..." Völlig unverhofft hat sich dem Festival hier – Glück im Unglück – mit dem zweiten Ersatz-Mann dieses Sommers ein möglicher Ausweg aufgetan. «Parsifal»-Dirigent Hartmut Haenchen, kurzfristig für Andris Nelsons eingesprungen, führte nämlich bei seinem
rettenden Dirigat eindringlich vor, dass eine solche ästhetische Weiterentwicklung beispielsweise in der Besinnung auf die Aufführungstraditionen und -bedingungen zu Lebzeiten Wagners liegen könnte. Mit einer im Notentext an vielen Stellen revidierten, fliessenden und klanglich merklich verschlankten Lesart, die erstmals in der Geschichte Bayreuths konsequent Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis aufgreift, zeigt Haenchen überdies einen Weg aus der immer spürbarer um sich greifenden Krise des Wagner-Gesangs: Durch die zurückgenommene Dynamik wird unversehens
ein aus dem Text gezeugtes, nuanciertes Singen jenseits des verbreiteten Dauer-Forcierens möglich. Man kann nur hoffen, dass Katharina Wagner mit diesem Pfund wuchern und Haenchen in den kommenden Jahren die Gelegenheit zur Vertiefung seines Ansatzes geben wird."...
Christian Wildhagen
Ganze Rezension