Kammerorchester

www.concerti.de, 17. Juli 2013
... Der in Alter Musik so kundige wie erfahrene Hartmut Haenchen erfüllt mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach sowie profilierten Vokalsolisten die Götter im barocken Gewand herrlich mit Leben.
Eckhard Weber
http://ich-habe-gehoert.blogspot.de, 16. Juli 2013
Ein ganz besonderes Präsent hat das Label Berlin Classics kürzlich dem Dirigenten Hartmut Haenchen zum 70. Geburtstag auf den Gabentisch gelegt. Es handelt sich dabei um die Ersteinspielung der Serenata La Gara degli Dei, eines bedeutenden Werkes von Johann Jakob Heinichen (1683 bis 1729). Der Kapellmeister am Hofe Augusts des Starken hat es für die Feierlichkeiten zur Hochzeit des Kronprinzen Friedrich August II. mit Maria Josepha, Tochter Josephs I. von Österreich, komponiert.
Der Wettstreit der Götter stand einst im September 1719 am Beginn des prächtigen Festes. Merkur, Diana, Mars, Venus, Jupiter, Saturn und auch die Sonne selbst wurden aufgeboten, um in einer Freiluft-Aufführung das Festprogramm zu eröffnen und die einzel- nen Höhepunkte anzukündigen. Das Werk erweist sich aber auch als Wettstreit der sieben Sänger sowie der Orchestersolisten, die ihre Virtuosität mit anspruchsvollen Partien unter Beweis stellen konnten.
Nach der Hochzeit verschwand das Werk im Archiv; diese CD enthält nun die Ersteinspielung nach dem Manuskript, das sich in der Sächsischen Landesbibliothek SLUB befindet. Es handelt sich um den Live-Mitschnitt eines Konzertes am 23. November 2003 im Berliner Konzerthaus durch Deutschlandradio Kultur. Haenchen, der mit dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach schon so manches Werk vom Archivstaub befreit hat, folgte in der Orchesterbesetzung mit 27 Musikern der historischen Überlieferung. Die Rollen der Götter haben Alexandra Coku, Carola Höhn, Simone Nold, Katharina Kammerloher, Annette Markert, Ralph Eschrig und Olaf Bär gesungen. Leider erweist sich das Sänger-Ensemble längst nicht als so ausgewogen und brillant wie das Orchester.
Dennoch wirkt die Musik beeindruckend; Heinichens Werk ist originell, und die Musiker wetteifern darin, es lebendig und mit Esprit vorzustellen. Jubilar Hartmut Haenchen war die CD wichtig genug, die Werkeinführung sowie einen kurzen Text über die langjährige Zusammenarbeit mit seinem Kammerorchester für das Beiheft eigenhändig beizusteuern. Zusätzlich enthält das Beiheft die Gesangstexte mit Erläuterungen. Soviel Sorgfalt erfreut; Dank und Glückwunsch an den Jubilar – und noch viele erfolgreiche Jahre mit seinem hervorragenden Ensemble!
Dresdner Neueste Nachrichten, 01. Juli 2013
... Der gebürtige Dresdner Haenchen huldigt einem opulenten Stück Dresdner Musikgeschichte mit einer frischen Wiedergabe voller Esprit, deren modernes Klanggewand durchsichtig und farbig ist.
www.prestoclassical.co.uk, 24. Juni 2013
Dresden has always been a place for celebration, both in the golden Baroque era and today. Recently, Hartmut Haenchen, who was born in the Saxon city on the River Elbe, celebrate his 70th birthday in an atmosphere of sympathetic public approval. The Berlin Classics label has already released many of his recordings – quite a number of them made with his Carl Philipp Emanuel Bach Chamber Orchestra, which he has been directing for over thirty years. The tradition is continued in honour of his birthday with the present recording that centres round a suitably festive theme.

Dresden was also the place where the composer Johann David Heinichen (1683-1729) worked as Kapellmeister at the court of August the Strong, Elector of Saxony. Heinichen composed the Serenata "La Gara degli Dei" (the contest of the gods) for celebrations to mark the marriage of August's son Friedrich August II and Maria Josepha, daughter of Emperor Joseph of Austria. The great political significance of this new union between the houses of Saxony and Habsburg explains the expansive dimensions of the celebrations, which lasted nearly a month! Each god was assigned a day of the week and Heinichen's open-air serenade was not simply a homage to the royal couple sung by the various gods, but simultaneously a preamble and introduction to the entire programme of events to mark the happy occasion.

The original manuscript is kept at the SLUB (Saxon State and University Library) in Dresden, and Hartmut Haenchen, who had already edited this particular work as a fifteen-year-old, performed it with distinguished soloists and his chamber orchestra on November 23, 2003 at the Konzerthaus in Berlin. The 27-piece orchestra faithfully followed the original score thanks to copies of the original copperplate manuscript.

The recording of this event by Deutschlandradio Kultur is now presented for the first time as a premiere recording on CD. The originality and inspired nature of this music, which was considered avantgarde in its time, is still able to astound listeners to this day. This is without doubt an exceptional and outstanding work by the Dresden master of the Baroque, which is well worth discovering.

Alongside the song texts with explanations, the booklet contains an introduction to the work plus input from Hartmut Haenchen about his work with his chamber orchestra. The result is a suitably tasteful CD to mark a special occasion!
Thüringer Landeszeitung, 22. Juni 2013
Huldigung zum Ehrentag des Dirigenten Hartmut Haenchen
Ein treffliches Geschenk zum 70. Geburtstag hat der Dresdner Dirigent Hartmut Haenchen sich gleichsam selbst bereitet, sein Label hat nur dabei geholfen:

Rechtzeitig zum Ehrentage veröffentlichte Berlin Classics einen zehn Jahre alten Live-Mitschnitt von Johann David Heinichens festlicher Serenata "La Gara degli Dei" (Der Wettstreit der Götter) aus dem Konzerthaus Berlin als Weltersteinspielung. Haenchen musiziert mit "seinem" Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, das er vor mehr als 30 Jahren unter seine Leitung nahm.
Der Klangkörper, obzwar ehedem als Spezialensemble für zeitgenössische Musik gegründet, gehört zu den Pionieren der Alten Musik. Es genießt bis heute einen guten Ruf unter Barock-Liebhabern; man spielt nicht auf Darmsaiten und zieht durchweg moderne Instrumente den "authentischen" vor, pflegt aber durchaus Spielweisen der historischen Aufführungspraxis. Der Dirigent Haenchen, den man trotz seiner enormen kapellmeisterlichen Vielseitigkeit getrost zu den Experten fürs Alte zählen darf, begründet diese Verfahrensweise mit den veränderten Hörgewohnheiten des heutigen Publikums: Die "Reizschwelle" sei eine ganz andere als damals.

Antike Götter steigen herab
Nicht zuletzt deshalb erklingt auch die aus der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden geborgene Serenata Heinichens in der Besetzung der Uraufführung. Zum prunkvollen Hochzeitsfest des Königssohnes Friedrich August II. und der Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern bot man anno 1719 für ein Mammutprogramm u.a. 32 Oboisten und 6 Hornisten auf. Die Kantate schildert, wie sieben antike Götter vom Himmel herabsteigen und in ihrer Huldigung (für die Brautleute) einen sanglichen Wettstreit eingehen. Aus dem vorzüglich besetzten Septett ragen Alexandra Coku (Venus) und Simone Nold (Diana) sowie Olaf Bär (Jupiter) heraus; vor allem aber erfreut man sich am herzerfrischenden Musizieren des Orchesters.
Diesen Sommer dirigiert der Allrounder Haenchen, der als Gast der Weimarer Staatskapelle vor Jahren einmal eine unvergessliche "Alpensinfonie" ins DNT zauberte, in Dresden, Ravello (Italien) und Amsterdam große Wagner-Zyklen; erst im Oktober arbeitet er wieder mit seinem Kammerorchester: C.P.E. Bach und Haydn.
Wolfgang Hirsch
www.klassik-heute.com, 17. Juni 2013
Prunkvolle Hochzeitsfeiern gehörten seit eh und je zum festen Bestandteil königlicher oder fürstlicher Höfe: der Glanz diente zur Machtpräsentation, und darum wetteiferten ja alle Herrschaften. Die Feierlichkeiten in Dresden um die Vermählung von Friedrich August II. von Sachsen und Erzherzogin Maria Josepha von Hohenzollern im September 1719 gehören wohl zu den spektakulärsten dieser Ereignisse: es wurden mehrere Opern, Schauspiele, Ballette, aber auch Kämpfe mit wilden Tieren im Zwinger, Pferdeballett und verschiedene Jagden dargeboten – man kann nur hoffen, dass das frisch vermählte Ehepaar wenigstens ein paar Stunden für seine Hochzeitsnacht mühsam ergattern konnte...
Die musikalische Ausstattung war mehr als üppig – wo findet man heute Feierlichkeiten, bei denen 64 Trompeten, 8 Paukenisten, 32 Oboisten usw. auftreten? Einer der Höhepunkte des ausgedehnten Festes war dabei zweifellos die Aufführung der Komposition La Gara degli Dei (Der Wettstreit der Götter) von Johann David Heinichen: in diesem wahrhaft entzückenden Werk streiten die antiken Götter darum, wer mit welcher vokalen und instrumentalen Kunst das beste Lob füür das Brautpaar darzustellen vermöchte. Dabei bedient sich Heinichen geistreich jener musikalischen Charaktere, die am besten zu den einzelnen Göttern passen: Venus singt betörend verführerisch (Arie „A ignoto sposo in braccio", tr. 10), die Sonne zeigt sich mal vital (tr. 4), mal elegant-graziös (tr. 14), in der Arie „Di mia mano" von Jupiter dürfen natürlich die herrlich schmetternden Hörner nicht fehlen. Die vorliegende Aufnahme basiert auf dem Live-Mitschnitt eines Konzertes am 23. November 2003 aus dem Berliner Konzerthaus; sie erschien anläßlich des 70. Geburtstages von Hartmut Haenchen erst jetzt, also fast zehn Jahre später. Es ist – wie oft bei Hartmut Haenchens Einspielungen – ein wahrer Genuß anzuhören, wie der Dirigent eine ungemein facettenreiche Klangpalette entfaltet und dabei stets auf sorgfältig ausgewogene Klangproportionen zwischen Sängern und Orchester achtet. Bei einer Live-Aufführung sind freilich winzige Unstimmigkeiten vor allem in den ansonsten souverän gemeisterten vokalen Partien nicht zu vermeiden, doch dies schmälert nicht den herausragenden Gesamteindruck, zumal das Orchester wieder einmal eine exzellente, lebhafte und akzentfreudige Leistung bietet. Gratulation, Hartmut Haenchen!
Èva Pintér
Crescendo, 01. Juni 2013
... Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach: kristallklar und anmutig. Solistisch ragen Annette Markert und Simone Nold hervor. Um mit den Schlussworten des Chores zu sagen: "Hier möge man für immer das Vergnügen seine Herrschaft übernehmen sehen." Diesen Geist atmet die CD.
MM
Aachener Zeitung & Nachrichten, 18. Mai 2013
5 Sterne (Höchstwertung)
... kommt jetzt eine vorzügliche Live-Aufnahme dieses Werkes heraus, natürlich von Haenchen ausgegraben und souverän umgesetzt. Sängerische und instrumentale Höchstleistungen feiern das Hochzeitspaar, die Familien und die Götter. Heute darf man mit den Ohren mitfeiern, auch mit Haenchen. (ark)
Bayerischer Rundfunk, 13. Mai 2013
CD-Tipp
Komponiert für die Vermählung Friedrich August II von Sachsen mit der Österreicherin (und Katholikin!) Maria Josepha, war dieses Werk nur eines von zahllosen Werken, mit denen im September 1719 ganz Dresden beschallt wurde. Und es war zugleich das aufwändigste, für das eigens eine riesige Kulisse am Elbeufer errichtet wurde nebst einer mechanisch gefahrenen Wolke, auf der - über den Köpfen des Orchesters - die Gesangssolisten thronten. Sie sind denn auch die Hauptakteure dieser Serenata, fünf davon als weibliche Partie angelegt, zwei (Saturn und Jupiter) als Männerrollen.
Dass Heinichens Huldigung beim erlauchten Hochzeitspaar bestens ankam, zeigt schon die Tatsache, dass man hernach sein Jahresgehalt von 300 Talern auf stattliche 1500 verfünffachte. Hartmut Haenchen hat hat nun, zusammen mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und sieben wirklich exquisiten Solisten, dieses Werk erstmals auf CD eingespielt, und zwar in einer Live-Aufnahme, die immerhin schon fast zehn Jahre alt ist, aber erst jetzt veröffentlicht wird anlässlich von Haenchens 70. Geburtstag. Eine Weltersteinspielung, in der zugleich - ganz dem Stück gemäß - die Sängerinnen und Sänger miteinander wetteifern und zwar ganz zum Vergnügen des Hörers und kongenial begleitet von einem 27-köpfigen, sehr musikantisch aufspielenden Orchester.
Matthias Keller
www.amazon.de, 03. Mai 2013
4 STERNE

Kursächsisch-vergnüglicher Ohrenschmaus

Es muss ein grandioses Spektakel gewesen sein, als J. D. Heinichens Serenata 1719 anlässlich der Hochzeit des sächsischen Kurprinzen mit einer österreichischen Kaisertochter in einem eigens dafür gebauten Freilufttheater uraufgeführt wurde. Ein im Booklet veröffentlichter Kupferstich zeigt, wie die sieben als olympische Götter verkleideten Sänger (unter ihnen Stars wie der Kastrat Senesino) auf einer mechanischen Wolke thronend die illustren Gäste in eine antike Phantasiewelt entführten. Dass wir nun in etwa ahnen können, wie das Ganze klang, verdanken wir der Veröffentlichung eines bereits 10 Jahre alten Live-Konzertes zu Ehren von Hartmut Haenchens diesjährigem 70. Geburtstag.
Heinichens Musik macht in erster Linie Spaß zu hören. Fast alle Arien stehen in Dur, verlangen schnelle Tempi und präsentieren sich als virtuose Schaustücke für die damals in Dresden engagierten weltbesten Instrumentalisten und Sänger. Heinichen erweist sich hier bereits 1719 als einer der ersten Meister des gerade brandneu aus Italien importierten galanten Stils, der in den kommenden 20 Jahren ganz Europa erobern sollte. Freilich ermüdet die an der Opera seria angelehnte recht starre Abfolge von Seccorezitativ und Dacapoarie bei allem oberflächlichen kursächsischen Glanz recht schnell und der heutige Hörer sehnt sich bald nach händel- oder bachschen Ausdruckstiefen. Die sieben Solisten, darunter bekannte Namen wie Anette Markert, Katharina Kammerloher oder Olaf Bär, machen ihre Sache trotz mancher Live-Abstriche bei Technik, Koloraturen und Intonation recht gut, stellen aber sicherlich keine adäquate Besetzung der Partien dar, die damals für die teuersten Gesangsstars Europas geschrieben wurden. Sehr schade ist es außerdem, dass man für die immerhin drei Kastratenrollen keinen einzigen Countertenor verpflichten konnte, wodurch der gesamte Klang sehr frauenstimmenlastig wird, da Tenor und Bass nur jeweils eine Arie (von 13) zu singen haben.
Größter Schwachpunkt dieser insgesamt recht erfreulichen Aufnahme ist m.E. jedoch der Verzicht auf historische Blasinstrumente. Die Hornisten leisten zwar sauberste Arbeit, ein modernes Instrument kann jedoch niemals den hohen quasi artistischen Reiz der extrem virtuosen Naturhornpartien wiedergeben. Wer die Concerti Heinichens in der Aufnahme mit der Musica antiqua Köln kennt, weiß, welcher Klang dem Komponisten vorgeschwebt haben muss.
Insgesamt schwankt meine Bewertung zwischen drei und vier Sternen, tendiert aber wegen des hohen diskographischen Wertes und der schwungvollen, wenn auch historisch nicht überzeugenden Interpretation in den höheren Bereich. Für alte-Musik -Fans klare Kaufempfehlung!
Sächsische Zeitung, 25. April 2013
Verheißungsvoller Anfang vom Ende

Eine Musik, die staunen lässt, ist ein Götter-Wettstreit. Dirigent Hartmut Haenchen lebt ihn aus. Es ist die erste Bilanz-CD seines Kammerorchesters namens Bach.

Da klingeln die Taler und läuten die Glocken. Morgen erscheint auf CD die Ersteinspielung „Der Wettstreit der Götter – La Gara degli Dei“ vom Dresdner Hofkapellmeister Johann David Heinichen. Diese Serenade ist nicht nur anregend schön. Sie hat auch eine spannende Geschichte und sicher eine große Zukunft.

Das Stück war 1719 zur Hochzeit von Friedrich August II. mit Maria Josepha von Österreich als Open-Air-Spektakel entstanden. Es kam so gut an, dass man das Salär des Compositeurs um 300 auf 1 500 Taler im Jahr erhöhte. Zu verstehen ist das: Denn die einst avantgardistischen Weisen sind selbst für heutige Ohren staunenswert originell und fantasievoll. Man wundert sich, dass der göttliche Wettstreit in den Archiven verschwand – zum Glück in der Sächsischen Landesbibliothek. Dort studierte der Dresdner Musiker Hartmut Haenchen das originale Manuskript bereits in den 1960er-Jahren. Allerdings hatte er erst 2003 die Chance, das Werk aufzunehmen.

Dass die gut abgelagerte Aufnahme aus dem Berliner Konzerthaus jetzt erscheint, hat einen festlichen wie traurigen Grund: Zum einen feiert der Dirigent und Musikausgräber Haenchen 70. Geburtstag, zum anderen ziehen er und das von ihm geleitete Kammerorchester „Carl Philipp Emanuel Bach“ Bilanz. Nach vier Jahrzehnten seiner Existenz wird sich der prominente Klangkörper selbst auflösen. „Nach 30 Jahren als Chef wollte ich die Leitung abgeben“, sagt Hartmut Haenchen. Sie hätten eine ganze Reihe von Dirigenten ausprobiert und auch einen Kandidaten gefunden. „Derjenige aber wollte und konnte letztlich nicht so viel organisatorisch und finanziell investieren wie ich. Das Orchester ist ja ein Zuschussgeschäft: Wir bekommen kein Honorar.“ So löst sich das nur auf mündlichen Absprachen basierende Orchester auf. Aber, sagt Haenchen, „es wird, bei aller Traurigkeit, ein schönes Ende“. So musizieren die Künstler im März 2014 zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel im Berliner Konzerthaus und gehen dann noch mal auf Tournee. Dresden wollte kein Gastspiel. Schlusspunkt wird der 1. Mai sein – mit den drei letzten, wunderbaren Mozart-Sinfonien.

Dieses Ende einer Ära nimmt Berlin Classics zum Anlass, mit eben dem „Götter-Wettstreit“ von Heinichen eine Jubiläums-Live-Edition zu publizieren. „Es folgen feine Sachen, sagt Hartmut Haenchen. „Im Laufe unserer 120 Konzerte ist einiges an Kostbarkeiten und lohnenden Wiederentdeckungen zusammengekommen.“

Die Orchesterbesetzung von 27 Musikern bei Heinichen orientierte sich an der historisch über einen Kupferstich überlieferten Größe der damaligen Zeit. Es macht gute Laune, dieses Spitzenwerk des Barockmeisters zu hören. Gelungen ist auch die aufwendige CD-Box-Gestaltung. Allein das Beiheft ist ein Haenchen-typisches Buch mit den Gesangstexten, mit sprachgewaltige Texten von ihm zum Werk und zur feinnervigen Zusammenarbeit mit diesem erstklassigen Kammerorchester.
Bernd Klempnow
www.klassiekezaken.nl, 25. März 2013
Johann David Heinichen is een typisch voorbeeld van een componist die in de achttiende eeuw gold als grootheid, maar in de moderne tijd te lijden heeft gehad onder de vergelijking met de barokgiganten Bach en Händel. De laatste decennia wordt zijn muziek echter – terecht! – steeds vaker gespeeld. Deze wereldpremière van La Gara degli Dei (de godenstrijd), een allegorische serenata voor zeven stemmen ter ere van een vorstelijk huwelijk, stamt al uit 2003, maar is nu ter gelegenheid van de zeventigste verjaardag van Hartmut Haenchen op cd uitgebracht. De veelzijdige Haenchen – in Nederland vooral bekend vanwege zijn uitvoeringen van Wagneropera’s – blijkt, getuige deze opname, ook met dit repertoire grote affiniteit te hebben. Zijn eigen Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach levert ritmisch alert en scherp gearticuleerd spel, en op een enkele uitzondering na weten de solisten te overtuigen in hun virtuoze partijen. De aria’s zijn op zichzelf misschien niet heel memorabel, maar Heinichen weet de aandacht van de luisteraar vast te houden door een inventieve orkestratie, die op authentieke instrumenten ongetwijfeld nog beter uit de verf zou zijn gekomen. Het is een sprankelend werk, en de musici weten de feeststemming ervan uitstekend te vangen.
Benjamin Rous
Kunst+Kultur, 01. März 2013
... Haenchen und seine Musiker, die gemeinsam 55 CDs produzierten, spielen mit Verve, sie kosten die originellen Einfälle der Partitur aus. Nicht klingt abgedroschen - Heinichen war ein Raffinierter Tonsetzer
Sächsische Zeitung, 26. Mai 2004
Beengt, aber sehr schön Freiluftkonzert im Park von Schloss Proschwitz

Die spektakuläre Wetterlage über dem Elbtal mit strahlender Abendsonne, schwarzen Wolken und Wetterleuchten ließ es erahnen: Das Freiluftkonzert im Park von Schloss Proschwitz würde so nicht stattfinden können. Die freundlichen Gastgeber und zahlreiche Helfer hatten auch schon die Eingangshalle des Barockschlosses zu Bühne und Zuschauerraum umfunktioniert.

Das Berliner „Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach“ unter Leitung des Intendanten der Dresdner Musikfestspiele, Hartmut Haenchen, fand sich aus dem Stand mit den beengten Verhältnissen zurecht und erfreute seine Zuhörer mit großer Spielfreude, Präzision und der Souveränität eines in über zwanzig Jahren aufeinander eingespielten Ensembles.

Johann David Heinichen, Zeitgenosse Händels und Bachs, komponierte sein Festoratorium „La Gara degli Dei“ anlässlich der Hochzeit des sächsischen Kurprinzen Friedrich August II. und Maria Josepha in Dresden im September 1719. Das anspruchsvolle und froh stimmende Werk wartete seitdem in Archiven auf seine Wiederaufführung. Es war nicht die erste lohnende Entdeckung, die in den letzten Tagen in Meißen und Umgebung zu hören war. (...)

Marcus Brühl
Leipziger Volkszeitung, 24. November 2003
Wiederentdeckung: Johann David Heinichens Festoratorium „La Gara degli Dei“ in Berlin (23.11.)

Fast 200 Jahre hat das Stück geruht, seit der Uraufführung im September 1719, wo Thronfolgers Hochzeit die Residenzstadt Dresdens wochenlang in einen Festplatz verwandelte – mit (er)-baulichen Nachwirkungen bis heute, denn auch Pöppelmanns Zwinger wurde während dieser Feierlichkeiten eingeweiht.
Johann David Heinichen, zwei Jahre vorher als Hofkapellmeister berufen, wird da ebenfalls im Dauereinsatz gewesen sein – und der „Wettstreit der Götter“, eher eine ausgedehnte Kantate als ein Oratorium im heutigen Sinne, zu seinen wichtigsten Beiträge gehört haben.
Ernsthaft gestritten wird darin zwischen den hohen Herrschaften nicht; es geht, zeitüblich, lediglich darum, wer dem jungen Paar auf engstem Raum die meisten Schmeicheleinheiten zu verpassen vermag. Das seimt, sabbert und buckelt nun eine reichliche Stunde lang hin – glücklich, wer des Italienischen nicht mächtig ist (...). Aber auch unser aller Bach hat ja solche Dinge vertont – siehe „Schleicht, spielende Wellen“ – und kaum anders als bei ihm wird einem auch bei Heinichen, unerachtet des stereotypen Wechsels von Rezitativ und Arie, der ganze devote Schwachsinn ziemlich schnell egal, weil die Musik ihn einfach hinter sich läßt. Der Komponist, noch lange nicht „aus-entdeckt“, erweist sich einmal mehr als eine Art Nord-Italiener – leichtfüßig, temperamentvoll und von lakonischer Eleganz. Das funkelnde Konzertieren zwischen Vokal- und Instrumentalstimmen liebt er über die Maßen (sogar eine solistische Laute gibt es), langsame Sätze hingegen gar nicht. So bleibt immer Drive in der Musik, und wenns dann allmählich doch ein wenig monoton wird, retten sich die sieben jubelnden Planetengötter gerade noch rechtzeitig in ihren Schlußchor.
Hartmut Haenchens Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Kammerorchester (...) hat also mit dieser Ausgrabung alles in allem einen guten Griff getan: nichts Welterschütterndes, aber höfische Unterhaltungsmusik hohen Niveaus. (...) Alexandra Coku sang das weniger mit letzter Emphase als in anrührender Herzlichkeit – einfach richtig schön.
Ebenso hochklassig brachte sie sich unter die sieben Oratoriensolisten – fünf Damen, zwei Herren – ein; zweiter Glanzpunkt der insgesamt sehr gediegenen Formation war die vitale, lustvolle Frische Katharina Kammerlohers, die nicht nur die Sonne verkörperte, sondern in der Tat auch so strahlte. Aber ziemlich gut ging es an diesem Abend sowieso allen Beteiligten. Haenchen führte mit federndem Charme, und seine Musiker, die ja nach der Pause immerhin siebzig Minuten am Stück auf den Füßen waren, lieferten unverdrossen perlend-virtuose Soli und luftiges Tutti-Gestrick. Unverkrampfte gute Laune; sollte man die Berliner Truppe nicht vielleicht für Leipzigs Olympiabewerbung...? Na ja, geschenkt...

Gerald Felber