, Hauptwort zu schlüpfen. Das Wort schlecken wird im Deutschen auch für küssen gebraucht.

schleck: nass, rutschig

Schluft: Schlucht

Schmähliche: die mit Schande bedeckte

Schwäher: Schwager

Schwall: Flut, Menge, Meute, hier: Wassermassen

Schwang: jede schwingende Bewegung, heute nur mehr übertragen gebraucht, vgl. im Deutschen: Überschwang, im Schwange sein, „Schweifes Schwang mich zu wahren."

Schwefelkluft: Schlucht voll Schwefel, Zugang zu Nibelheim, dem Land der Nibelungen

schweifen: ziellos durch die Gegend ziehen, umherziehen

schweigen: auch transitives Zeitwort in der Bedeutung von beenden; „schweig' dein faules Schwatzen", „Schweige die schäumende Wuth"

seimig: wohlschmeckend

sein Wort lösen: sein Wort einlösen oder halten

sehren: versehren; ebenso sengen für versengen, zehren für verzehren, vgl. das niederländische Wort zeer

siech: krank, vgl. das niederländische Wort ziek

Siegmund: der zum Sieg bestimmte

Siegschwert: sieggewohntes, von Menschen unbesiegbares Schwert

Sold: Löhnung, Lohn

sperren (die Welt): eigentlich: sich widersetzen, hier: die Welt beherrschen

Stachel: hier: Anreiz, vgl. das deutsche anstacheln

stapfen: plump gehen, mit wuchtigen Schritten

Starenlied: einförmiges, immer gleiches Lied

stracks: sofort, direkt, schnell, schleunigst, vgl. das niederländische Wort straks

Strauß: Streit, vgl. die deutsche Redewendung: Einen Strauß ausfechten, vgl. das Niederländische struis

Stich halten: im übertragenen Sinn abgeleitet von Ritterkämpfen: Rede stehen

streitlich: kampfesstark

Stümper: Dilettant, Pfuscher, unfähiger Handwerker, ungeschickter Mensch, Tölpel

Stürmebezwinger, Streitvater: Beiname Wotans

Sud, Sudel: eine durch abkochen gewonnene Lösung. Hier: Getränk, mit dem Nebensinn des Minderwertigen, (vgl. das Deutsche Wort Sudelei: Schmutz, Unsauberkeit, Pfuscherei)

summsen: summen (lautmalerisch)

tagen: hier: wohnen, hausen, vgl. auch das Deutsche Wort Tagung, tagen

talpen: ungeschickt gehen; von Talpe, niederdeutsch für Tatze; „da talpen die Tölpel dahin."

Tand: Flitter, Firlefanz, wertloses Zeug, Spielzeug

tappern: langsam, unbeholfen hantieren (verwandt mit tappen und tapsig: ungeschickt), „ich tapp're und hämm're nur."

törig: töricht

traun: fürwahr

Tropf: Dummkopf

Trug: Täuschung, Betrug, undurchsichtiges Geschäft

Trutz: Waffe, Wehr, vgl. das deutsche Wort trutzig: unerschütterlich, und Trutzburg: uneinnehmbare Burg

umdämmern: schlafähnlich einhüllen, im Unterbewussten gegenwärtig sein

umwabern: mit Flammen umgeben

unhold: unfreundlich, abweisend (vgl. das deutsche Wort Unhold: Unmensch)

unmaßen: unmäßig, riesig

urerschaffen: aus dem Nichts geschaffen oder geboren, im Zusammenhang mit Erda gebrauchtes Wort

Urwala: Urmutter Walas prophetische Künderin, hier Beiname Erdas, Besitzerin von Urweisheiten vom Anfang bis zum Untergang der Welt, hier Mutter Brünnhildes, vielleicht der Walküren.

vernagelt sein: wie vor den Kopf geschlagen, unfähig zu jedem Tun sein

versagen: hier: entsagen, vgl. den deutschen Sprachgebrauch: sich etwas versagen: sich etwas nicht selber zuzustehen.

versehen (sich): kennen, verstehen, umzugehen wissen mit etwas

vertragen: auch (mit transitiver Bedeutung) einen Vertrag abschließen, „was mit den Trotz'gen einst du vertragen."

verwähnen: sich irren, siehe auch das Wort Wahn

wabern: sich hin und her bewegen, flackern; wabernde Lohe: ein Flammenmeer zum Schutze einer Jungfrau, das nur ein Held durchschreiten kann; kommt in diesem Sinn schon in der altnordischen Mythe vor.

Wag: bewegtes oder gestautes Wasser, Teich; auch in der Form Wog; vgl. den Namen Wagmüller und 'Großer Woog' in Darmstadt; „entgleißet dir weihlich im Wag" heißt soviel wie „gleißt weihevoll aus dem Wasser", vgl. das niederländische Wort wak

Wahn: Einbildung

wahren: schützen, bewahren vgl. auch die deutsche Redewendung: das Gesicht wahren

Wal, die: Walstatt, Schlachtfeld, aus dem althochdeutschen „val". Das bedeutet: „Niederlage der Leichen auf dem Schlachtfeld", „mit wilder Thränen Fluth betroff sie weinend die Wal." Weitere Bedeutung Erschlagene, „nach Walhall brechen wir auf, Wotan zu bringen die Wal."

Wala, Urwala: Erda, Mutter der Walküre(n), mit seherischen Fähigkeiten ausgestattete Weise; Neubildung von Wagner. In der Mythologie findet sich keine Entsprechung, dass Wotan mit Erda die Walküren gezeugt hat.

Walhall: Halle der Gefallenen; schon in der nordischen Mythologie Wohnort Wotans und Aufenthalt der in der Schlacht Gefallenen; bei Wagner auch Götterburg; vgl. zur Grundbedeutung die von Leo von Klenze für Ludwig I. gebaute Ruhmeshalle Walhalla bei Regensburg.

Walküre: wörtlich Totenwählerin, ursprünglich Todesdämon, dann Schlachtenjungfrau, die auf Wotans Befehl die im Kampfe gefallenen Helden zu ihm führt; auch die Neunzahl ist in der Mythologie schon vorgebildet.

Walvater: Wotan

Wälse: Name, den Wotan im Erdenleben annahm, Stammvater der Wälsungen

Walstatt: Schlachtfeld, Kampfplatz

Weckerin: hier für aufgehende Sonne

Wehr: Waffe, Verteidigung

wehrlich: wehrhaft, kämpferisch

Wehwalt: von „Weh", vom Unglück Verfolgter

Welpe: Jungtier

Weltesche: Wagner übernimmt hier eine altnordische Sage von der zumeist „Yggdrasil" genannten Weltesche, welche die Erde trägt. Sie lässt Wotan fallen, als er seinen Untergang erkannt hat, und an ihren brennenden Scheiten geht Walhall in Flammen auf.

Weltenwonne: weltliche Freuden

Weibergezücht: verächtlich für weibliches Geschlecht

weichen: etwas aufgeben, zurückweichen

weihlich: weihevoll, erhaben; „Erda, die weihlich weiseste Wala"; „aus der Weltesche weihlichstem Aste",

werben: erreichen, erzielen

Witzigung: Lehre, Warnung: mehr bekannt ist das deutsche Mittelwort gewitzt.

Wolfe: Wagners Bezeichnung für den in Menschengestalt auf Erden umherschweifenden Wotan, als Vater Siegmunds und Sieglindes

Wölfing: der Sohn „Wolfes", hier also Siegmund

Wonne-Entzücken: Liebesumarmung, Liebesekstase

Wonnemond, Lenzesmond: Frühlingsmonat, Mai

wonnig: herrlich, genussvoll

Wucher: Überhöhter Zins, „Ohne Wucher hüt´ ihn sein Heer" ist „Ohne Nutzen hüt´ ihn sein Heer"

wuchten: heben, stemmen, schuften, mit schwerem Gewicht drücken

Wunschgeschlecht: Lieblingssippe

Wunschmädchen: Wotans Töchter, die in Walhall die gefallenden Helden betreuen

Wunschmaid: die Wotans Wünsche erfüllt, hier die Walküre Brünnhilde

Wurm: hier Drachen, riesiges Ungeheuer, vgl. auch die Doppelbedeutung im Deutschen für kleiner Wurm: Kind

Zähre: Träne

zehren: verzehren, entkräften

zerfechten: zerschlagen

zerschwingen: zerschlagen, zerschmettern

zerspellen: spalten; „Wotans Speer zerspellte der Wälsung", vgl. das niederländische Wort spellen

zersponnen: in Weißglut gehämmertes Schwert, welches dann wieder mit Material ergänzt werden muss, welches durch den Schmiedevorgang sich verringert

zerstieben: in kleine Teile auseinander fallen, bersten

zeugen: schaffen, erschaffen

Zoll: Sühne, Strafe entrichten

Zucht: hier: Züchtigung

zücken: zucken

zullen: saugen; „als zullendes Kind zog ich dich auf"; neugeborenes, säugendes Kind

zuschmecken: den ersten Schluck nehmen, als Willkommensgruß oder Huldigung

zwicken: zwinkern, blinzeln; „mit den Augen zwicken"

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