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Worterklärungen
Es wird immer davon ausgegangen, dass Wagner eine Vielzahl von Worten erfunden hat. Tatsächlich sind die Wenigsten wirklich freie Erfindungen. Die Mehrzahl findet sich in dem von ihm sehr zerlesenen Wörterbuch von Jacob Grimm. Deutlich wird auch, dass eine größere Zahl der Worte aus dem gleichen germanischen Ursprung heute noch in der niederländischen Sprache mit ähnlicher Bedeutung im Sprachgebrauch sind, auch wenn sie im Deutschen nicht mehr existent sind.
aber: abermals
abtrotzen: durch Trotz erzwingen
abwendig: verräterisch, abtrünnig
Alb, Albe: ein Gnom und koboldartiges Wesen aus einem gespenstischen Zwischenreich, Naturdämon, Gattung dämonischer mythologischer Wesen zwischen Göttern und Zwergen; aufgespalten in Lichtalben, die sich teilweise mit den Göttern decken, und Schwarzalben, die zu den Zwergen, bei Wagner zu den Nibelungen, zu rechnen sind; davon abgeleitet: Licht-Alberich für Wotan und Schwarz-Alberich für Alberich.
Bappe: „mit Bappe back' ich kein Schwert". Dieser Stabreim ist durch die sächsische (weiche) Aussprache (Wagners Heimatdialekt) von „Pappe“ ermöglicht; ähnlich „brennend und brasselnd", vgl. auch Goethes Heimatdialekt im Faust mit dem hessischen Reimpaar: „Neige, (sprich: „neiche") du Schmerzensreiche".
bannen: verbannen, festhalten
bar, des Schlummers: ruhelos
Bast: Tau, Seil, Fessel
bergen: halten, tragen (auch im Sinne von Schwangerschaft), retten
beuterührig: begierig, auf Beute-Suche
bewältigen: sich aneignen
Brautgabe: Geschenk des Bräutigams an die Braut
Brünne: Harnisch, Brustpanzer
brünstig: heftig, stark, rasend, nicht nur in der Liebe; „brünstiger Ritt", „bruderbrünstig mutig gemischt"
bruderbrünstig: in Sehnsucht nach dem Bruder (siehe oben)
buhlen: umwerben, liebkosen, Liebesspiele treiben
dämmern: Helligkeitsveränderung, sowohl heller wie dunkler werden, entflammen, erlöschen
dräuen: drohen
entblühen: entstammen, hervorbringen
entfragen: durch Fragen erfahren
entraten: aus Zeichen raten oder lesen, verzichten
entringen: entreißen
entzücken: eigentlich „reizen" oder „begeistern", jedoch bei „entzücket ihr zu euch den zottigen Gesellen" hier im Sinne von „für sich gewinnen" gebraucht.
entzucken: entsenden, geheime Kräfte ausstrahlen
erblassen: sterben
Erda: zweifellos mit „Erde" zusammenhängender Name, Urwala, (siehe „val" im Artikel Walküre) Mutter der Walküre(n) und der Nornen, Prophetin, Mahnerin, mit den Urgeheimnissen alles Lebens vertraut.
erdünken: erahnen
erkiesen: erwählen, siehe auch kiezen im Niederländischen
erraten: erringen, gewinnen
ertosen: laut erklingen, erschallen
fahn, fahen: fassen, fangen, packen
falb: fahl, matt in der Farbe
fräulich: weiblich, fraulich, jungfräulich
fegen: schmieden, vgl. die alte Berufsbezeichnung Schwertfeger (Waffenschmied), „Dort liegt die Waffe, fertig fegt ich sie heut."
Fehde: Streit
Flausen: Ausreden, Ausflüchte, unsachkundige Gebaren, auch Streiche
Forst: Wald
Freier: eine Frau umschwärmender Mann, Liebhaber, Verehrer
freislich: schrecklich; lebt nur mehr im Namen Freisler fort (vgl. die merkwürdige Übereinstimmung von Name und Tun bei einem berüchtigten Träger des Namen im Dritten Reich!); „dem freislichen Felsen zu nah'n", „Siegfried schloß ihm den freislichen Schlund"
Friedel : Liebesgespiele, Geliebte, Liebchen
frieden: umhegen, beruhigen, heute nur in der Zusammensetzung einfrieden gebraucht; „der Erde holdeste Frauen friedeten längst ihn schon."
Friedmund: Namen eines Friedlichen, ruhig lebenden
frischen (den Mut): auffrischen, beleben, sich zusammennehmen
Frohwalt: Name eines Frohgemuten
frommen: zum Nutzen dienen
Fron: erzwungene Arbeit
gangeln: Weiterbildung von gehen; besser bekannt ist das transitive jemanden gängeln.
Gauch: ursprünglich Kuckuck (vgl. „Ein Gutzgauch auf dem Steine saß" in Hindemiths Schwanendreher) dann Narr, Dummkopf, Tölpel, Betrüger wie der Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester legt.
Gaunergezücht: Diebesbande, Betrüger
Gedüft: besonderer Duft; „Dieses Athem's wonnig warmes Gedüft"
geheimnishehr: geheimnisvoll feierlich
gehrenswert: begehrenswert
gekiest: das Schicksal bestimmt, siehe auch kiezen im Niederländischen
Geifer: eigentlich Speichel; übertragen auch schimpfender Wutausbruch (vgl. Geiferer, Geifermaul)
geizen: herbeiwünschen, begehren, ersehnen
Gelichter: Gesindel, Pack
gemahnen: erinnern
Geneck: von necken, hier: boshafte Anspielung
Geschlüpfer: rutschiges Gestein oder Gelände
Gesell: hier auch: Bursche, Mensch, Mann
Gestemm': „kein Stein wankt im Gestemm'." Wagner meint damit Gemäuer, weil die Quadern von den Riesen emporgestemmt werden mussten.
Getön: Blasen, Musizieren
Gestimm: Zusammenklang; „der Vöglein Gestimm"
Gewirk: etwas Gewirktes, Geflochtenes, auch Geschmiedetes
Gewitterbrunst: starkes Unwetter
geziemen: gehören
Gezücht, „durch den Vertrag zähmt ich ihr trotzig Gezücht": wörtlich Zucht; meist nur in den aus Luthers Bibelübersetzung bekannten Verbindungen Otter- und Nattergezücht; bei Wagner soviel wie Geschlecht (siehe auch Nicker).
Gibich: Stammvater der Gibichungen, also Ahne Gunthers
gieren: verlangen, sich sehnen
glau: glänzend, hell, scharfsinnig, gewitzt; „glatt und glau", auch bei E.T.A. Hoffmann
gleissen: glänzen, glitzern, siehe gleis im Niederländischen
Glimmer: Gesteinsart, hier für: glattes Gestein, siehe glibber und glibberig im Niederländischen
grämlich: schlecht gelaunt, gramgebeugt
gram sein: abweisend, enttäuscht oder böse sein, erzürnt
greinen: jammern, weinen
greis: „alt und grau, greis und grämlich" uraltes Wort in der Bedeutung grau, und zwar zur Bezeichnung des Zwischentones zwischen weiß und grau; vgl. „Der greise Kopf" (Müller/Schubert), Greis, Grizzly, Grisette, siehe auch grijs im Niederländischen
grieselnd: erschaudernd (vor Kälte, Ekel), verwandt mit gruselnd; „grieselnd Grausen", vgl. im Niederländischen griezelen
griesig: grausig; „G'rade so garstig, griesig und grau": nicht zu verwechseln mit grießig: körnig, siehe im Niederländischen grijzig
grimm und gram: wütend, wild und feindselig, erzürnt; die beiden Eigenschaftswörter sind älter als die gleichnamigen Hauptwörter.
Grimm: Zorn
Haft, der: Band, Fessel, alles was zusammenhält; „des Himmels Haft", „Meines Willens haltender Haft"
Harm: Schmerz
harmvoll: schmerzerfüllt
harren: warten
Harst: bei Wagner Kampf; eigentlich Heerhaufe oder Buschwerk; „von Hetze und Harst kehrten wir heim."
Heervater: Name für Wotan
Heft: Griff, Schaft eines Schwertes, vgl.: „Das Heft aus der Hand nehmen."
hegen: pflegen, schützen
hehlen: verbergen
hehr: edel, erhaben, stolz
heil fahren: ungeschoren davonkommen
heischen: fordern, verlangen
Heldenreizerin: die den Kampfesmut der Krieger aufstachelt
Hella: nächtliche Göttin, Todesgöttin der germanischen Mythologie
Herd: Heim, durch den Herd symbolisiert
Hojotoho!: Kriegesruf der Walküren
Holda: „die Holde", Kosename für eine Frau, hier häufige Bezeichnung für die junge, schöne Göttin Freia. (Im Tannhäuser kommt dieses Wort im Frühlingslied des Hirten für die Liebesgöttin vor.)
Hort: Schatz, Gold
Huie, der: vom Eigenschaftswort huig mit der Bedeutung rasch, der Flinke, Geschwinde, Überstürzte
jach: „Um die Rückkehr ist mir jach.", in diesem Fall nicht jäh, sondern eilig, vgl. im Niederländischen jachtig und jachten
jüngen: verjüngen
kiesen: wählen, erwählen, vgl. im Niederländischen kiezen
kirren: gefügig machen, vgl. das deutsche Wort kirre = zahm, kirre machen = zähmen
Klinze: „die Klinze verklemmt", in Grimms Wörterbuch gibt es nur das Eigenschaftswort klinzig, eine Fortbildung von klein. Das Hauptwort kann aus dem Zusammenhang als kleines Loch, Ritze interpretiert werden.
Kluft: Schlucht
knicken, nicken, mit den Augen zwicken: Eigenschaften Mimes, die Siegfried als Gründe seiner Abneigung angibt; die Lautverwandschaft muss Wagner gereizt haben, diese Worte hier zusammenzustellen. Knicken bezieht sich auf den Gang, nicken auf den Kopf, mit den Augen zwicken bezeichnet das starke Blinzeln der Kurzsichtigen; dieses letztere Wort verwendet Wagner aber auch im üblichen Sinne: für kneifen.
kosen: liebkosen, streicheln, schmeicheln, vgl. das Niederländische Wort kozen
kraus: verworren, vgl. das Deutsche krausen: runzeln
Kür: Wahl, Auswahl
Lackern: für unruhige Bewegung, „es lackert und flackert": zum Zwecke einer sich reimenden Verbindung vom Hauptwort Lack (Spezialausdruck für den Flammenkranz des Schmelzofens) abgeleitet.
lauter: rein, klar, anständig, unschuldig
lechzen: dürsten nach, begehren, verlangen
leckende Lohe: züngelnde Flamme
Loges Heer: die Feuergeister
Lohe: Flamme, Feuer
Lose: jemanden das Schicksal bestimmen
Los kiesen: jemandes Schicksal bestimmen, siehe oben: kiesen, vgl. im Niederländischen lot
Loskieserin: die den Ausgang der Schlacht bestimmt
lüderlich: liederlich, vielleicht mit Luder verwandt
lugen: spähen (heute noch in süddeutschen und schweizerischen Regionen verwendet)
Lungerer: gieriger Streber, Nichtstuer
lungern: während des Nichtstun aufpassen, beschleichen, spähen
Magen: Verwandte, Sippe. Im Niederländischen wird dieses Wort noch gebraucht, welches im Deutschen vollständig verschwunden ist.
magern: abmagern, schwach werden
magdlich: jungfräulich, mädchenhaft
magdliche Blume: jungfräulicher Reiz
maidlich: mädchenhaft, weiblich, jungfräulich
Mär: Nachricht, Kunde, Sage, Legende
Mähre: Stute, weibliches Pferd, im Niederländischen merrie
Mark: Grenze, Grenzland, in geographischen Bezeichnungen noch geläufig: Mark Brandenburg, Ostmark
Memme: Feigling
Met: altgermanisches Getränk aus vergorenem Honigwasser
Minne: Liebe, kann auch Anrede an die Geliebte sein: „ihr Wasser-Minnen"
minnig: liebevoll, vgl. im Deutschen minniglich: liebreizend
Mißwende: Wende zum Unheil, Unglück
neidisch (Schwert): missgünstig, neiderfüllt hier aber eher: unerbittlich, scharf, vgl. das Niederländische Wort nijdig
neidlich: feindselig, grimmig; „Nothung, Nothung, neidliches Schwert"; „neidliches Volk": Bedeutungsverlagerung, Wortspiel mit niedlich; „neidlicher Hort", Bedeutungserweiterung im Sinne von gewaltig.
Neidinge: Feinde: „der Neidinge harte Schar"
Neidspiel: „leicht wird dir's mit listiger Gewalt, (was im Neidspiel nie uns gelang,) den Nibelungen fest zu fah'n", spricht Fafner zu Wotan und meint damit wohl den ehrlichen Kampf der Riesen im Gegensatz zur List der Götter.
Neidtat: böse Tat
Nibelungen: wörtlich: Söhne der Nebel
Nibelheim: das Reich der Nibelungen oder der Zwerge im Innern der Erde
Nicker, Nickergezücht: von Nickel abgeleitet; nach Grimms Wörterbuch 1.) Kleiner Mensch, kleines Kind, 2.) Scheltwort, neckender Geist; daher der Name des Metalls, das früher die Bergleute narrte, die annahmen, dass sie Silber fanden, doch war es nur Nickel.
Nornen: unsichtbare Nachtgestalten, die am Schicksalsseil weben und den Menschen die Zukunft im Traum vorhersagen. (Wagner frei nach der nordischen Mythologie, Edda usw.)
pfänden: hier: verpflichten
Quark: Schund, schlechte Ware, ein Ausdruck, der im Sächsischen heute noch in diesem Sinne gebraucht wird.
queck: lebendig; „dich zu erquicken mit queckem Trank", vgl. im Deutschen: Quecksilber (lebendes Silber), Quecke, quicklebendig, vgl. im Englischen quick
Ränke: Intrige, Schliche, Arglist, böse Absichten
Rast: säumende, zeitverlierende Pause, ruhiges Verweilen
räudig: von einer Hautkrankheit (Krätze) befallenes Tier, hier: schmutzig, schäbig, widerlich
raunen: flüstern
Recht zu ziehen: zur Verantwortung ziehen
Recke: starker Held
Reif: Ring
reisig: beritten, zum Kampf bereit, vgl. im Deutschen: der Reisige: im Mittelalter berittener Söldner
Riesenheim: Stadt oder/und Land der Riesen
Rune: althochdeutsch Geheimnis, seit dem 17. Jahrhundert germanisches Schriftzeichen, auch Schrift, Zeichen, „des berath'nen Bundes Runen", „mit list'ger Runen Rath", „Sind's gute Runen, die ihrem Aug' ich entrate?" auch im Niederländischen: rune
Runenzauber: Geheimformel zur Anwendung eines Zaubers
säumen: zögern, warten, sich aufhalten
Schächer: räuberischer Händler (aus Luthers Bibelübersetzung bekannt), auch ein schlechter Mensch; „ein Weib, das ungefragt Schächer ihm schenken zur Frau" Das Wort schachern: feilschen, handeln wird im Deutschen heute noch gebraucht.
Schächergewerb: übervorteilendes Händlergebaren
Schaft: Stiel, Griff, Griffstück einer Waffe
schier: beinahe, gar, sogar
Schildmaid: mit einem Schild geschütztes Mädchen, Walküre
schlachtlos: ohne Kampf, der Ausgang eines Kampfes von Göttern bestimmt
schleckes Geschlüpfer: leckeres, schlüpfriges Volk; beides sind Neubildungen von Wagner; schleck, Eigenschaftswort zum Hauptwort Schleck: Näscherei; Geschlüpfer, Hauptwort zu schlüpfen. Das Wort schlecken wird im Deutschen auch für küssen gebraucht.
schleck: nass, rutschig
Schluft: Schlucht
Schmähliche: die mit Schande bedeckte
Schwäher: Schwager
Schwall: Flut, Menge, Meute, hier: Wassermassen
Schwang: jede schwingende Bewegung, heute nur mehr übertragen gebraucht, vgl. im Deutschen: Überschwang, im Schwange sein, „Schweifes Schwang mich zu wahren."
Schwefelkluft: Schlucht voll Schwefel, Zugang zu Nibelheim, dem Land der Nibelungen
schweifen: ziellos durch die Gegend ziehen, umherziehen
schweigen: auch transitives Zeitwort in der Bedeutung von beenden; „schweig' dein faules Schwatzen", „Schweige die schäumende Wuth"
seimig: wohlschmeckend
sein Wort lösen: sein Wort einlösen oder halten
sehren: versehren; ebenso sengen für versengen, zehren für verzehren, vgl. das niederländische Wort zeer
siech: krank, vgl. das niederländische Wort ziek
Siegmund: der zum Sieg bestimmte
Siegschwert: sieggewohntes, von Menschen unbesiegbares Schwert
Sold: Löhnung, Lohn
sperren (die Welt): eigentlich: sich widersetzen, hier: die Welt beherrschen
Stachel: hier: Anreiz, vgl. das deutsche anstacheln
stapfen: plump gehen, mit wuchtigen Schritten
Starenlied: einförmiges, immer gleiches Lied
stracks: sofort, direkt, schnell, schleunigst, vgl. das niederländische Wort straks
Strauß: Streit, vgl. die deutsche Redewendung: Einen Strauß ausfechten, vgl. das Niederländische struis
Stich halten: im übertragenen Sinn abgeleitet von Ritterkämpfen: Rede stehen
streitlich: kampfesstark
Stümper: Dilettant, Pfuscher, unfähiger Handwerker, ungeschickter Mensch, Tölpel
Stürmebezwinger, Streitvater: Beiname Wotans
Sud, Sudel: eine durch abkochen gewonnene Lösung. Hier: Getränk, mit dem Nebensinn des Minderwertigen, (vgl. das Deutsche Wort Sudelei: Schmutz, Unsauberkeit, Pfuscherei)
summsen: summen (lautmalerisch)
tagen: hier: wohnen, hausen, vgl. auch das Deutsche Wort Tagung, tagen
talpen: ungeschickt gehen; von Talpe, niederdeutsch für Tatze; „da talpen die Tölpel dahin."
Tand: Flitter, Firlefanz, wertloses Zeug, Spielzeug
tappern: langsam, unbeholfen hantieren (verwandt mit tappen und tapsig: ungeschickt), „ich tapp're und hämm're nur."
törig: töricht
traun: fürwahr
Tropf: Dummkopf
Trug: Täuschung, Betrug, undurchsichtiges Geschäft
Trutz: Waffe, Wehr, vgl. das deutsche Wort trutzig: unerschütterlich, und Trutzburg: uneinnehmbare Burg
umdämmern: schlafähnlich einhüllen, im Unterbewussten gegenwärtig sein
umwabern: mit Flammen umgeben
unhold: unfreundlich, abweisend (vgl. das deutsche Wort Unhold: Unmensch)
unmaßen: unmäßig, riesig
urerschaffen: aus dem Nichts geschaffen oder geboren, im Zusammenhang mit Erda gebrauchtes Wort
Urwala: Urmutter Walas prophetische Künderin, hier Beiname Erdas, Besitzerin von Urweisheiten vom Anfang bis zum Untergang der Welt, hier Mutter Brünnhildes, vielleicht der Walküren.
vernagelt sein: wie vor den Kopf geschlagen, unfähig zu jedem Tun sein
versagen: hier: entsagen, vgl. den deutschen Sprachgebrauch: sich etwas versagen: sich etwas nicht selber zuzustehen.
versehen (sich): kennen, verstehen, umzugehen wissen mit etwas
vertragen: auch (mit transitiver Bedeutung) einen Vertrag abschließen, „was mit den Trotz'gen einst du vertragen."
verwähnen: sich irren, siehe auch das Wort Wahn
wabern: sich hin und her bewegen, flackern; wabernde Lohe: ein Flammenmeer zum Schutze einer Jungfrau, das nur ein Held durchschreiten kann; kommt in diesem Sinn schon in der altnordischen Mythe vor.
Wag: bewegtes oder gestautes Wasser, Teich; auch in der Form Wog; vgl. den Namen Wagmüller und 'Großer Woog' in Darmstadt; „entgleißet dir weihlich im Wag" heißt soviel wie „gleißt weihevoll aus dem Wasser", vgl. das niederländische Wort wak
Wahn: Einbildung
wahren: schützen, bewahren vgl. auch die deutsche Redewendung: das Gesicht wahren
Wal, die: Walstatt, Schlachtfeld, aus dem althochdeutschen „val". Das bedeutet: „Niederlage der Leichen auf dem Schlachtfeld", „mit wilder Thränen Fluth betroff sie weinend die Wal." Weitere Bedeutung Erschlagene, „nach Walhall brechen wir auf, Wotan zu bringen die Wal."
Wala, Urwala: Erda, Mutter der Walküre(n), mit seherischen Fähigkeiten ausgestattete Weise; Neubildung von Wagner. In der Mythologie findet sich keine Entsprechung, dass Wotan mit Erda die Walküren gezeugt hat.
Walhall: Halle der Gefallenen; schon in der nordischen Mythologie Wohnort Wotans und Aufenthalt der in der Schlacht Gefallenen; bei Wagner auch Götterburg; vgl. zur Grundbedeutung die von Leo von Klenze für Ludwig I. gebaute Ruhmeshalle Walhalla bei Regensburg.
Walküre: wörtlich Totenwählerin, ursprünglich Todesdämon, dann Schlachtenjungfrau, die auf Wotans Befehl die im Kampfe gefallenen Helden zu ihm führt; auch die Neunzahl ist in der Mythologie schon vorgebildet.
Walvater: Wotan
Wälse: Name, den Wotan im Erdenleben annahm, Stammvater der Wälsungen
Walstatt: Schlachtfeld, Kampfplatz
Weckerin: hier für aufgehende Sonne
Wehr: Waffe, Verteidigung
wehrlich: wehrhaft, kämpferisch
Wehwalt: von „Weh", vom Unglück Verfolgter
Welpe: Jungtier
Weltesche: Wagner übernimmt hier eine altnordische Sage von der zumeist „Yggdrasil" genannten Weltesche, welche die Erde trägt. Sie lässt Wotan fallen, als er seinen Untergang erkannt hat, und an ihren brennenden Scheiten geht Walhall in Flammen auf.
Weltenwonne: weltliche Freuden
Weibergezücht: verächtlich für weibliches Geschlecht
weichen: etwas aufgeben, zurückweichen
weihlich: weihevoll, erhaben; „Erda, die weihlich weiseste Wala"; „aus der Weltesche weihlichstem Aste",
werben: erreichen, erzielen
Witzigung: Lehre, Warnung: mehr bekannt ist das deutsche Mittelwort gewitzt.
Wolfe: Wagners Bezeichnung für den in Menschengestalt auf Erden umherschweifenden Wotan, als Vater Siegmunds und Sieglindes
Wölfing: der Sohn „Wolfes", hier also Siegmund
Wonne-Entzücken: Liebesumarmung, Liebesekstase
Wonnemond, Lenzesmond: Frühlingsmonat, Mai
wonnig: herrlich, genussvoll
Wucher: Überhöhter Zins, „Ohne Wucher hüt´ ihn sein Heer" ist „Ohne Nutzen hüt´ ihn sein Heer"
wuchten: heben, stemmen, schuften, mit schwerem Gewicht drücken
Wunschgeschlecht: Lieblingssippe
Wunschmädchen: Wotans Töchter, die in Walhall die gefallenden Helden betreuen
Wunschmaid: die Wotans Wünsche erfüllt, hier die Walküre Brünnhilde
Wurm: hier Drachen, riesiges Ungeheuer, vgl. auch die Doppelbedeutung im Deutschen für kleiner Wurm: Kind
Zähre: Träne
zehren: verzehren, entkräften
zerfechten: zerschlagen
zerschwingen: zerschlagen, zerschmettern
zerspellen: spalten; „Wotans Speer zerspellte der Wälsung", vgl. das niederländische Wort spellen
zersponnen: in Weißglut gehämmertes Schwert, welches dann wieder mit Material ergänzt werden muss, welches durch den Schmiedevorgang sich verringert
zerstieben: in kleine Teile auseinander fallen, bersten
zeugen: schaffen, erschaffen
Zoll: Sühne, Strafe entrichten
Zucht: hier: Züchtigung
zücken: zucken
zullen: saugen; „als zullendes Kind zog ich dich auf"; neugeborenes, säugendes Kind
zuschmecken: den ersten Schluck nehmen, als Willkommensgruß oder Huldigung
zwicken: zwinkern, blinzeln; „mit den Augen zwicken"